PWM Malevolent – Semi-Modularer Analog-Synthesizer
(Bild: Joker Nies)
Man sieht es ihm nicht auf den ersten Blick an, aber schon der Name Malevolent, sprich bösartig, deutet die klangliche Ausrichtung an.
Paul Whittington schuf mit PWM seine eigene Plattform, um seine Visionen umzusetzen. Der in Zusammenarbeit mit Future Sound Systems entstandene, komplett analog aufgebaute Mini-Desktopper Malevolent ist sein erster großer Wurf.
Wer den Synth nur vom Foto kennt, mag erstaunt sein, wie kompakt der monofone Mini-Synth tatsächlich ist. Ohne die separat beiliegenden, per Magnet anklippbaren Kunststoffseitenteile misst der Kleine knapp über 19″ Breite, würde also so gerade nicht ins Rack passen. Etwa 2,5 kg leicht, ist er in einem stabil gebauten Gehäuse untergekommen, das vorwiegend aus Kunststoff besteht. Zum Lieferumfang gehören ein Schaltnetzteil, fünf Patch-Kabel, ein USB-3-Kabel und eine Minimalst-Anleitung.
Die Rückseite zeigt willkommene Zugeständnisse an die Neuzeit, in Form von 3,5-mm-Sync-Buchsen, wie wir sie bei vielen Korg-Produkten finden; daneben ein Mono-Ausgang und ein zusätzlicher Kopfhöreranschluß im Großklinkenformat. Ein DIN-Duo samt USB-3-Buchse ermöglicht MIDI und Firmware Updates. Der Malevolent empfängt und sendet neben Noten- und Arpeggiator-Daten hier auch Pitchbend- und Modulations-Befehle (CC1).
Die Klangerzeugung ist monofon, aber das Keyboard sendet polyfon samt Velocity. Empfangene und gespielte Key-, Gate- und Velocity-Werte, werden ganz links im KEYS-Modul ausgegeben.
Während sich die fest verschraubten Potis angenehm drehen, enttäuscht das Mini-Keyboard. Es gehört zu den klapperigeren Exemplaren und fühlt sich schwammig und unpräzise an. Zum Füttern des Arpeggiators reicht es aber. Dieser wird durch einen Taster links neben der Tastatur aktiviert. Der Joystick darunter steuert Pitchbend, erzeugt CC1 wenn er aufwärts bewegt wird, und aktiviert Hold, wenn es nach unten geht. Kleiner Trick: Der Joystick hat eine Tastfunktion, mit dem der Arpeggiator dauerhaft, oder nur beim Stick-Einsatz die Hold-Funktion aktiviert.
Grundkonzept
Die Architektur des Malevolent folgt auf den ersten Blick dem tradierten »2 VCO, Filter-, VCA plus LFO«- Konzept mit zwei Hüllkurven. Dabei ist er über Trennklinken vorverdrahtet, sprich normalisiert. Allerdings bieten 38 Eurorack-kompatible Signal-und Steuerspannungs-Ein- und -Ausgänge reichlich Möglichkeiten zur Kontrolle und Intermodulation. Dabei haben sowohl die VCOs als auch Filter und VCA jeweils zwei regelbare FM-, bzw. AM-Eingänge, die mit Signalen des LFO oder der Hüllkurven vorverdrahtet sind.
Wellenberge
Die beiden VCOs des Malevolent sind gleich aufgebaut. Sie liefern Sägezahn-, Dreieck- und Pulswellen, deren Shape sich per Regler oder dynamisch mittels Steuerspannungen verändern lässt. Die Wellenformen haben Einzelausgänge, sind aber auch individuell zuschaltbar an der Out-Buchse verfügbar. Zudem wird dieses Signal über den Level-Regler in den Mixer geleitet.
Die einzelnen Wellenformen des CD4096(Phase-Locked Loop)-basierten VCOs lassen bereits die buckelige Verwandtschaft untereinander erahnen, wenn man deren Shape verändert. Der Sägezahn zeigt in Linksstellung des Shape-Reglers bereits eine deutliche logarithmische Verformung, die sich in Richtung Rechteck biegt, um in der Mittelstellung recht abrupt eine Oktave nach unten zu kippen. Im weiteren Reglerverlauf nehmen dann wieder die Frequenzanteile der oberen Oktave zu. Ähnlich sieht es bei der Dreieckwelle aus. Am linken Anschlag überwiegen Rechteckanteile mit harten Flanken. In der Mittelstellung des SHAPE-Reglers erinnert die Form dank der Slopes an eine Welle. Auch die Rechteck-Schwingung zeigt zu den typischen Pulsbreiten-Effekten ausgeprägte, teils abrupte Formwandlungen.
Dreimal filtern bitte!
Die unerschöpfliche Wellenquelle der Oszillatoren kann im Mixer mit Rauschanteilen oder über die Aux-Buchse mit weiteren Signalen ergänzt werden. An dieser Mischung kann sich das Opto-FET-gesteuerte 12-dB-Sallen-Key-Filter wunderbar abarbeiten. Da dieser Filtertyp es ermöglicht, finden wir Ausgänge für Low-, Band- und High-Pass, wobei der Lowpass Ausgang auf den VCA normalisiert ist.
Der derb-knorzige Grundsound des Tiefpass zeigt ein spezielles Verhalten: Bis ca. zur 1-Uhr-Stellung des Reglers steigt das Resonanzverhalten stetig an, um dann plötzlich in Feedback auszubrechen, das im oberen Bassbereich einsetzt und sich deutlich in den Mitten ausprägt. Je nach Steuerspannungs-Gemisch pocht, zwitschert und pumpt es hier, dass es eine wahre Freude ist. Dabei bleibt die Filter-Resonanz stets kontrolliert und klangfördernd, ohne jemals aufdringlich oder unangenehm zu werden. Der Grundsound erinnert dabei nicht zufällig an das Korg-35-Filter des MS-20, der ebenfalls auf einem Sallen-Key-Design basiert.