Das analoge Schlachtschiff aus 2001

Analoger Synthesizer: Alesis Andromeda A6 im Test

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Alesis Andromeda
(Bild: Dieter Stork)

Es gab nicht viele Synthesizer, bei denen ich voller Spannung die ersten Fotos bestaunt habe und es kaum erwarten konnte, ihn unter die Finger zu kriegen. Eine analoge Klangerzeugung kombiniert mit allen Features, die einen Synthesizer komfortabel machen: 16 Stimmen, Multimode, Unisono-Modus, MIDI, Effekte und eine riesige Oberfläche mit Grafikdisplay. Klangqualität ohne Kompromisse, und vielleicht der erste richtige Nachfolger der Moog- und Oberheim-Klassiker?

Viele werden die analogen Synthesizer-Legenden lediglich aus Gebrauchtmarktpreislisten und Auktionen kennen. Die Ahnen zu kennen, wiegt lange nicht so schwer, haben doch längst virtuell-analoge Digital-Synthesizer oder Soft-Synths ihren Platz eingenommen. Komplette MIDI-Automation, Stimmstabilität, ein umfangreicher Multimode und alle möglichen Zusatzfunktionen sparen eben jede Menge Zeit. Zumal die klanglichen Unterschiede im Endmix oft minimal sind – will man meinen.

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Vielleicht gehören Sie jedoch zu den Leuten, die sich bis heute nicht von ihrem Minimoog trennen konnten. Egal, wie oft sie ihn stimmen oder reparieren mussten – sein Sound hat etwas Besonderes. Keine digitale Simulation ist bis jetzt ganz perfekt, und so drückt und schiebt ein analoger Synthesizer oft ein wenig mehr als moderne Pendants. Für alle Puristen und Liebhaber analoger Sounds wurde der Alesis Andromeda gebaut. Im Gegensatz zu virtuell-analogen Synthesizern, die zu großen Teilen auf Standard-DSPs und ausgefuchster Programmierung beruhen, sind es hier analoge Chips, die Alesis extra für den A6 entwickelte. Ein 12dB-Filter wurde dabei den legendären SEM-Filtern nachempfunden, das 24dB-Filter verfügt über eine Moog-Charakteristik.

Gut Aussehen

Das Design unterstreicht seine Einzigartigkeit: Werfen Sie einen Blick auf die Fotos, und Sie wissen, was ich meine. Das Auge hört ja schließlich mit, und hier macht der Andromeda auf Anhieb Eindruck. Auf der linken Seite liegen die LFOs und die beiden Oszillatoren, in der Mitte thront ein großes Display, und rechts residieren die Sektionen der zwei Filter und drei Hüllkurven. Neben der 5-Oktaven-Tastatur mit Aftertouch, Pitch-Bend- und Modulationsrad gibt es noch einen langen Ribbon-Controller. Auf der Rückseite finden Sie ein MIDI-Trio (In/Out/Thru), zwei Stereoausgänge, drei Pedal-Eingänge, einen Karten-Slot für eine RAM-Karte und den Netzanschluss. Zusätzlich hat Alesis 16 Ausgänge angesiedelt, die sich paarweise einen Stereoausgang teilen. Hier können Sie jede Stimme des Andromeda einzeln abgreifen, doch dazu später mehr. Drei Mono-Audioeingänge ermöglichen das Filtern und Bearbeiten externer Signale, jeweils ein CV-Eingang für Cutoff und Tonhöhe erlauben auch die Modulation durch analoge Step-Sequencer. Wenn Sie es nicht besser wüssten, könnten Sie den Andromeda für einen riesigen VA-(virtuell-analog)Synthesizer halten. Die Knöpfe und Taster arbeiten – genau wie bei den virtuellen Kollegen – mit dem Display zusammen. Sie verändern einen Wert und sehen die Änderung als Klartext im Display. In jeder Sektion gibt es zusätzliche VIEW-Taster, mit denen Sie auch die versteckten Parameter sichtbar machen. Diese bedienen Sie dann über acht Regler und Soft-Buttons unterhalb des Displays. Um die Bedienung analog zu halten, wurden die Wertebereiche beim A6 sehr fein aufgelöst. Schließlich ist die Klangerzeugung echt analog und erlaubt daher beliebig kleine Zwischenschritte. Steuern Sie den A6 über MIDI, müssen Sie daher mit einem weitaus größeren MIDI-Datenstrom rechnen. Dieser lässt sich in mehreren Schritten ausdünnen, sodass sie trotzdem ohne Timingschwierigkeiten arbeiten können.

Analoge Tücken

Ein echter analoger Synthesizer hat ja so seine Tücken. 16 Stimmen gibt es im A6, jede davon wird im Multimode „dynamisch“ genutzt: mal für einen polyphonen Sound, danach für einen monophonen Bass oder eine Fläche. Das stellt hohe Anforderungen an die Entwickler, da 16 monophone Synthesizer laufend anders kombiniert werden müssen und trotzdem keine groben Sound-Abweichungen haben dürfen.

Aber nicht diese Abweichungen werden bei analogen Schaltungen schnell zum Problem, auch die Tonhöhe blieb bei Temperaturschwankungen nicht konstant. Nach dem Einschalten mussten Sie bei den ersten Analogsynths das Gerät zunächst stimmen, dann hielt die Stimmung, wenn man Glück hatte, ein paar Stunden. Auch hier ist der A6 eine Generation weiter: Ein im Hintergrund funktionierendes Background-Tuning stimmt laufend die momentan nicht benutzten Stimmen nach, außerdem sorgen Temperaturmesser im Gerät für den Ausgleich von Schwankungen. Wenige Minuten nach dem Einschalten drücken Sie zwei Mal kurz auf den Knopf AUTO TUNE des Andromeda, hinter dem sich die Kalibrierung der analogen Schaltkreise befindet. Nach einer kurzen Kaffeepause von zwei Minuten ist der A6 dann bereit für den stundenlangen Einsatz. Von nun an aktiviert sich das automatische Tuning im Hintergrund, und so verhält sich der Andromeda für den Rest des Tages wie ein ganz normaler Digital-Synthesizer. Minimale klangliche Abweichungen zwischen den einzelnen Stimmen gibt es natürlich auch hier, sonst müsste man den Aufwand für eine analoge Klangerzeugung gar nicht betreiben. Wenn Sie dem Direktvergleich mit zwei virtuell-analogen Synthesizern auf der KEYBOARDS-CD lauschen, werden Sie diese kleinen Sound-Variationen auch hören. (Die Daten findest du hier.)

Auch das Konzept der Einzelausgänge des A6 ergibt sich durch die analogen Schaltungen. Jede Stimme ist für sich genommen ein kompletter monophoner Synthesizer, der seinen eigenen Einzelausgang hat. In einem Multimode-Setup können Sie jetzt bestimmen, wie ein Sound diese Stimmen nutzt. Ist es ein monophoner Sound, verhalten sich die Einzelausgänge daher so, wie Sie es von anderen Synthesizern kennen. Einen polyphonen Sound spielen Sie dann über die zwei Stereoausgänge, zwei Stimmen können sich eben keinen Einzelausgang teilen.


Kurz-Review

PRO

Der Sound des Andromeda ist einfach voluminös. Die Filter kommen den Originalen recht nahe und klingen hervorragend. Wem virtuell-analog einfach nicht analog genug ist, sollte sich den A6 unbedingt anhören.

CONTRA

Die Bedienung könnte an manchen Stellen übersichtlicher gestaltet werden. Die Display-Grafik hängt den hörbaren Parametern oft hinterher. Auch die LFO-Geschwindkeit sollte noch ein wenig zulegen. Angesichts der momentanen Lage bei Alesis bleibt nur zu hoffen, dass der A6 weiter optimiert und entwickelt wird.


Oszillatoren

Der ganze Aufwand lohnt sich natürlich nur, wenn das klangliche Ergebnis nachher auf der ganzen Linie überzeugt. Es muss irgendwie noch besser klingen als die besten digitalen Simulationen, sonst hat es außer dem Prestigegewinn unter Elektronik-Freaks keinen Vorteil. Zwei Oszillatoren gibt es pro Stimme im Alesis A6. Jeder Oszillator bringt dabei seinen eigenen Sub-Oszillator mit und kann mehrere Wellenformen gleichzeitig erzeugen. Pulswelle, positiver und negativer Sägezahn, Dreieck und Sinus. Der Sub-Oszillator ist immer eine Oktave tiefer gestimmt und erzeugt eine Rechteck-Wellenform. Beide Oszillatoren lassen sich gegeneinander verstimmen und in ihrer Tonhöhe einstellen. Zusätzlich gibt es noch einen NOISE-Generator. Interessant sind gerade bei analogen Synthesizern SYNC-Sounds. Beim A6 gibt es zwei Varianten: HARD und SOFT. Genauso klingen sie auch, und insbesondere die harte Variante erzeugt brachiale Sounds. Im Direktvergleich versagen hier viele virtuell-analoge Synthesizer. Bei FM-Sounds gilt im Prinzip das Gleiche, dank der analogen Bauweise gibt es aber einen kleinen Haken. Winzige Veränderungen des FM-Amounts äußern sich per Definition sofort in weitaus größeren Tonhöhenschwankungen. Der FMAmount variiert von Stimme zu Stimme marginal, daher eignet sich der FM-Bereich eher für Effekt-Sounds. Sollten Sie einmal einen Science-Fiction-Film nachvertonen: diese Sounds kann der Alesis perfekt. Zusätzlich zu FM mit den Oszillatorwellenformen gibt es für den ersten Oszillator auch noch FM mit Noise. Hiermit erzeugen Sie beispielsweise die teuren Noise-Sounds aus dem Multimode-Demo der Hörbeispiele.

Alesis Andromeda
Knöpfe so weit das Auge reicht, hier die Oszillator-Sektion: Die Pegel der beiden Oszillatoren, ihrer zugehörigen Suboszillatoren, des Ringmodulators sowie einer weiteren Quelle werden im so genannten Pre-Filter Mix zu einem Monosignal zusammengefasst und an die Filtersektion geschickt. (Bild: Dieter Stork)

Klanglich überzeugen die Oszillatoren auf der ganzen Linie. Sie klingen druckvoll, höhenreich und ausgewogen. Durch den Sub-Oszillator sind auch sehr wuchtige Bässe kein Problem. Ebenfalls gelungen ist übrigens die leichte Verzerrung beim Aufdrehen der Oszillatorlautstärke. Aktivieren Sie nur Sinus- und Dreieckwellenformen, kann der A6 in Kombination mit einem Highpass-Filter sehr schneidende Sounds erzeugen. Bei einem einfachen Sägezahn-Bass bemerken Sie die Verzerrung nicht so stark, aber sie färbt auch hier ein wenig den Gesamtsound.

Filter

Besonders die Bässe brauchen gute Filter, und diese sind beim A6 herausragend. Zwei Stück gibt es pro Stimme: eines mit 12dB und dem Charakter der Oberheim-SEM-Filter nachempfunden, sowie eines mit 24dB in Moog-Charakteristik. Letzteres ist immer ein Lowpass-Filter, das 12dB-Filter besitzt zusätzlich je eine parallele High- und Bandpass-Schaltung. Alle Filterausgänge gelangen zu einem Filtermixer. Hier mischen Sie beispielsweise das 12dB-Bandpass-Filter mit dem 24dB-Lowpass-Filter oder erzeugen eine Mixtur aus allen vier Filtertypen. Zusätzlich können Sie hier den Ringmodulator und die Sinus-Wellenformen der Oszillatoren hinzumischen. Besonders Highpass-Sounds oder fiepende Resonanz-Sounds erhalten dadurch ihren Biss.

Der Sound dieser Filterkombination ist sehr variabel. Einen etwas höhenreicheren Lowpass-Charakter erhalten Sie beispielsweise durch das Hinzumischen des Bandpass-Filters. Von käsigen, dünnen Sounds bis zu fetten analogen Bässen ist hier alles drin. Cutoff und Resonanz lassen sich bei beiden Filtern selbstredend modulieren, aber auch das Mischverhältnis zwischen allen vier Ausgängen ist modulierbar. Dadurch können Sie einen höhenreicheren Attack über das Bandpass-Filter realisieren und gleichzeitig den Charakter des Lowpass-Filters behalten.

Dem direkten Vergleich mit den Vintage-Vorbildern halten die Filter stand. Sie kommen ihnen oft recht nahe, durch die Filterkombinationen klingt der A6 aber trotzdem eigenständig.

Hier findest du den Vintage-Park-Artikel von Bernhard Lösener aus 2018 zum Andromeda.

Hüllkurven und LFOs

Einen großen Bereich auf der Oberfläche des A6 nehmen die Knöpfe der drei Hüllkurven ein. Eine Hüllkurve ist der Tonhöhe, eine den Filtern und eine der Lautstärke zugeordnet. Selbstverständlich sind auch völlig freie Zuweisungen möglich. So können Sie die Pitch-Hüllkurve beispielsweise auch zur Überblendung zwischen zwei Filtertypen einsetzen.

Während die meisten Synthesizer nur ADSR-Hüllkurven besitzen, wurden die Hüllkurven des Andromeda um eine zusätzliche Decayund Release-Phase erweitert. Zwei Level-Regler verändern außerdem den Level zwischen den beiden Decay- und Release-Segmenten. Als wenn das noch nicht genug wäre, können Sie für jedes einzelne Segment die Charakteristik bestimmen: Beispielsweise einen logarithmischen Attack kombiniert mit einem linearen Decay. Schade nur, dass die Sustain-Phase keine automatische Abkling-/Anstiegsregelung besitzt. Die hätte ich nämlich auch noch gerne gehabt, so müssen Sie sich hier mit Modulationen oder der zweiten Decay-Phase behelfen.

Alle Hüllkurvenparameter können moduliert und auch einzeln als Modulationsquelle genutzt werden. So können Sie einen noch knackigeren Attack beispielsweise mit der Modulationsquelle ENV1 DECAY1 realisieren. Die Hüllkurven besitzen außerdem frei definierbare Loop-Punkte und können dadurch auch als LFO eingesetzt werden. Leider ist das umgekehrt noch nicht möglich: Die drei LFOs bieten zwar viele Möglichkeiten, lassen jedoch einen Singleoder Envelope-Modus vermissen. Die Wellenformen der LFOs lassen sich sehr schön verbiegen. So können Sie ein Dreieck zu einem Sägezahn morphen oder bei einem Rechteck die Pulsweite einstellen.

Zusätzlich zu den LFOs gibt es noch einen Sample&Hold-Modulator, der außer zur Erzeugung von Zufallswerten auch als StepModulator mit einer Hüllkurve ganz gut eingesetzt werden kann. Ein großes Manko bei den Modulationen ist die Geschwindigkeit. Diese hätte insbesondere bei den LFOs noch ein wenig schneller ausfallen dürfen, um auch Modulationen im Audiobereich zu ermöglichen. Die Hüllkurven hätten nach meinem Geschmack auch einen etwas härteren Attack vertragen; ein Minimoog knackt hier doch ein bisschen mehr. Da der Synthesizer sich trotzdem problemlos durchsetzen kann, klingen manche Sounds auf dem A6 einfach runder. Der knallige Attack der besseren VA-Synthesizer klingt im Direktvergleich fast ein wenig nach Plastik.

Alesis Andromeda
Der Display-Aufbau zeigt sich gerne etwas träger als die flotte Umschaltung der Sounds und Edit-Parameter es vermuten lässt. Nicht so komfortabel gelöst ist das Verändern der Werte über die zu kleinen Potis unterhalb des Displays. (Bild: Dieter Stork)

Modulationen

Die Modulationszuweisungen werden beim Alesis Andromeda über das Display eingestellt, das Routing geht aber zunächst von dem riesigen Bedienfeld des A6 aus: In jeder Sektion auf der Oberfläche finden Sie einen MOD-Taster, der Sie direkt auf die entsprechende Display-Seite führt. Auch mehrfache Modulationszuweisungen sind möglich, so können Sie beispielsweise einen LFO per Modwheel einblenden, um dadurch die Tonhöhe zu verändern.

Da eh’ jede Sektion ihre eigenen MOD-Taster besitzt, hätte ich mir die Zuweisungen auch direkt über das Halten zweier MOD-Taster gewünscht. So aber ist es wenig übersichtlich, immer im Display in den Modulationsquellen herumzuscrollen. Überhaupt gibt es bei dem ganzen schicken Design in meinen Augen einen großen Fehler: Es gibt zwei kleine Cursor-Tasten, aber keinen großen, runden Endlosknopf zum Verändern des gerade aktiven Parameters. Sicher, dazu dienen die acht kleinen Regler unterhalb des Displays, aber gerade bei den Modulationszuweisungen ist diese Vorgehensweise umständlich, weil hier sehr viele Werte durch einen zu kleinen Knopf verändert werden müssen.

Bei den meisten Elementen ist die Bedienung in Kombination mit dem Display zwar gut gelöst, perfekt ist das Handling momentan aber noch nicht. Beispielsweise hängt bei schnellen Reglerbewegungen der Hüllkurvenknöpfe oder schneller Umschaltung von Sounds die grafische Darstellung stets hinterher, was glücklicherweise nicht für die Audioausgabe gilt.

Ein weiterer Kritikpunkt: bei sehr kleinen Reglerbewegungen erfolgt keine Werteänderung. Dadurch werden zwar winzige Wertsprünge vermieden, die durch das permanente Abtasten der Regler entstehen können, die Feinabstimmung des Betriebssystems scheint aber in diesem Punkt noch nicht abgeschlossen zu sein. Die Nullstellung eines Parameters erreichen Sie momentan nur durch das gleichzeitige Drücken der beiden Cursor-Tasten. Hier wünsche ich mir für ein OS-Update eine Einfangfunktion bei Erreichen der Null-Position.

Alesis Andromeda
Gut bestückt zeigt sich die Rückseite des A6: Die 16 Einzelausgänge können den einzelnen Stimmen eines Multi-Mode-Setups zugewiesen werden. Darüber hinaus gibt es CV-Eingänge für Pitch und Filter, um externe Signale einzuspeisen. (Bild: Dieter Stork)

Und wo ich schon mal beim Meckern bin: Die Kombination aus acht Soft-Buttons und acht Knöpfen über mehrere Display-Seiten entpuppt sich im Alltag des Sound-Designers als umständlich. Ein einfaches Cursor-Kreuz mit einem großen runden Endlosknopf wäre mir persönlich lieber gewesen.

Die Display-Größe wird leider auch nicht immer ausgenutzt: Bei acht Parametern auf der unteren Hälfte müssen Sie trotzdem mit Beschriftungen wie NZEXT (was das bedeutet, weiß ich bis heute nicht) oder MONOVX auskommen. Für’s Forscherherz interessant ist diesbezüglich auch die Effektsektion, wo Sie über einen der acht kleinen Knöpfe alle Effektprogramme umschalten. Alternativ können Sie die Effekte natürlich auch einzeln mit den Cursor-Tasten anwählen – was meinen Wunsch nach Updates in der Benutzerführung noch unterstreicht.

Effekte

Die Effekte sind klanglich eine Bereicherung. Zum einen gibt es eine analoge Verzerrung, die in vier Stufen umschaltbar ist. Während die erste noch relativ harmlos klingt, klappen mit der letzten alle Kreisch- und KnartschSounds, die Sie sich je gewünscht haben. Die härteren Verzerrer klingen, wie man es sich in den kühnsten Träumen gewünscht hat, insbesondere bei mehrstimmigen Sounds.

Zusätzlich gibt es einen Effektprozessor, der neben einem guten Hall auch Chorus, Delay und Kombinationsprogramme bietet. Mit letzteren können Sie auch zwei unterschiedliche Effekte im Multimode realisieren. Bezüglich der Effekte dürfen Sie den Alesis Andromeda nicht direkt mit der virtuell-analogen Konkurrenz vergleichen. Während Sie dort pro Sound individuelle Effekte im Multimode haben, ist das bei einer analogen Signalführung ein erheblicher Mehraufwand. Daher finden Sie im A6 nur ein einziges Multieffektgerät, in das sie die einzelnen Sounds mit jeweils einstellbarer Intensität routen können. Als Bonus zu einer ohnehin einzigartigen Klangerzeugung sind die guten Effekte aber einfach ein Muss.

Arpeggiator/Sequencer

Ganz untergegangen ist bis jetzt der Arpeggiator und der Step-Sequencer. Diese sind, kombiniert mit den umfangreichen Modulationsmöglichkeiten, ein echter Höhepunkt. Der Arpeggiator bietet die üblichen Up-, Down- und Up&Down-Verläufe. Die gespielte Notenlänge lässt sich global beeinflussen, und natürlich können Sie den Oktavumfang einstellen. Richtig spannend wird der eingebaute 16-Step-Sequencer: Die pro Schritt einstellbaren Werte für Tonhöhe, Notenlänge und Velocity stehen auch als Modulationsquelle – beispielsweise für das Filter – zur Verfügung. Synchronisation zur MIDI-Clock funktioniert hier ebenfalls, selbst wenn Sie den Arpeggiator und Sequenzer kombiniert einsetzen.

Alesis Andromeda
Die Filtersektion des Andromeda bietet authentische Nachbauten des Oberheim-SEM-Filters und der legendären Moog-Filterschaltung. Daneben liegen die drei siebenstufige Hüllkurven: für Pitch (Oszillator 2), Filter (beide) und Lautstärke. Über die Modulationswege sind die Hüllkurven aber quasi beliebig routbar. Hier endet auch erst der Ribbon-Controller. (Bild: Dieter Stork)

Unisono und Multimode

Wie es sich gehört, gibt es im Alesis Andromeda auch einen Unisono-Modus. Dieser erzeugt auf Anhieb dickere Sounds, verbraucht dann aber das Doppelte oder mehr an Stimmen. Ein STACK-Modus sorgt dafür, dass bei einem einzigen Tastendruck alle 16 Stimmen diesen einen Ton spielen, bei mehrstimmiger Spielweise erklingen dann einfach so viele Stimmen pro Taste wie maximal möglich.

Eine detaillierte Stimmenverwaltung im Multimode unterstützt Sie beim Planen Ihres Multisetups. Hier können Sie bestimmte Stimmen für einen Sound reservieren oder den Synthesizer selber entscheiden lassen. Sie fahren meist besser, wenn Sie eine grobe Stimmenzuweisung vornehmen, sonst fehlt Ihnen an der wichtigsten Stelle nachher der Bass oder die Kick.

Die Multimode-Funktionen des A6 sind recht ausgereift: Keyboard-Splits mit Part-Dopplungen und unterschiedlichen Arpeggiator- und Sequencer-Patterns sind hier genauso möglich, wie ein einfacher 16-Kana-Multimode. Im Download finden Sie zum Ende der Andromeda-Beispiele ein kleines Demo dazu – komplett ohne externe Effekte und ohne einen aufwändigen Mix.

Hier sehe ich auch das große Einsatzgebiet. Wenn Sie ernsthaft im Multimode vier kleine Moog-Imitationen und ein Oberheim-Solo kombinieren, geht das zwar, aber Sie verpassen die Hälfte. Benutzen Sie den A6 in einer Studioumgebung mit Mehrspurtechnik, können Sie hiermit genau die Sounds machen, die selbst mit alten analogen Synthesizern nur schwer zu realisieren sind. Kombinieren Sie beispielsweise einfach mal eine zweifach-Unisono-Fläche im Multimode auf zwei Kanälen, verstimmen beide Sounds gegeneinander und weisen ihnen unterschiedliche Panorama-Positionen zu. Das sind die Sounds, bei denen Sie staunen werden, und hier versagen die virtuellen Konkurrenten teilweise gnadenlos.

Insbesondere bei Bässen überzeugt der Alesis mit seinen zwei Suboszillatoren, aber auch bei Einzel-Sounds schlägt sich der A6 prächtig. Sie klingen auf Anhieb sehr wuchtig und „richtig analog“, zumal die Wellenformen der Oszillatoren parallel zur Verfügung stehen. Mit der umfangreichen Filtersektion klappen dann auch Sounds, die Sie niemals von einem analogen Synthesizer erwartet hätten. Hier hören Sie beispielsweise einen Chorsound aus dem A6 – hätten Sie das geglaubt?

Fazit

Für mein Fazit vergessen Sie bitte zunächst den Preis und das noch nicht ausgereifte Betriebssystem. Denn der Alesis Andromeda ist klanglich momentan einzigartig. So analog klingt keiner der virtuell-analogen Konkurrenten, und die gesamte Konkurrenz analoger Synthesizer hängt er mit Modulationen, Multimode-Features, kompletter MIDI-Steuerung, guten Effekten und Background-Tuning ab. Ganz zu schweigen davon, dass Sie vier Oszillatoren und so umfangreiche Filter dort auch lange suchen können.

Schade finde ich, dass der FM-Amount auf unterschiedlichen Stimmen nicht konstant ist und die LFO-Geschwindigkeit noch etwas lahm daherkommt. Letzteres sollte sich aber durch weitere Optimierung des Betriebssystems noch steigern lassen, da die LFOs digital gesteuert werden. Im Grunde macht Oszillator-FM und Filter-FM aber auch nichts anderes, und beides gibt es ja zusätzlich im A6. Die direkte Parametersteuerung über MIDI muss noch besser werden. Da alle Regler NRPN-Controller senden, können Sie bei sich zeitlich überschneidenden Controller-Events Probleme bekommen, da sich auf Grund der Befehlsstruktur dieser Controller diese gegenseitig beeinflussen können. Sinnvoller ist es, den gewünschten Parametern feste Controller zuzuweisen. Dies ist ein Kompromiss, den man bei Alesis eingegangen ist, um die höhere Auflösung der NRPN-Controller zu nutzen. Hier wäre es wünschenswert, wenn es eine Funktion gäbe, die alle Parameter global auf normale Controller umschalten würde.

Wenn Ihnen die virtuell-analogen Synthesizer noch nie analog genug klangen und Ihnen der Sound des A6 gefällt, kann ich Ihnen nur raten, schnell zuzuschlagen. Ich weiß nicht ob Sie es wussten: Alesis befindet sich derzeit, Stand Ende Mail 2001, in einer Umstrukturierungsphase. Es könnte in der nächsten Zeit schwierig sein, an einen Alesis A6 zu kommen. Laut deutschem Alesis-Vertrieb Studiosound&Musik soll sich diese Situation in den nächsten zwei Monaten aber klären und Alesis in alte Fahrwasser zurückkehren.

Hoffen wir, dass es mit Alesis weitergeht und auch der Andromeda weiter entwickelt und gebaut wird. Denn als analoger Edelsynthesizer ist der A6 einzigartig.

+ Einzigartiges Konzept
+ Hervorragender analoger Sound
+ Gelungene Imitation des Oberheim-SEM-und Moog-Filtercharakters
+ Features wie ein aktueller Digital-Synthesizer
+ Background-Tuning
+ Arpeggiator & Step-Sequencer

– Teilweise umständliche Benutzerführung
– LFO-Geschwindigkeit etwas zu langsam
– Delay-Effekt synchronisiert nicht zu MIDI-Clock

Profil:

Konzept: 16stimmiger analoger Synthesizer mit digitaler Steuerung, Multimode, Effekten und MIDI
Polyphonie: 16 analoge Stimmen, 32 VCAs, 32 VCFs
Speicherplätze: 256 Presets, 128 User-Sounds, 128 Preset-MultimodeSetups, 128 User-Multimode-Setups, zusätzliche Speicherplätze über PCMCIA-Karten je nach Kapazität der Karte
Stimmenaufbau: 2 VCOs pro Stimme, Noise, FM, Ringmodulation, 2 VCFs (1 × 12dB Multimode-Filter mit Oberheim SEM-Charakter, 1 × 24dB Lowpass-Filter mit Anlehnung an Moog-Filter), 3 LFOs, 3 Hüllkurven, Arpeggiator, Step-Sequencer
Effekte: 1 × Multieffekt (Hall, Chorus, Flanger, Delay, Pitch, Leslie), 1 × analoger Verzerrer
Eingänge: 3 × Pedal, Pitch CV Input, Cutoff CV Input, Filter Audio Input (Voice 15, Voice 16 oder alle zusammen)
Ausgänge: 2 Stereoausgänge, 16 Einzelausgänge (für jede analoge Stimme einen)
MIDI: MIDI-In/Out und Thru
Maße/Gewicht:  137 × 13,3 × 47,1 cm (B × H × T) / 36,3 kg
Hersteller: Alesis, www.alesis.com
Preis (2001): Unverbindliche Preisempfehlung: DM 9.950,– (€ 5.087,35)
ca. Straßenpreis: DM 8.888,– (€ 4.544,36)

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