Beats im Browser
Bisher war es eigentlich klar: Beats für Dance- oder HipHop-Tracks entwickelt man in einer DAW oder mit einer Groovebox / Drummaschine. Über eine andere Lösung brauchte man nicht nachzudenken. Oder doch? Seit einiger Zeit etabliert sich ein neuer Weg: Browser-basierte Groove-Apps.
Die Grundidee ist eigentlich naheliegend. Eine weltweite verbreitete Softwareumgebung bietet die Basis für Format-unabhängige Tools, die von allen gleichermaßen genutzt werden können. So tauchten nach und nach Drummaschinen, Synthesizer und sogar Mini-DAWs auf. Während für Synthesizer die Einbindung in eine Produktion noch ein echtes Problem darstellt, bieten Drum- und Groove-Tools in aller Regel eine Möglichkeit, die Beats intern aufzunehmen und als WAV- oder mp3-Datei zu exportieren.
Kleine Haken gibt es jedoch. Viele der Instrumente sind für den wenig beliebten Browser Google Chrome optimiert, doch die meisten Anwendungen laufen inzwischen auch auf Mozilla Firefox. Die meisten Anwendungen sind zwar kostenlos, dafür aber mit einer Registrierung (Nutzerdaten) verbunden. Auf dem jetzigen Stand sind die Browser-Instrumente für große Musikproduktionen zwar noch nicht vollends geeignet. Erweiterte Export- und Link-Funktionen zu DAWs müssen die nächsten Schritte sein.
Aber um einfach zwischendurch ein paar Sachen auszuprobieren, Ideen zu entwickeln und Loops zu produzieren, die man dann als Audioclips in der DAW nutzen kann, finden sich mittlerweile wirklich nützliche Tools.
Im Folgenden haben wir ein paar der interessantesten Groove-Maschinen für euch zusammengestellt. Um auf die entsprechenden Webseiten zu gelangen, müsst ihr einfach nur auf die Zwischenüberschriften klicken.
Roland 50 Studio
Roland feiert dieses Jahr seinen 50. Geburtstag. Das zuerst 808303.studio genannte Projekt wird nun Schritt für Schritt erweitert. Die Basis ist eine Emulation der Kult-Instrumente TR-808 und TB-303. Deren Funktionsumfang wurde zwar etwas begrenzt, doch lassen sich hier Beats und Basslines frei programmieren und es gibt auch eine Random-Funktion. Kürzlich wurde das Studio um eine SH-101 ergänzt, die sogar über einen Arpeggiator verfügt.
Ein programmiertes Pattern oder eine ganze Performance inkl. Mutes und Reglerbewegungen lässt sich aufzeichnen und anschließend als mp.4-Datei heruntergeladen oder es kann gleich in sozialen Medien gepostet werden.
Das Roland 50 Studio wird noch wachsen, mindestens vier Slots für weitere Instrumente sind vorhanden, in denen ein Countdown bis zum Freischalten des betreffenden Instrumentes läuft. Was mag noch kommen? 909, 727 … ?
WebSynths Grooves
Grooves ist eine Sample-basierte Drummaschine mit einer zusätzlichen Melodiespur. Für jedes Sample-Instrument sind vielfältige Editiermöglichkeiten vorhanden: Start- und Endpunkt, Hi- und Lowpass-Filter, Pitch mit Modulation und ein Bus-System für Effekte. Es lassen sich Pattern mit bis zu 64 Steps und sogar Songs erstellen. Das Aufnehmen und Exportieren der Beats ist aber nur nach einer Registrierung möglich, die jedoch kostenlos ist. Dann stehen aber auch weitere Sample-Packs zur Verfügung. Es ist auch eine Förderung des Projektes als Patreon möglich.
Tahti.studio
Tahti erinnert mit seinen runden Tasten ein wenig an die erste Version des Elektron Octatrack. Hier gibt es acht Slots für Samples aus vorbereiteten Librarys, aber man kann auch eigene Samples von seinem Rechner laden. Die Editiermöglichkeiten sind sogar noch umfangreicher als bei WebSynths Grooves, vor allem bei den Effekten und Modulatoren. Außerdem gibt es eine Master-Sektion mit Kompressor und weiteren Effekten. Im Sequenzer kann jede Spur eine eigene Länge (Polyrhythmik) von bis zu vier Takten sowie eine eigene rhythmische Auflösung haben. Die Pattern lassen sich zum späteren Weiterarbeiten speichern oder als WAV-Dateien mit verschiedenen Einstellungen rendern.
Wavetracing SP950
SP950 Web basiert auf dem gleichnamigen VST3/AU-Plugin und ist eine Sound Procession-App zur Bearbeitung von Samples. In acht Slots lassen sich eigene Samples laden, die dann mit einer Emulation der E-MU SP-1200 den markanten LoFi-Charakter bekommen, der speziell mit Down-Pitchen entsteht. Darüber hinaus ist auch ein Lowpass-Filter im Stil des Vintage-Samplers Akai S950 vorhanden. Die Samples lassen sich mit diesen Einstellungen sowie einstellbarer Bit Rate und Sampling-Frequenz dann als WAV-Dateien exportieren. Die App soll noch weiterentwickelt werden und einen graphischen Stepsequenzer, einen Sample-Editor, Sample Slicing, einen Mixer, MIDI-Features und mehr erhalten. Auch eine Desktop-Version ist in Arbeit. Für LoFi-Fans lohnt es sich, die App im Auge zu behalten.
Wambox
Wambox hat zwar den Charme einer Windows95-Anwendung, ist aber ein richtige Drummaschine. Es gibt 32 Drumkits mit je 8 Samples, die teils von bekannten Drum-Klassikern stammen. Jeder Sound kann in ein paar Parametern editiert sowie mit Reverb und Delay versehen werden. Pattern können bis zu 4 Takte lang sein und es gibt eine Swing-Funktion. Für Neulinge bietet die Webseite über 50 Beispiele für unterschiedliche Beat-Styles.