Chaosseqzenzer-App Sector im Test (iPad)
Neben herkömmlichen Producing-Methoden und Sounds ist die elektronische Musik auch immer auf der Suche nach Innovationen und experimentellen Klangerzeugern. Sector ist so ein ungewöhnliches Tool für das iPad und bietet Sequenzing nach dem Prinzip des Chaos.
Los geht’s
Dabei sind die Grundprinzipien von Sector eigentlich alles andere als unbekannt: im Prinzip habt ihr einen Kreissequenzer mit zwei bis 32 Sektoren vor euch, die jeweils mit Samples gefüllt werden. Die laufen ohne Eingriffe auch wie einem herkömmlichen Ringsequenzer reihum und spielt die einzelnen Slices ab. Das verdeutlichen Pfeile, die jeweils auf das nächste Sample zeigen. Aber dann! Anschließend könnt ihr neue Pfeilverbindungen setzen, die neben den bereits bestehenden wirken. Zuletzt wählt ihr noch die Wahrscheinlichkeit mit der jeweils einer der Pfeile angesteuert wird.
Das Resultat: sollte die Sequenz an dem Sample ankommen, bei dem ihr gerade einen neuen Pfeil gesetzt habt, entscheidet der Zufall, wie es weiter geht. So „routet“ ihr quasi die Sequenz immer weiter, setzt neue Verbindungen, ändert Wahrscheinlichkeiten, verschiebt das komplette Routing etwa um 90 Grad und vieles mehr. Die Theorie hinter dem Sequenzer-Prinzip von Sector nennt sich Markow-Kette und ist ein spannender mathematischer Prozess. Wen der Hintergrund interessiert, ist der Wikipedia-Artikel wärmstens empfohlen!
Etwas Ordnung bekommt ihr in euren Ringsequenzer etwa über einen paralell laufenden „normalen“ Stepsequenzer, über den ihr festlegt, zu welchem Zeitpunkt eine bestimmte Stelle in der Kreissequenz sicher abgespielt werden soll. Dann „springt“ die Sequenz automatisch an diese Stelle. Das ist wichtig, wenn ihr etwa trotzdem eine Base auf der eins und eine Snare auf der drei haben wollt.
In Aktion
Doch genug Theorie, wie klingt das ganze? Kommt ganz darauf an! Soundtechnisch können die mitgelieferten, zumeist percussiven Presetsounds von Sector überzeugen. Diese wählt ihr immer als komplettes Set aus. Eigene Samples lassen sich via AudioShare verwenden. Eine Warp-Sektion gibt euch dann noch einmal Möglichkeiten an die Hand, eure Sounds zu verfremden.
Wenn ihr dann mit der App weiter vertraut seid, klingt das alles verdammt organisch und ist gerade für Dubstep oder Drum and Bass eine wahre Freude. Auch in anderen Genres der elektronischen Musik findet Sektor ebenfalls ein Zuhause; das klingt dann mal glitchig, hängt und rattert oder verfremdet zum Beispiel Vocals stark.
Klangkünstler und solche die es werden können finden in dem ungewöhnlichen Ansatz ein neues Tool, um an neuen Ideen zu schrauben. Für den Livebetrieb ist die App dank klarem User Interface und schlüssiger Bedienung gut zu gebrauchen. Eure Kreationen, die ihr eventuell vorher im Studio erstellt habt, lassen sich komfortabel speichern und abrufen.
Fazit
Sektor bringt definitiv Chaos in die Sequenzer-Welt und das ist gut so. Das Konzept ist spannend und mit etwas Übung beherrschen auch Neueinsteiger das Prinzip sehr gut. Die Bedienung sollte auch im etwas hektischeren Livebetrieb gut funktionieren. Eine Empfehlung für alle, die elektronische Musik machen und einmal etwas neues ausprobieren wollen.
App-Info (Stand 18. September 2016):
Daten: iPad / 9,8MB / 8,99€ / Version 1.1