Motu M6 – Audio-Interface im Test
Die M-Serie geht in die dritte Runde. Nach dem M2 und M4 bringt der Hersteller aus Cambridge, Massachusetts das nächste Audio-Interface an den Start: das M6.
Das USB-C-Audio-Interface bietet sechs Eingänge sowie vier Ausgänge und richtet sich mit zahlreichen Features sowohl an Musiker und Produzenten als auch an Podcaster und Streaming-Dienstleister.
Das Chassis sowie die Front- und Rückplatte bestehen vollkommen aus schwarzem Aluminium und sind stabil verschraubt. Zwei Gummiplatten auf der Unterseite kümmern sich um einen sicheren Stand auf glatten Oberflächen. Mit Maßen von 234 × 120 × 46 Millimetern (B × T × H) und einem Gewicht von knapp 980 Gramm macht das Gerät einen sehr wertigen Eindruck.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Rückseite. Für Strom- und Datenverbindung wurde hier eine USB-Buchse eingelassen. Zusätzlich könnte man an der Buchse daneben noch das mitgelieferte 15V-Netzteil anschließen. Schön, dass auch ein Power-Schalter mit an Bord ist. In nächster Nähe befinden sich zwei fünfpolige MIDI-Buchsen und ein Slot für ein Kensington Lock.
Insgesamt verfügt das Interface über sechs Audio-Eingänge. Eine Besonderheit des M6 ist, dass die ersten vier Eingangsbuchsen sowohl als Mic-/Line- wie auch als Instrumenten-Eingänge dienen können. Motu realisierte dies durch die Verwendung von vier Combobuchsen des Herstellers Amphenol. Klinkenbuchse 5 und 6 fungieren als klassischer Line-Eingang. Vier symmetrische Klinkenbuchsen sind für die Audio-Ausgänge verbaut. Im Gegensatz zu den Vorgängern M2 und M4 verzichtet der Neuling also vollständig auf Cinch-Verbindungen.
Die Vorderseite wurde links mit fünf Drehreglern bestückt. Für Kanal 1–4 regeln die ersten vier die Vorverstärkung. Darunter kann man per Taster die Phantomspeisung hinzuschalten. Ein weiterer Taster namens »Mon« zweigt das Signal in den Monitorweg (»Input«) ab. Der fünfte Drehregler in dieser Sektion dient dem »Direct Monitoring«, sprich, er kann zwischen dem direkten Eingangssignal und dem Playback, etwa von der DAW, überblenden. Die Abhörlautstärke wird dabei über den großzügig dimensionierten Drehregler rechts neben dem LC-Display eingestellt. Die rechte Seite wird von zwei Kopfhörerbuchsen sowie den dazugehörigen Lautstärkereglern abgeschlossen.
Die Drehregler sind sehr hochwertig verarbeitet, welche mit haptisch angenehmen Aluminium-Knöpfen sehr stabil auf ihren Achsen sitzen.
Software und Treiber
Apple-Nutzer sollten mindestens macOS 10.11 auf ihrem System haben. Unter iOS wird das M6 class-compliant erkannt, sofern das Gerät einen USB-C-Port besitzt bzw. der passende Adapter von »Lightning« zu »USB3« vorhanden ist.
Auf dem PC hingegen läuft das Interface ab Windows 10 (64 bit). Die Webseite des Herstellers stellt den Treiber »Motu M Series Installer« zum Download bereit.
Hinsichtlich Software wird das Interface inklusive »Motu Performer Lite« und »Ableton Live Lite 11« ausgeliefert.
Im Betrieb
Während M2 und M4 stets ohne Netzteil auskamen, ist dies beim M6 nicht immer der Fall. Am Macbook Air M1 genügte die Bus-Power des USB-C-Ports aus, um das neue M6 zu betreiben. Hängt das Gerät jedoch an einem USB-A-Port, hier von einem Desktop-PC, erscheint der Hinweis auf dem LC-Display, doch bitte das Netzteil anzuschließen. Ist dies erledigt, erscheint sofort das Dialog-Fenster »Motu M-Series« am Computerbildschirm.
Hier lässt sich die Abtastrate zwischen 44,1 und 192 kHz sowie eine Puffgröße zwischen 16 und 4.096 Samples einstellen.
Das LC-Display gibt durch die farbige Anzeige einen guten Überblick der Ein- und Ausgangspegel. Zwar ist leider keine Skala zum Ablesen der exakten Dezibel-Werte vorhanden, dennoch lässt sich mit den Bargraphen gut arbeiten. Etwa zwei Drittel des Meters erscheinen in Grün. Ab –9 dBFS wechselt das Meter in den gelben, ab –3 dBFS dann in den orangen Bereich. Übersteuerungen, also Pegel ab 0 dBFS, werden zuverlässig über eine rote Clip-Anzeige visualisiert. So wird die Vorverstärkung mit einem Bereich von 60 dB gut abgebildet. Zudem werden die fünf Monitor-Buttons, sofern aktiviert, ebenfalls durch eine blaue Farbhinterlegung der Kanalnummern im Display angezeigt.
Bleiben wir gleich beim Thema »Monitoring«. Werksseitig geben die Kopfhörerbuchsen das Playback-Signal über Ausgangskanal 1 und 2 aus. Durch einen Druck auf den Taster 3-4, der zwischen den beiden Kopfhörer-Potis sitzt, kann man Ausgang B zumindest am linken Kopfhörerausgang aufschalten.
Es ist schon ziemlich schade, das Motu keine eigene Software für internes Mixing und Routing mehr bereitstellt. »Cue Mix« war Bestandteil vieler Interfaces des Herstellers und erlaubte es, komplexe Mischungen für Kopfhörer- und einzelne Line-Ausgänge separat zu erstellen – sogar inklusive Equalizer und Kompressor.
Zumindest bietet der M-Series Audio-Treiber mit »Loopback 1-2« die Möglichkeit, vom Computer ausgehende Audiosignale etwa von DAW, Web-Browser oder Medien-Player wieder zurückzuführen und im Rechner aufzunehmen bzw. in einer Streaming- oder Podcast-Applikation zu integrieren. Der intern angelegte Stereokanal »Loopback 1-2 Mix« hingegen ermöglicht es, zusätzlich noch die Audio-Eingänge des Interfaces selbst dieser Rückführung beizumischen.
Der Taster unter dem Regler »Input / Playback« namens »A/B« entpuppt sich als hochinteressant. Hält man diesen länger gedrückt, schaltet das Interface in den sogenannten »Monitor Mode«. So kann man nicht nur über das Lautsprecher-Paar an Monitor-Ausgang »A« abhören, sondern alternativ über den Line-Ausgang »B« einen Mix begutachten. Ein kleiner Tastendruck macht das M6 also zu einem simplen Monitor-Controller.
Das Interface verfügt über einen klaren, ungefärbten Klang, und auch die Kopfhörerverstärker bieten ein gutes Hörerlebnis. Für einen Betrieb mit einem 70-Ω-Hörer reicht die Leistung vollkommen aus. Mit einer Impedanz von 250 Ω und einem Musiker, der es »richtig laut« braucht, könnte der Verstärker jedoch evtl. an seine Grenzen stoßen.
Der natürliche Klangeindruck bestätigt sich auch durch die Messungen, welche sich allesamt sehen lassen können. Die gute Qualität ist wohl nicht zuletzt den Wandlern »ESS Sabre32 Ultra« geschuldet, welche u. a. in Apogee-Interfaces ihr Zuhause finden.
Die Phantomspeisung misst saftige 48,43 Volt und bewegt sich somit voll im erlaubten Toleranzbereich von ±4 Volt.
Der Regelbereich von 60 dB Gain ist ausreichend hoch, um auch leisere Mic-Signale ordentlich auf Niveau zu bringen. Und selbst einen voll aufgedrehten E-Bass steckte der Preamp im Test mit noch genügend Headroom weg.
Fazit
Mit dem M6-Interface ist Motu die Erweiterung seiner M-Serie gut gelungen. Auf relativ knappem Platz sind viele Features untergebracht, wodurch sich das M6 auch im mobilen Einsatz eignet. Im Studio überzeugt das Gerät dank der hochwertigen Wandler und guten Messwerte. Auch kommt der alternative »Monitor Mode« sehr gelegen, um die vier Audio-Ausgänge zur Speisung von zwei Lautsprecher-Paaren zu beauftragen.
Durch die integrierte Loopback-Funktion erfüllt das Interface zudem einige grundlegende Voraussetzungen für den Streaming- und Podcast-Bereich. Lediglich der Verzicht auf eine Routing-Software im Stile von »Cue Mix« führte im Test zu Abzügen.
Punkte sammeln konnte Motu insbesondere durch die Unterbringung von vier Combobuchsen, die nicht nur Mic-/Line-Signale, sondern auch hochohmige Instrumenten-Signale entgegennehmen. Das gut gestaltete LC-Display und die übersichtliche Frontplatte ermöglichen eine intuitive Bedienung.
Hersteller/Vertrieb: Motu / Klemm Music Technology
UvP: 499,95 Euro
Internet: motu.com / www.klemm-music.de
Unsere Meinung:
+++ erstklassige Verarbeitung
+++ sehr gute Klangeigenschaften
++ übersichtliches LC-Display
++ alternativer »Monitor Modus«
–– keine eigene Cue-/Routing-Software