Clavia Nord Drum 2 im Test
Zur Musikmesse 2012 hatte Clavia mit ihrem dort vorgestellten Nord Drum die Drum-Synthesizer-Freunde in zwei Lager gespalten: Einerseits umwerfender Sound, andererseits konzeptionelle Handicaps, die eine perfekte Einbindung ins Keyboard-Setup nicht immer ganz einfach machten. Wir wollen sehen, ob der brandaktuelle Nachfolger der legendären Nord Drum von Clavia an den entscheidenden Punkten aufholen kann.
Schon unser Test des Nord Drum in KEYBOARDS 3.2012 konnte zeigen, wie gelungen Clavia zwei ihrer technologischen Standbeine miteinander kombiniert hat: Der Nord Drum verband (und verbindet) Clavias Meisterschaft im Bau von Analog-Modeling- und FM-Klangerzeugern mit der hohen Kunst der E-Drum-Entwicklung. Die klanglichen Qualitäten und die nuancierte Umsetzung unterschiedlichster Trigger-Signale gelangen im Falle Nord Drum beispielhaft – daran hat sich auch beim aktuellen Nachfolgemodell glücklicherweise nichts geändert. Knackpunkte des Konzepts waren jedoch die recht rudimentäre MIDI-Implementation und vor allem die Beschränkung auf nur einen Mono-Out für sämtliche vier Sound-Channels. Während für Live-Drummer und Perkussionisten dieser Umstand sicher tragbar ist, konnte sich die Keyboarder- und Studio-Fraktion mit dem kleinen roten Klangmonster entsprechend schwer anfreunden. Nun legt Clavia nach nicht einmal zwei Jahren den Nord Drum 2 nach.
ALLES NEU?
Der Nord Drum ist ein Modeling-Drum/Percussion-Synthesizer. Samples sind nicht im Spiel. Die Klangerzeugung ist für das Erzeugen von Drum- und Percussion-Sounds optimiert und beschränkt sich auf entsprechende Parameter. Zentrales Feature ist die optimal schnelle und wirkungsvolle Umsetzung der Spieldynamik, wobei Drum-Pads verschiedenster Bauart und Hersteller ebenso überzeugende Ergebnisse liefern sollen wie Audio-Trigger oder MIDI-Daten. Diesen Anspruch bedient auch der Nord Drum 2 perfekt. Die Trigger-Ins lassen sich äußerst praxisgerecht konfigurieren, und sie verarbeiten so ziemlich alles, was sich auch nur entfernt als Trigger-Quelle eignet oder missbrauchen lässt. Die Klangerzeugung wurde von vier auf sechs parallele Sounds erweitert. Das Prinzip der drei Klangkomponenten „Tone“ (Body), „Noise“ sowie „Click“ wurde beibehalten und um zusätzliche Parameter erweitert. So finden sich jetzt im Tone-Bereich 33 anstelle von 17 Wellenformen sowie weitere Filtermodelle. Ein „Clap-Effekt“ triggert den Attack-Anteil mehrfach. Alternativ liefert eine LFO-Modulation Shaker ähnliche Klänge – sehr gelungen! Distortion, EQ und (Pseudo)-Delay-Effekt mit Tap-Tempo sind ebenfalls neu an Bord und vervollständigen die Klangerzeugung sinnvoll. Instrumente lassen sich zudem gruppieren und gemeinsam bearbeiten.
SCHRAUBEN, LEICHT GEMACHT?
Das gestiegene Parameter-Angebot bleibt nicht ohne Auswirkungen auf das Bedienkonzept. Zu der bisherigen Dreifachbelegung der Taster hat sich eine weitere Funktionsebene gesellt, die durch ein fünftes Level für globale Parameter ergänzt wird. Glücklicherweise ist dieses Konzept nach wie vor sehr stringent umgesetzt und deshalb noch immer recht schnell und problemlos zu durchschauen. Entsprechend der Clavia-Tradition genügt die Qualität von Gehäuse und Bedienelementen höchsten Ansprüchen. Etwas ärgerlich ist das deutlich vernehmbare Zipper-Noise von Master- und Mix-Levels. Hier lässt sich sicher Abhilfe schaffen. Der Nord Drum 2 ist gegenüber seinem Vorgänger ein wenig in die Breite gewachsen, aber immer noch sehr kompakt. Große Mühe haben sich die Clavia-Ingenieure beim Vervollständigen der MIDI-Implementation gegeben. Der Nord Drum 2 sendet und empfängt jetzt MIDI-Controller für die meisten Parameter, wobei sich alle sechs Sounds auf eigenen Kanälen ansprechen lassen. Software-Updates und der Preset-Austausch funktionieren problemlos via MIDI-Dump. Der Preset-Speicher ist auf nunmehr 400 Kits angewachsen. Eine direkte Anwahl ist nur via MIDI möglich. Die Werksprogramme liefern einen aussagekräftigen Überblick über die klanglichen Fähigkeiten des Nord Drum 2. Druck und Präzision der Sounds sind enorm, die Bandbreite deckt wuchtige Synth-Sounds à la Simmons ebenso ab wie „Tuned Percussion“ aller Art. Der Grundcharakter der Sounds ist hart und knochentrocken.
Nach seiner Runderneuerung erscheint der Nord Drum ein ganzes Stück erwachsener. Die ohnehin großartige Klangerzeugung wurde mittels interessanter Details weiter perfektioniert, ohne das Instrument dabei unbedienbar werden zu lassen. Klangqualität und Flexibilität lassen keine Wünsche offen und prädestinieren das Instrument als ideale Ergänzung zum Akustik-Drumset oder Sample basierten Setup. Dank vervollständigter MIDI-Implementation ist der Nord Drum 2 nun auch für Keyboarder oder Studiofrickler deutlich interessanter geworden. Einzel-Outs, das entscheidende Manko des ersten Modells, verbleiben zwar weiterhin auf der Wunschliste, immerhin verfügt Nord Drum 2 aber nun über einen Stereo-Out mit editierbarem Panning für jedes Instrument – ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Wer hoch dynamische und kompromisslos knackige Synth-Drums und Percussion liebt, sollte den neuen Nord Drum 2 unbedingt antesten – ein echter Knaller!
+ exzellenter und flexibler Sound
+ verarbeitet zuverlässig verschiedenste
Trigger-Signale
+ erstklassige Hardware
+ praxisnahe Verbesserungen gegen¸ber
dem Vorgänger
– noch immer keine Einzel-Outs
– Zipper-Noise bei Level-Parametern
Hersteller/Vertrieb: Clavia / Soundservice
Internet: www.nordkeyboards.com // www.sound-service.eu
UvP/Straßenpreis: € 593,00 / ca. € 500 (Nord Pad in Revision 6: € 355 / ca. € 290)