Ableton M4L Modular-Synthesizer “OSCiLLOT” im Test
Wer auf Wikipedia sucht, landet beim Begriff Ozelot auf dem Eintrag zu einer „Gattung kleinerer, gefleckter Katzen“. Max for Cats hat sich scheinbar von diesem Tier inspirieren lassen und bitten mit dem „OSCiLLOT“ einen Modularsynthie in die Manege. Uns interessiert in diesem Test die Frage: Zahnloser Tiger oder echtes Raubtier?
Seien wir ehrlich: Ableton sieht sich (zurecht) gerne als hip und innovativ. Mit Push haben die Berliner ein Werkzeug für ihre DAW Live geschaffen, dass es in sich hat und zusammenpasst wie die sprichwörtliche Faust auf’s Auge. Mit Max For Live kam vor einigen Jahren ein Tool hinzu, dass dem User und seinen Ideen quasi freien Lauf gab. Ableton selbst hat im Shop so manches Device dafür im Angebot – unter anderem den OSCiLLOT, der die Features der Software um einen virtuellen Modularsynthesizer erweitern soll.
Der Preis von 79€ für rund 32MB in Version 1.0.4 erscheint im ersten Augenblick für ein M4L-Plugin etwas teuer – angesichts der Fülle an Funktionen ist dieser aber berechtigt. Die Installation klappt auf Knopfdruck, wie von Device-Installationen gewohnt – in Live muss aber Max For Live und auf dem Computer Java vorhanden sein.
KEYBOARDS 02/03 2016 – Modulare Welten
Die Zukunft ist patchbar! In der neuen KEYBOARDS-Ausgabe dreht sich diesmal alles um das Thema Modular Synthesizer. Dazu gibt es mit dem beiliegenden Modular Synthesizer Guide zusätzlich noch ein 16-seitiges Extra mit Infos zu den gängigen Systemen und einer umfassenden Herstellerübersicht.
Neben einem umfassenden Bericht zur neuen Messe Superbooth16, welche dieses Jahr zum ersten Mal ihre Tore in Berlin öffnete, geben wir euch in unserem Modular Synthesizer Special von KEYBOARDS einen tiefen Einblick in die aktuelle Modular-Szene. Unter Anderem stellen wir das junge und innovative Unternehmen Bastl Instruments aus Tschechien vor und werfen einen intensiven Blick auf die Wiederauflage des legendären Moog System 15. Zudem lassen wir den Synthesizer-Pionier Morton Subotnick sowie den aus Chicago stammenden Modular-Gothic-Künstler Surachai zu Wort kommen.
Mit einem Besuch bei Volker Müller im Studio für Elektronische Musik Köln tauchen wir ab in die Frühzeit der Modularen Synthese und in die Arbeitsweisen von Avantgardisten wie Karlheinz Stockhausen. Außerdem trafen wir uns mit dem Grandseigneur der Elektronischen Musik Jean-Michel Jarre um über Modular-Synthese, Live-Equipment und seine Kollaboration mit Edward Snowden zu sprechen.
Darüber hinaus besuchten wir Martin Höwner von Synthtaste in seiner exklusiven Restaurations-Werkstatt für Vintage-Synthesizer. In unserer Serie Vintage Park widmen wir uns diesmal dem aus Hawai stammenden Modular-Exoten Paia 4700.
Mit Reaktor 6 Blocks von Native Instruments befassen wir uns in der aktuellen Ausgabe unsres Magazins auch mit der Software-Seite der Modular-Synthese und den neuen damit verbundenen Möglichkeiten. Außerdem gedenken auch wir dem unvergessenen Prince Rogers Nelson mit einer exklusiven Transkription seines Klassikers Purple Rain.
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Praxis
Der OSCiLLOT geht nicht unbedingt immer sparsam mit den Ressourcen des Rechners um – das hängt vor Allen an den unzähligen Schaltungsmöglichkeiten und Effekten, die berechnet und geladen werden müssen. Allerding ist das natürlich ein Minuspunkt für eine DAW, die für Livesituationen ausgelegt ist.
Auch das Laden oder Wechseln von Presets oder eigenen Samples klappt nicht verzögerungsfrei und ohne Live zum Stottern und Pausieren zu bringen. Immerhin zeigt ein Ladebalken zuverlässig, wie lange es noch dauert.
Ist das Preset dann einmal geladen, eröffnet sich ein wahres Soundfeuerwerk. In OSCiLLOT ist fast alles möglich. Jeder Ein- und Ausgang, Effekte, Oszillatoren und Modulatoren lassen sich miteinander virtuell verkabeln. Hinter jeder der Kategorien wie Sampler, Filter, VCA, Shaper und so weiter, stecken eine Vielzahl weitere Möglichkeiten. Wow!
Zu den Nennwerten des Plugins zählen auch die Polyphonie bis zu sechs Stimmen, was wenig erscheint, durch die zahlreichen Möglichkeiten der Soundeditierung jedoch ausreichen kann. Diese lassen sich sogar durch eine eigene SDK noch einmal erweitern.
Wie der OSCILLOT klingt? Hier fährt die Katze wirklich die Krallen aus! Neben Brot-und-Butter-Synthie-Sounds sind vor Allem experimentelle Klänge eine echte Stärke des Plugins. Glucksende Aliengeräusche, verheißungsvolle, stark modulierte Pads und generell alles, was das experimentierende Elektroherz begehrt, ist mit dem richtigen Know-How kaum ein Problem. Für eher intuitiv Arbeitende oder Anfänger erschließen sich diese Klangwelten nicht auf Anhieb.
Insgesamt lässt der OSCILLOT beim Thema “Synthetische Sounds” also keine Wünsche offen. Das Plugin in Action seht ihr noch einmal hier über ein offizielles Video von Max for Cats:
Fazit
Um in der eingangs erwähnten Methapher zu bleiben: der OSCiLLOT ist ein großer, mächtiger, aber auch behäbiger Tiger, der anderen Plugins seiner Art das Fürchten lehren kann. Mit seinen vielen Möglichkeiten ist er weniger intuitiv – geübte Sounddesigner und solche, die es werden wollen, sind damit aber an der richtigen Adresse. Auch die Möglichkeit, eigene Module zu entwerfen, oder aus der Community zu nutzen sind für Max-Nutzer natürlich nicht neu, aber genial um die Software auf seine eigenen Bedürfnisse anzupassen. Wer darüber hinaus nicht gerade sparsam live Musik machen möchte, kriegt von uns eine klare Empfehlung!
++ Zahlreiche Möglichkeiten zur Soundgestaltung
+ Erweiterbarkeit
– Lange Ladezeiten und Stottern/Pausieren der laufenden DAW
– Wenig intuitiv