Produktion »To-Go«

Novation Circuit Tracks – Groovebox im Test

Anzeige

Bereits 2015 veröffentlichte Novation eine Groovebox namens Circuit. Nun geht der Hersteller mit gleich zwei Nachfolgern an den Start: »Circuit Rhythm« und »Circuit Tracks«. Sehen wir uns an, was letzteres Kistchen zu bieten hat.

Anzeige

Mit einem schlanken, schwarzen Kunststoffgehäuse bringt die Groovebox ca. 760 Gramm auf die Waage. Angesichts der kompakten Maße von nur 240 x 45 x 210 mm (B x H x T) überrascht das große Angebot auf der Rückseite, u. a. ist hier auch ein vollständiges MIDI-I/O inklusive »Thru«-Buchse an Bord. Zudem ist noch ein Einschubfach für eine microSD-Karte (nicht mitgeliefert) vorhanden. Allerdings ist der früher integrierte Lautsprecher dem Rotstift zum Opfer gefallen. Den Großteil der Oberfläche beanspruchen hintergrundbeleuchtete Pads in einer 4×8-Matrix für sich. Diese sind von 28 gummierten Tasten umgeben. Oben reihen sich zehn Drehregler aneinander, wovon acht Endlos-Encoder als »Macro Controls« fungieren. Zum Lieferumfang gehören ein 1,5 Meter langes USB-A/C-Kabel sowie ein 5V-Netzteil.

Setup

Sobald die Groovebox am Computer angeschlossen ist, erscheint ein Laufwerk namens »Tracks«. Wie bei vielen anderen Geräten von Novation ermöglicht die kostenlose Software Components dann weitere Funktionen via Mac oder PC – ganz simpel über den Web-Browser.

Doch Circuit lässt sich auch ohne USB-Verbindung betreiben – dank des internen Lithium-Ionen-Akkus, der fix eingebaut ist und auch nicht getauscht werden kann. Immerhin beträgt die Betriebszeit etwa vier Stunden.

Beim Einsatz fallen sofort die angenehme Haptik aller Bedienelemente sowie die mehrfarbige Hintergrundbeleuchtung auf.

In der »Note View« wird die Pad-Matrix in zwei Bereiche geteilt. Die oberen zwei Reihen zeigen die »Pattern Steps« im Stil eines klassischen Step-Sequenzers. Die unteren zwei Reihen dienen als »Play Area«, wo Noten getriggert werden. Während der Step-Seqencer stets in Hellblau erscheint, wechseln die Farben der Play-Area je nachdem, welcher Track ausgewählt ist: violett für [Synth 1], pink für [Midi 2] oder gelb für [Drum 2]. Diese Farbcodierung wird ebenso von den Buttons und den Encodern übernommen. Sehr übersichtlich!

Das Gerät wird mit 16 Demo-Projekten ausgeliefert, die einen sehr guten Überblick der Funktionalität ermöglichen. Insgesamt kann man 64 Projekte auf zwei Pages verwalten. Für eigene Projekte sollte man sich ein individuelles System überlegen, denn ein LC-Display, welches Dateinamen o. Ä. preisgibt, fehlt hier.

Novation Components ermöglicht das Individualisieren zahlreicher Funktionen. Hier ist u. a. die Oszillator-Sektion der Synth-Engine zu sehen.

Drum Tracks

Beginnen wir der Einfachheit halber mit den vier samplebasierten Drum Tracks. In den oberen Reihen kann man Steps definieren und in den beiden unteren Reihen Sounds »on the fly« auswählen. Pro Drum Track ist jeweils nur ein Sound erlaubt. So lässt sich sehr intuitiv ein Groove auf den Drum Tracks aufbauen. Zwar kann man über »Components« eigene Samples laden und über die Drum Tracks abfeuern, direktes Sampling ist allerdings nicht möglich. Eine SD-Karte kann bis zu 64 Projekte je »Pack« speichern. Die Sample-Zeit pro Pack beträgt dabei 196,6 Sekunden.

Synthesizer

Die Neuauflage beherbergt wie bei der ersten Version zwei »Synth Tracks« mit sechsfacher Polyfonie. Die Ansicht ist wie bei den Drums zweigeteilt. Man kann aber die Play-Area auf alle 32 Pads ausweiten, indem man mit gehaltenem [Shift]-Button [Expand] auswählt. So kann man die Pads in Echtzeit wie ein Keyboard spielen. Über den Button [Scales] kann man den Grundton ändern, und im unteren Bereich lässt sich dann eine von 16 Skalen, etwa Minor Pentatonic, Blues oder Phrygian definieren, was auch im Nachhinein möglich ist – bisher aufgenommene Noten werden dann in die aktuelle Skala umgeleitet. Bei einer Echtzeit-Aufnahme kann Circuit Tracks die Performance automatisch quantisieren.

Um einen anderen Sound auszuwählen, wechselt man einfach in den Modus [Preset], und über die Matrix lassen sich sofort 32 Sounds vorhören. Tippt man auf eine der Pfeiltasten, stehen weitere 32 Sounds zur Auswahl; auf vier Pages hat man somit Zugriff auf 128 Patches. Diese Synth-Patches lassen sich sogar über einen externen MIDI-Controller wechseln – via Program Change.

Die acht Macro-Controls Oscillator, Oscillator Mod, Amp Envelope, Filter Envelope, Filter Frequency, Resonance, Modulation und FX sind in jedem Patch vorhanden und ermöglichen eine Vielzahl von klanglichen Variationen. Auch diese Parameter lassen sich aufzeichnen und sogar von einer externen Quelle per CC-Befehl steuern. An alle anderen Parameter der Synth Engine gelangt man über »Components«. So kann man eigene Patches erstellen, speichern und an die Hardware übertragen.

Das Sound-Repertoire ist sehr groß. Von Flächen über Bass- und Lead-Sounds bis hin zu Stab-Chords ist alles an Bord. Und dank Sample-Import lässt sich so ziemlich jeder Stil von Hip-Hop bis Techno umsetzen.

Die Rückseite ist überraschend vielseitig bestückt.

MIDI Tracks

Neben den internen Klangerzeugern verfügt das Circuit Tracks nun über zwei MIDI Tracks – ein willkommener Neuzugang gegenüber dem kleinen Bruder. Dank des MIDII/O mit DIN-Buchsen ist es sehr einfach, externe Geräte in das Setup mit einzubeziehen. Da die Buchse Thru alternativ als eigenständiger MIDI-Ausgang konfiguriert werden kann, besteht sogar komfortabler Sofortzugriff auf zwei separate Klangerzeuger. Sobald »MIDI 1« oder »MIDI 2« selektiert ist, werden alle Pad-Informationen weitergeleitet – sogar bis zu sechsfach polyfon. Top!

Die Audio-Eingänge dienen in erster Linie dazu, externe Klangerzeuger nicht nur hinsichtlich MIDI-Sequencing, sondern auch des Audiosignals einzubinden – als kleiner »Sub-Mixer« sozusagen. Dadurch lassen sich auch die internen Effekte, die Sidechain sowie das Master-Filter auf das Audiosignal »überstülpen«.

Die Feinheiten

In der Ansicht »Probability«, ebenfalls ein brandneues Feature, kann man das Pattern mit etwas mehr Zufälligkeit versehen. Ein Step darf hier einen von acht Wahrscheinlichkeitswerten zwischen 12,5 % und 100 % annehmen. Im Modus [Micro Step] werden jedem Step im Sequenzer sechs weitere Steps ermöglicht. So lassen sich etwa Drum-Hits »off grid« verschieben oder Hi-Hats mit »Roll«-Effekten verfeinern. Ein tolles Feature für Beat-Produzenten! Interessant ist auch die neue »Mutate«-Funktion. Diese variiert die Position der Noten im aktuellen Pattern und kann somit für kreatives Chaos sorgen. Allerdings gibt es hier keine Undo-Funktion.

Der [FX]-Button ist zusätzlich mit »Side Chain« beschriftet. Jeder Synth-Track und die externen Audioeingänge lassen sich dadurch mit einem Ducking-Effekt versehen. Dieses Setup ist ziemlich simpel gelöst – ganz ohne Kompressor. So lässt sich beispielsweise die Kick aus »Drum 1« als Trigger-Quelle auswählen und dann einem Ziel zuweisen.

Fazit

Novation hat mit der Überarbeitung von »Circuit « wirklich sehr gute Arbeit geleistet. Die kompakten Maße und interne Stromversorgung erlauben den Einsatz als mobile Produktionsumgebung. Die Groovebox könnte sogar das Potenzial haben, in manchem Studio- oder Live-Setup als »Herzstück« zu arbeiten, denn die Sequencer-Funktionalität ist hervorragend. Die Integration von externen Klangerzeugern ist dank des umfangreichen MIDI-I/Os sehr gut gelöst.

Obwohl »nur« acht Macro-Encoder an Bord sind, ist die Sound-Palette in Verbindung mit den 128 Synth-Patches erstaunlich groß. Die Unterstützung von SD-Karten ist eine sehr willkommene Verbesserung, nicht nur zum Importieren von Samples, sondern auch hinsichtlich der Verwaltung von Projekten. Der Preis von knapp 400 Euro ist also absolut gerechtfertigt.

Hersteller/Vertrieb: Novation

UvP/Straßenpreise: ca. 390,– Euro

Internet: novationmusic.com

Unsere Meinung:
+++ durchdachtes Konzept
+++ Standalone-Betrieb möglich
+++ MIDI-Funktionalität
++ Preis/Leistungs-Verhältnis
++ Einschub für SD-Karte

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.