5 Synthesizer zum Umdenken
Synthesizer sind doch irgendwie alle gleich. Na ja, zumindest ähnlich. Ob die Tonerzeugung subtraktiv, mit FM, Samples oder Wavetables arbeitet, der Weg vom Oszillator bis zum VCA bringt einen tonalen Klang hervor, der meist chromatisch gespielt wird. Daran ist gewiss nichts auszusetzen und nicht zuletzt durch die Art unserer Musik bedingt. Dennoch liegt darin die “Gefahr” der Gleichförmigkeit. Mögen sich Oszillator und Filter von Synthesizer X im Charakter noch so sehr von Synthesizer Y unterscheiden, im Grunde machen sie das Gleiche.
Glücklicherweise gibt es Konzepte, die von der Norm abweichen. Mit andersartigen Ansätzen lassen sich die gewohnten Pfade verlassen und hat man erst einmal seinen Geist geöffnet, findet sich mit etwas Geduld und Experimentierfreude auch Inspiration. Es geht dabei nicht um die Neuerfindung des Rades oder den reinen Selbstzweck des Unkonventionellen, sondern um frischen Wind, den man nach eigenem Ermessen dosiert in seine Musik einfließen lassen kann. Wir haben für euch fünf Synthesizer herausgesucht, die sich abseits der gängigen Konzepte bewegen.
Moog Subharmonicon
Das Subharmonicon vereint mehrere Konzepte früher elektronischer Instrumente. Zu seinen Moog-typischen VCOs und Filter gibt es vier Suboszillatoren, mit denen sich dank mehrfacher Teilerfaktoren subharmonische Mixturen, ähnlich wie beim Trautonium, erzeugen lassen. Diese können mit zwei Sequenzern, die nach dem Schillinger-System arbeiten, angesteuert werden, wobei wahlweise die Tonhöhen ausgeklammert werden können. Die große Stärke liegt hierbei in der variablen und steuerbaren Polyrhythmik. 32 Patch-Punkte erlauben eine großzügige Einbindung weitere Geräte. Man nähert sich schnell “historischen” Elektronikkompositionen, kann aber auch leicht Klänge und Sequenzen für Ambient und Minimal erzielen. Moog bietet das Subharmonicon auch im Kombi-Rack mit DFAM und/oder Mother-32 an.
Unter diesem Link findet ihr das Moog Subharmonicon bei Thomann.
Make Noise Strega
Strega wurde in Zusammenarbeit mit Alessandro Cortini von den Nine Inch Nails entwickelt. Der Kern der Klangerzeugung scheint mit einem Oszillator und einem Delay/Crush-Effekt sehr einfach, aber bewusste Instabilitäten der Schaltung erzeugen immer wieder überraschende Ergebnisse. Überwiegend entstehen hier rabiate und kratzige Sounds, aber auch rhythmisches Pulsieren und dunkle Drones gelingen überzeugend. Dank der Patch-Punkte lassen sich semi-modulare Synthesizer und analoge Sequenzer wie Make Noise 0-Coast und 0-Control flexibel einbinden. Darüber hinaus sind auf dem Panel mehrere Touchplates vorhanden, über die man spontane “Patch-Verbindungen” mit den Fingern herstellen kann.
Unter diesem Link findet ihr den Make Noise Strega bei Thomann.
Twisted Electrons AY3 MKII
Der 6-stimmige 8-Bit Synthesizer AY3 MKII basiert auf dem Chip AY3-8910, der in frühen Arcade-Spielen verwendet wurde. Er verfügt über mehrere Tone-Generatoren sowie einen Noise-Generator. Es gibt weder Filter noch FM. Die Klangformung erfolgt über Pitch-Modulation durch einen LFO oder Arpeggiator, wodurch sich schnell typische Arcade-Sounds, aber auch spielbare Klänge erzielen lassen, die sehr durchdringend werden können. Die sechs Stimmen lassen sich im Unison-Modus mit Detune oder als Chords, aber auch klassisch polyphon spielen. Der interne 16 Step Sequenzer kann Tone- und Noise-Generatoren separat triggern, so dass sich Melodien oder kleine Rhythmen erzeugen lassen. Der Klang hat durch die alte Digitaltechnik einen harschen Charakter und erzeugt deutliche Nebengeräusche, die man bewusst nutzen kann.
Unter diesem Link findet ihr den Twisted Electrons AY3 MKII bei Thomann.
Aodyo Anyma Phi
In den 90er Jahren gab es einen kleinen Boom mit Physical Modeling-Synthesizern, der jedoch durch das große Interesse an virtuell-analog schnell wieder abklang. Anyma Phi ist eines der wenigen aktuellen Geräte, die sich auf entsprechende Syntheseformen fokussieren. Der monophone (bzw. paraphone) Synthesizer besitzt drei Oszillatoren, für die man aus über 30 Algorithmen (Wind/String-Modelle, Resonatoren, VA, Digital) wählen kann. Die Klänge können mit bis zu 16 Modulatoren angesteuert werden. Damit eignet sich Anyma Phi sehr gut für die Ansteuerung mit einen Blaswandler, um mit dessen Ausdrucksmöglichkeiten die vielen Soundparameter adäquat zu modulieren. Der Synthesizer kann aber auch mit einem Keyboard oder Sequenzer gespielt werden und besitzt sogar einen internen Piezo-Sensor, über den man durch Klopfen auf das Gehäuse einen Sound, zum Beispiel Percussion, auslösen kann.
Unter diesem Link findet ihr den Aodyo Anyma Phi bei Thomann.
Soma Lyra-8
Alle Entwicklungen von Vlad Kreimer, dem Mastermind von Soma Laboratory, verfolgen einen ungewöhnlichen Ansatz. Der “Organismic Synthesizer” Lyra-8 wird über Sensoren gespielt, die acht unabhängige Oszillatoren ansteuern. Jeweils zwei davon können sich crossmodulieren und mit weiteren Elementen interagieren. Damit lassen sich sowohl harmonische Klänge, aber auch chaotisches Noise und Feedback sowie atmosphärische Drones realisieren. Lyra-8 reagiert oft unerwartet, besitzt bestimmte “Sweet Spots” und muss wie ein richtiges Instrument erlernt werden, wenn man mehr als nur spontan experimentieren will. Dann aber kann man den organischen Synthesizer sehr expressiv spielen. Lyra-8 ist in mehreren Farben erhältlich, die White Angel-Edition ist dabei am günstigsten.
Unter diesem Link findet ihr den Soma Lyra-8 (White Angel) bei Thomann.