ARP Avatar: Ein legendärer Gitarren-Synthesizer

Arp Avatar Oberfläche

ARP Avatar: Das Nemesis-Projekt – Ein legendärer Gitarren-Synthesizer

Die Geschichte des ARP Avatar

In den 1970er Jahren war ARP eine der erfolgreichsten Synthesizer-Marken der USA. 1977 erwirtschaftete das Unternehmen rund sieben Millionen US-Dollar Umsatz. Doch während ARP-Gründer Alan R. Pearlman eigentlich wenig für Popmusik übrig hatte, feierte er mit Stars wie Stevie Wonder und Diana Ross exklusive Partys. Dabei gerieten wichtige Unternehmensaspekte aus dem Fokus – insbesondere die Finanzlage. ARP war stark von Krediten abhängig, und interne Machtkämpfe zwischen Pearlman und dem jungen Ingenieur David Friend belasteten das Unternehmen zusätzlich.

Ein ambitioniertes Projekt, der polyfone Synthesizer ARP Centaur, scheiterte. Von ihm existieren lediglich zwei Prototypen, da massive technische Probleme auftraten. Stattdessen wurde das Projekt zugunsten des ARP Avatar eingestellt – einem Gitarren-Synthesizer, der unter Friends Leitung entstand.

ARP Avatar Winkelansicht
Foto: Bernhard Loesener

Die Entwicklung des ARP Avatar

David Friend war überzeugt, dass der Markt für Gitarren-Synthesizer größer sei als der für Keyboards. Obwohl Pearlman dagegen war, setzte sich Friend durch und wurde 1977 neuer ARP-Präsident. Der Avatar wurde schließlich für rund 3.200 US-Dollar auf den Markt gebracht. Doch trotz seiner Innovation erwies sich das Produkt als finanzieller Misserfolg. ARP nahm zwar eine Million US-Dollar mit dem Verkauf ein, hatte aber zuvor vier Millionen in die Entwicklung investiert.

Das Unternehmen konnte sich von diesem Fehlschlag nicht erholen und meldete am 11. September 1981 Konkurs an – ein schicksalsträchtiges Datum, das Verschwörungstheoretiker zu wilden Spekulationen anregte.

Berühmte Nutzer des ARP Avatar

Obwohl nur rund 300 Stück zwischen 1977 und 1979 produziert wurden, nutzten einige prominente Musiker den ARP Avatar. Dazu gehörten unter anderem:

  • Mike Rutherford (Genesis)
  • Jimmy Page (Led Zeppelin)
  • Pat Metheny (der allerdings den Roland GR-300 bevorzugte)
  • Walter Becker (Steely Dan)

Design und Bedienung

Der ARP Avatar besitzt ein stabiles Metallgehäuse im charakteristischen schwarz-orangenen ARP-Design der späten 1970er Jahre. Die Bedienelemente sind übersichtlich angeordnet, und die Anschlüsse für die Gitarre sowie diverse Fußschalter befinden sich gut erreichbar auf der Vorderseite.

Technische Besonderheiten: HEX & FUZZ

Eine der Innovationen des ARP Avatar war das hexaphonische Pickup, das die Signale aller sechs Gitarrensaiten einzeln verarbeiten konnte. Diese wurden an einen Multiplexer weitergeleitet, der den letzten gespielten Ton an das Pitch-to-Voltage-Modul übergab. Da der Avatar monophon ist, wurde stets der lauteste Ton in ein Steuersignal für den Synthesizer umgewandelt.

Darüber hinaus verfügte jede Saite über einen eigenen Vorverstärker und eine Verzerrer-Schaltung. So konnte man neben dem reinen Synthesizer-Sound auch das Originalsignal der Gitarre oder einen zuschaltbaren Fuzz-Effekt nutzen.

Klangerzeugung

Die analoge Klangerzeugung des ARP Avatar basiert auf dem ARP Odyssey. Zwei spannungsgesteuerte, synchronisierbare Oszillatoren liefern Sägezahn- und Rechteckwellen mit modulierbarer Pulsbreite. Je nach Spielweise kann der Synthesizer zweistimmig oder parafon genutzt werden.

Zur Klangformung stehen ein LFO mit Sinus- und Rechteck-Wellenform sowie zwei Hüllkurven mit ADSR- und AR-Charakteristik zur Verfügung. Weitere kreative Soundmöglichkeiten bieten ein Noise-Generator, ein Ringmodulator und ein leistungsfähiger Sample & Hold-Generator. Letzterer erlaubt das Mischen zweier Eingangssignale (VCO 1, VCO 2 oder Noise).

Filterseitig verfügt der Avatar über ein 4-Pol-Lowpass-Filter und ein zusätzliches Hochpass-Filter ohne Resonanz. Sequenzerartige Sounds lassen sich mit der Repeat-Funktion, die die Hüllkurve per LFO triggert, erzeugen.

ARP Avatar Bedienoberfläche
Foto: Bernhard Loesener

Soundcharakteristik

Schon beim ersten Anspielen wird deutlich: Der ARP Avatar klingt kraftvoll, druckvoll und durchsetzungsfähig – ganz im Stil des Odyssey. Er kann sowohl scharf und bissig sägen als auch warm und weich klingen. Durch den Ringmodulator sind auch experimentelle Klänge möglich.

Die Oszillatoren sind stimmstabil und liefern auch ohne zusätzliche Modulation einen vollen, druckvollen Klang.

Modifikationen und Erweiterungen

Aufgrund seines großzügigen Gehäuses eignet sich der ARP Avatar hervorragend für Modifikationen. Viele Nutzer haben ihn mit zusätzlichen Anschlüssen ausgestattet oder ihn sogar in einen halbmodularen Synthesizer verwandelt – mit Features, die an den legendären ARP 2600 erinnern.

ARP Avatar Rückseite
Foto: Bernhard Loesener

Fazit

Der ARP Avatar war seiner Zeit voraus. Obwohl er kommerziell scheiterte, blieb er eine faszinierende Synthesizer-Legende. Seine innovative Technik, sein kraftvoller Sound und sein einzigartiges Konzept machen ihn bis heute zu einem begehrten Sammlerstück.


Kurz & Knapp:

  • Der ARP Avatar (1977) war einer der ersten Gitarren-Synthesizer.
  • Er basierte auf der Klangerzeugung des ARP Odyssey.
  • Trotz bahnbrechender Technik blieb der Erfolg aus – nur ca. 300 Stück wurden produziert.
  • Bekannte Nutzer: Jimmy Page, Mike Rutherford, Pat Metheny, Walter Becker.
  • Besondere Features: Hexaphonisches Pickup, Fuzz-Effekt, leistungsfähige Klangformung.
  • Heute ist der ARP Avatar ein begehrtes Sammlerstück und Modding-Objekt.

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