Der digitale Klassiker

Vintage Park: Yamaha DX7

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Fast jeder bekannte Act hat ihn in den Achtzigerjahren gespielt, er wurde geliebt und gehasst und gilt bis heute als Klangwunder und Parameterlabyrinth: der DX7 von Yamaha. Was ist dran am revolutionären FM-Boliden, und ist er für den heutigen Anwender noch interessant?

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1983 brach in der Synth-Welt ein neues Zeitalter an: Yamaha brachte den DX7 auf den Markt. Er wurde zu einem der meistverkauften Synthesizer der Geschichte und zum Alptraum für die analoge Konkurrenz. Heutige Synthfreaks können die damalige Faszination für den FM-Klangerzeuger oft nicht mehr richtig nachvollziehen und fragen zu Recht: Warum wurde der DX7 so erfolgreich?

Nun, es gibt mehrere Gründe, die das Instrument ab 1983 zu einem »Must Have« machten. Da sind zum einen praktische Erwägungen: Man stelle sich vor, man wäre ein Keyboarder in einer Pop-orientierten Band, die auch tourt und hieße nicht Stevie Wonder, Martin Gore oder Rick Wakeman. Es wird von einem erwartet, ein großes Spektrum an Sounds anzubieten, das sowohl Orgel, Akustik-Piano, Fender Rhodes, Strings, Blasinstrumente, diverse Synthsounds und gerne auch ein paar FX-Sounds sowie exotischere und perkussive Klänge wie Mallets, Tubular Bells oder Ähnliches umfasst. Um diese Sounds (auch auf der Bühne) zu realisieren, war man entweder auf sündteure, samplebasierte Systeme wie Fairlight, Synclavier oder den E-mu Emulator angewiesen, oder man musste sich hinter einer tonnenschweren Keyboard-Burg verschanzen, deren viele spezialisierte Klangerzeuger ebenfalls das Budget und zudem noch die Rückenwirbel belasteten.

Die Lösung für dieses Dilemma hieß DX 7. Er bot einen für die damalige Zeit (PCM-basierte Keyboards wie etwa Korgs M 1 kamen erst Jahre später heraus) unfassbaren Realismus im Bereich Naturinstrumente und ein riesiges Klangspektrum. Findige Programmierer erstellten immer neue Piano-, Brass- oder Saiteninstrumente, die man einem Synth nie zugetraut hätte und die man verzückt anspielte. Außerdem ließen sich die Sounds (ohne Laden von der Diskette) blitzschnell umschalten.

Auf der DX7-Rückseite findet man ein MIDI-Trio zwei Fußpedaleingänge, Anschlüsse für Portamento- und Sustain-Pedal sowie einen Mono-Audioausgang.
Vorne links befinden sich die Kopfhörerbuchse und der Anschluss für den Breath Controller.

Nun, es gibt mehrere Gründe, die das Instrument ab 1983 zu einem »Must Have« machten. Da sind zum einen praktische Erwägungen: Man stelle sich vor, man wäre ein Keyboarder in einer Pop-orientierten Band, die auch tourt und hieße nicht Stevie Wonder, Martin Gore oder Rick Wakeman. Es wird von einem erwartet, ein großes Spektrum an Sounds anzubieten, das sowohl Orgel, Akustik-Piano, Fender Rhodes, Strings, Blasinstrumente, diverse Synthsounds und gerne auch ein paar FX-Sounds sowie exotischere und perkussive Klänge wie Mallets, Tubular Bells oder Ähnliches umfasst. Um diese Sounds (auch auf der Bühne) zu realisieren, war man entweder auf sündteure, samplebasierte Systeme wie Fairlight, Synclavier oder den E-mu Emulator angewiesen, oder man musste sich hinter einer tonnenschweren Keyboard-Burg verschanzen, deren viele spezialisierte Klangerzeuger ebenfalls das Budget und zudem noch die Rückenwirbel belasteten.

Die Lösung für dieses Dilemma hieß DX 7. Er bot einen für die damalige Zeit (PCM-basierte Keyboards wie etwa Korgs M 1 kamen erst Jahre später heraus) unfassbaren Realismus im Bereich Naturinstrumente und ein riesiges Klangspektrum. Findige Programmierer erstellten immer neue Piano-, Brass- oder Saiteninstrumente, die man einem Synth nie zugetraut hätte und die man verzückt anspielte. Außerdem ließen sich die Sounds (ohne Laden von der Diskette) blitzschnell umschalten.

Die auf 300 Stück limitierte, silberne Sonderedition des DX7II zum 100. Firmenjubiläum von Yamaha, der sogenannte »DX7II Centennial«

Ein weiterer Grund für den DX 7-Erfolg war die Klangästhetik dieser Ära: Die Achtzigerjahre liebten hohe Frequenzen! Der aus heutiger Sicht oft etwas spitzige Sound der FM-Synthese war damals ein Traum. Die Produzenten kämpften ja häufig auch im Studio gegen Höhenverlust, und Geräte wie der Exciter waren Gottesgeschenke. Zu den Klangeigenschaften des DX7 gehört auch eine sehr große Dynamik – was ihn auch heute noch zu einem begehrenswerten Klangerzeuger macht, den man durch Samples nicht ersetzen kann. Entsprechend programmierte Sounds lassen sich wirklich sehr dynamisch spielen, was sich z. B. bei den E-Piano-Varianten auszahlt. Viele Producer-Größen der Achtzigerjahre zogen das DX7-Imitat dem Fender Rhodes-Original vor. In den frühen Achtzigerjahren war auch Polyfonie von Synthesizern ein hohes Gut; hier konnte der DX 7 mit damals luxuriösen 16 Stimmen punkten.

Der TX802 verfügt über die Klangerzeugung des DX7IID und wurde 1987 vorgestellt.

Futurismus und die Stunde der Nerds

Ein weiterer Grund für die DX-Mania war die Tatsache, dass das Instrument anders aussah als jeder zuvor gebaute Synthesizer. Mit seinem braunen Metallkörper, den grünen Folientasten, dem Cartridge-Slot und dem minimalistischen, Poti-losen Bedienpanel wirkte er wie ein rätselhaftes Item, das uns jemand aus einer fernen Zukunft geschickt hat. Rätselhaft auch deswegen, weil man gestandene Synthesizer-Veteranen mit rotem Kopf brummig vor dem neuartigen Instrument verzweifeln sah, wenn sie auch nur einfachste Klangänderungen vornehmen wollten.

Tatsächlich erfordert es viel Erfahrung, gezielt DX7-Sounds zu erstellen. Nerds, die DX-Sounds programmieren konnten, waren begehrt, und es entstand eine neue Berufsgruppe, die ihre Erzeugnisse teuer verkaufte. Es gibt wohl kaum einen Synth, für den mehr Sounds erstellt wurden, als den DX 7. Das slicke Design sah klasse aus, war aber nachteilig für den Musiker, da er keinen Direktzugriff auf die Soundparameter mehr hatte und intuitive Realtime-Klangformung nicht mehr möglich war. Leider imitierten viele andere Hersteller in den 80ern und 90ern das DX7-Design, und der Data-Entry-Regler blieb oft der einzige Kontakt zur Klangerzeugung.

Die Fertigungsqualität des DX7 ist übrigens hervorragend. Mir ist beim Soundcheck mal ein DX7 von der Bühne gefallen, und ich dachte: »Ok, das war’s mit dem Gig.« Aber außer drei gebrochenen Tasten und einem zerstörten Seitenteil konnte der Sturz dem Synth nichts anhaben, alles funktionierte. Fortan schloss ich die Yamaha-Ingenieure in meine Gebete ein.

Der FM-Bolide hat allerdings auch einen nicht unerheblichen Nachteil: Die gut spielbare, Aftertouch-fähige Tastatur erzeugt nicht den kompletten Wertebereich der Anschlagsdynamik (0–127), sondern nur in einer Range von 16 bis 109. Daher ist der Synth als Masterkeyboard nur begrenzt einsetzbar. Das Problem kann man z. B. mit dem Velocity Converter von MIDI-solutions lösen (ca. 130 Euro). Der Grund für diese Einschränkung liegt wohl in der bei manchen FM-Sounds extrem großen Dynamik, die zu Verzerrungen führen könnte.

Der DT7, ein aktuellerer DX-Programmer, stammt von der niederländischen Firma Dtronics (www.dtronics.nl).
Der TX7 ist die Expandervariante des DX7; er kann nur via Software editiert werden. Das Pultgerät war ab 1985 erhältlich und kostete 2.500,– Mark.

Die FM-Synthese wurde 1967 von Dr. John Chowning an der kalifornischen Stanford University konzipiert. Yamaha erkannte früh deren Potenzial, kaufte der Stanford-University das Patent für die FM-Synthese ab und baute einen ersten Prototyp (den Programmable Algorithm Music Synthesizer bzw. PAMS). 1981 kamen der GS 1 und der GS 2 heraus. Kleinere, preiswertere FM-Instrumente waren der CE 20 und CE 25 von 1982. Im Gegensatz zu den Preset-basierten Vorgängern war der DX7 voll programmierbar. Er kostete 1983, im Jahr seiner Markteinführung, 4.700 Mark. Jede Stimme seiner 16-fach polyfonen digitalen Klangerzeugung basiert auf sechs Sinusoszillatoren – im Yamaha-Speak »Operatoren« genannt. Diese frequenzmodulieren sich gegenseitig, wobei 32 unterschiedliche Verschaltungen bzw. Algorithmen zur Verfügung stehen. Je nach gewähltem Algorithmus agieren einige Operatoren als Trägerfrequenzen (Carrier) und andere als deren Modulatoren. Außerdem gibt es Feedback-Operatoren, die mit sich selbst frequenzmoduliert werden. Der zeitliche Pegelverlauf eines jeden Operators wird mit einer Hüllkurve mit vier Level- und vier Rate-Parametern gestaltet. Die Frequenz der Operatoren kann vom Keyboard bestimmt werden oder als Festfrequenz agieren. Abgerundet wird das Ganze mit einer globalen Pitch-Hüllkurve, Keyboard Level Scaling und einem LFO.

Sound & DX-Varianten

Die FM-Synthese ist auch heute noch ein äußerst potentes Mittel zur Erzeugung einer großen Bandbreite von (auch experimentellen) Klängen und nach wie vor aktuell und faszinierend; neuere FM-Synths wie z. B. der Yamaha FS1R kombinieren die FM-Synthese mit der Formant-Synthese und implementieren mehr Operatoren und Algorithmen.

Der Yamaha DX1 verfügt über eine doppelte DX7-Klangerzeugung und eine luxuriöse Bedienoberfläche. Zwischen 1983 und 1984 wurden nur 140 Stück des 13.900 Dollar teuren Edelsynths gefertigt. (fotografiert im eboardmuseum Klagenfurt)

Es gibt aber auch Nachteile. Zunächst ist natürlich die Parameterwüste kein Spaß, daher ist ein externes Editorprogramm (etwa das empfehlenswerte Dexed) von Vorteil. Außerdem ist die FM-Synthese bei aller klanglichen Flexibilität sowie der Dynamik und Perkussivität der Sounds im Vergleich zu analogen Klangerzeugern weniger durchsetzungsfähig. Vor allem in dichteren Arrangements und im Zusammenspiel mit Analogsynths, Analog- oder Natur-Drums und E-Gitarren neigt der DX7 (und seine Nachfolger) bei vielen Sounds dazu, akustisch unterzugehen. Daher kann es ratsam sein, ihm ein wenig mit Sättigungseffekten und Kompressor mehr Präsenz zu verleihen und ihn mit weiteren Effekten wie Hall, Chorus etc. zu versehen. Gute Ergebnisse erzielt man mit dem Layern des DX7 mit anderen, am besten analogen Synths.

Neben dem Pultgerät TX7 bot Yamaha 1985 noch Rack-Expander-Varianten des DX7 mit 2, 4 oder 8 DX7 bzw. TF1-Einschüben (TX216, TX416, TX816) an. Der Nachfolger des DX7 ist der DX7IID, der bitimbral betrieben (inkl. Layer- und Split-Möglichkeiten) werden kann und über cleanere Wandler und mehr Klangparameter (u. a. Microtuning) verfügt. Der DX7IIFD ist baugleich, bietet aber ein Diskettenlaufwerk für Sounds. Der DX7s ist eine etwas abgespeckte, monotimbrale, kostengünstigere Variante des DX7IID, außerdem gibt es noch den Rack-Expander TX802. Die FM-Synthese wurde auch in späteren Yamaha-Synths wie dem SY77 und SY99 verbaut.

Innovationswillen zeigt Yamaha auch mit Zubehör wie dem Blaswandler; Mutige wagen sich damit sogar auf die Bühne, obwohl man damit den Eindruck eines Musikers mit unbewältigtem Schnullertrauma vermittelt.

Einzubauende Erweiterungen für den DX7 gab es etwa von Jahn Elektronik, die u. a. vier Speicherbänke bietet. Am bekanntesten unter den zahlreichsten Nachrüstungen war die E! Expansion von Grey Matter mit Microtuning und vielen anderen Funktionen.

Welcher DX7 am besten klingt, wird kontrovers diskutiert; meiner Meinung nach ist die erste Generation (DX7, TX7) klanglich am kraftvollsten und charakterstärksten, trotz oder gerade wegen der leichten Aliasing-Nebengeräusche der 12 Bit-Wandler. Andere schätzen die Klangerzeugung des späteren DX7II, der dank seiner 16-Bit-Wandler deutlich sauberer, aber auch etwas steriler und weniger durchsetzungsfähig klingt.

Wer tiefer in die Materie einsteigen will, sollte sich das empfehlenswerte Buch »Die DX Story« von Klaus P. Rausch besorgen.

Die kleinste und günstigste Darreichungsform der klassischen 6-Operatoren- FM-Synthese ist der dreistimmige Korg Volca, den man auch mit DX7-Sounds füttern kann.
Tipp für DX-Freaks: Die Website www.thisdx7cartdoesnotexist.com, generiert mit intelligenter Random-Funktion im Browser einen Satz von 32 DX7-Sounds, die man kostenfrei herunterladen kann.

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