Liebe auf den zweiten Blick

IK Multimedia Uno Synth Pro – Parafoner Analogsynthesizer im Test

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Drei Jahre nach dem Uno Synth stellt IK Multimedia die Pro-Version vor, erhältlich als Desktop-Version oder in der vorliegenden Version mit anschlagsdynamischer und Aftertouch-fähiger 37-Tasten-Klaviatur. Nicht nur äußerlich, sondern auch im Innenleben hat sich einiges getan …

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Der Uno Synth Pro wurde in Zusammenarbeit mit Sound Machines (www.sound-machines.it) entwickelt und macht in der Keyboard-Version einen dekorativen und wertigen Eindruck: Das Gehäuse ist von einem roten Metallrahmen umrundet und mit über 5 kg kein Leichtgewicht.

An Anschlüssen gibt es zwei MIDI-Buchsen, Micro-USB und je zwei Ein- und Ausgänge (Miniklinke) für eine Interaktion mit einem Modularsystem, die als CV-, Gate- oder Sync-Schnittstelle arbeiten können. Hinzu kommen ein symmetrischer Stereoausgang (2 × 6,3-mm-Klinke), ein Miniklinke-Kopfhörerausgang und ein Miniklinke-Audioeingang, der bei Bedarf in die Filtersektion oder in die Effektsektion eingespeist werden kann. Zum Lieferumfang gehört ein Netzteil, der Uno Synth Pro kann aber auch zum Mobilbetrieb durch eine geeignete USB-Spannung versorgt werden. Vermisst habe ich einen Anschluss für ein Sustain-Pedal.

Die Rückseite bietet CV/Gate-Schnittstellen für eine Anbindung an Modularsysteme.

Auf geht’s!

Der Signalweg ist bis zur Effektsektion analog aufgebaut und programmierbar mit 256 Speicherplätzen. Geboten werden drei Oszillatoren, die sich monofon mit und ohne Legato-Funktion oder auch dreifach parafon spielen lassen. Durch überblendbare Wellenformen (Dreieck, Sägezahn, variables Rechteck), Pulsbreiten-, Frequenz- und Ringmodulation sowie Sync ergibt sich ein ansprechender Fundus, der in der Mixerstufe noch um einen Rauschgenerator komplettiert wird.

Bemerkenswert ist die doppelte Filtersektion, die aus einer erweiterten Version des zweipoligen OTA-Multimodefilters (Tief- und Hochpass in normalen und phasengedrehten Versionen) des Uno Synth und einem SSI-2144-Tiefpassfilter mit zwei- und vierpoligen Betriebsarten sowie Resonanz bis hin zur Selbstoszillation besteht. Die Filter können seriell oder parallel verschaltet werden, wodurch sich 24 mögliche Kombinationen ergeben. Die Sektionen werden unabhängig oder verlinkt justiert. Passend dazu gibt es einen Spacing-Parameter, der schnell einen (modulierbaren) Cutoff-Offset erzeugt.

Auf den obligatorischen VCA folgt die Effektabteilung, die aus einem analogen Overdrive sowie drei digitalen Slots mit zwölf editierbaren Effekttypen für Chorus/Phaser/Flanger, Delay und Nachhall besteht. Für Modulationen gibt es je zwei loopbare ADSR-Hüllkurven und temposynchronisierbare LFOs (0,01 bis 100 Hz) mit Fade-in und je acht Wellenformen – allesamt digital.

Neben einer festen Verknüpfung der Hüllkurven zu den Filtern und dem VCA werden die Modulatoren und Spielhilfen über eine Matrix mit 16 Verknüpfungen ihren Zielen zugewiesen, deren Anzahl je nach ausgewählter Quelle schwankt. Unter den Quellen finden sich auch vermeintliche Ziele, etwa die Filter-Einsatzfrequenzen. Gemeint sind dabei die jeweiligen Parameterwerte. Moduliert man einen solchen Wert, führt er am Ziel zu einer Veränderung. Ergiebig ist weiterhin die Möglichkeit, die Slot-Intensitäten modulieren zu können.

Ein Wort zur CV-Funktion: Die Ausgänge arbeiten unipolar und eignen sich zur Notensteuerung, als Gate-Trigger sowie für externe Modulationen. Möchte man den Uno Synth Pro als CV-Controller nutzen, sind die Ausgänge über die Matrix zuzuweisen. Die Eingänge sind bipolar ausgelegt und gestatten somit die Einbindung externer Modulationsquellen. Zu guter Letzt verfügt der Uno Synth Pro über eine vollständige MIDI-Implementation, sodass sich Parameterautomationen auch über externe Controller umsetzen lassen.

Die Desktop-Version des Uno Synth Pro fällt günstiger und leichter aus.

Bedienung

Neben der Verarbeitung überzeugt mich die straffe Fatar-Klaviatur mit Oktavtasten, diversen Skalenmodi sowie Pitch- und Modulationsrädern. Bei der Parametersteuerung verzichtet IK Multimedia auf eine Knopfarmada und nutzt überwiegend eine Matrix mit neun Zeilen und vier Spalten, die über acht beleuchtete Funktionstasten und vier kontextsensitive Encoder gesteuert wird. Die Belegungen sind auf dem Gehäuse aufgedruckt und werden bei der Anwahl rot beleuchtet – ein Weg, den man etwa von Waldorf-Geräten kennt.

Für den schnellen Zugriff gibt es umschaltbare Regler für die Filtereinsatzfrequenz und die Resonanz. Eine Umschaltung gibt es auch für die LFOs. Hinzu kommt ein kleines Display mit zugehörigem gerasterten Push-Encoder, das Preset- und Parameter und sogar Wellenformen anzeigt.

Große Teile der Bedienung erfolgen über eine Parametermatrix.

Nur über das Display lassen sich einige weitere Parameter erreichen, etwa die FM-Intensitäten, die Effekt-Parameter sowie die System- und Polyfonie-Einstellungen. Schließlich gibt es eine Reihe von Zweitfunktionen für den Arpeggiator und Step-Sequencer, die man über die Alt- Taste aufruft.

Man mag die Anzahl dedizierter Regler bemängeln, gelangt aber mit etwas Übung zügig zum Ziel. Noch fehlt mir eine schnelle Rücksetzung bipolarer Parameter auf den Nullwert. Verbesserungspotenzial sehe ich auch bei der Stimmung der Oszillatoren, die bei einer Feinstimmung beginnt, um dann auf Halbtöne zu wechseln – verstimmte Intervalle sind daher wenig intuitiv. Auch die Modulationszuweisungen sind etwas fummelig; sie lassen sich aber auch über den gerasterten Data-Entry-Encoder umsetzen. Power-User können zudem Menüeinträge per Tastenkombination aufrufen.

Über den kostenlosen Editor lassen sich die Sounds am Rechner editieren und verwalten.

Noch komfortabler ist die Programmierung über den kostenlosen Editor mit Bereichen für die Klangerzeugung, die Modulationen und die Effekte, der standalone und im Plug-in-Format (VST2/3, AU, AAX) vorliegt und die Sounds direkt in das DAW-Projekt einbindet und bequem organisiert. Bühnentauglich ist schließlich der Song-Modus, der ein Verketten von bis zu 64 Presets ermöglicht, abrufbar über die Sequenzer-Tasten.

Step-Sequencer und Arpeggiator

Ein Highlight ist der Sequenzer mit bis zu 64 Schritten und multiplen Laufrichtungen. Zur Visualisierung dienen 16 beleuchteten Minitasten, die sich über eine Page-Taste umschalten lassen. Aufgenommen wird in Echtzeit oder schrittweise (ohne Schrittfortschaltung). Die Echtzeitaufnahme erfasst neben Noten auch Parameteränderungen, wodurch sich lebendige und nachträglich editierbare Animationen ergeben. Pro Schritt lassen sich zudem eine Haltefunktion und ein globaler Accent aktivieren. Auch die Gate-Länge ist pauschal regelbar. Die Sequenz wird mit dem Preset gespeichert und kann transponiert werden.

Der alternative Arpeggiator nutzt neben der automatischen Akkordaufteilung die Tastenreihe, um Schritte zu überspringen, wodurch sich neue Muster bei der Wiedergabe ergeben. Er bietet die gleichen Laufrichtungen und mehrfache Schrittwiederholungen. Auch hier ist die Gate-Länge veränder- sowie ein Swing-Faktor regelbar. Die Muster lassen sich dazu einfach in den Sequenzer übertragen.

Sound

Klanglich liefert der Uno Synth Pro eine ansprechende Palette analoger Klänge mit eher universell nutzbarem und gefälligem Charakter. Er hat weder die Wucht eines MiniMoog, die Explosivität des Pro One noch die Filterqualität eines SEM. Gleichwohl ist er eigenständig und hat damit seinen Reiz, insbesondere durch die kombinierbaren Filter, auch wenn IK Multimedia an der Skalierung der Hüllkurven und Filterresonanzen noch feilen könnte, um perkussive Klänge feinfühliger abstimmen zu können.

Die digitalen Effekte gehen in Ordnung, ihr größter Vorteil stellt aber die Integration in das speicherbare Instrument und dessen Modulationsmatrix dar. Während ich mich beim Regeln der Effektparameter an Zippergeräuschen störe, gilt das nicht für die Klangerzeugung – die Filterfrequenz bietet sogar eine Auflösung von 512 Schritten.

Dank Anschlagsdynamik, Aftertouch und weiteren Spielhilfen sind expressive Lead-Sounds eine Freude. Weiterhin stechen die vielfältigen Sequenzersounds hervor, die dank Step-Sequencer zum Leben erwachen. Wer in die schrittweise Automation einsteigt, sollte zu spannenden Sounds gelangen. Leider deckt der Editor diese Funktion bislang nicht ab. Apropos: Zwar lässt sich der Sequenzer ohne Noten für reine Modulationen nutzen, ist aber nicht über die Matrix als Quelle nutzbar. Weiter ins Repertoire gehören dicke Bässe, Intervall- und Sync-Sounds und sogar parafone Flächen.

Unter den Presets finden sich einige Perlen. Sie stellen aber nicht das volle Potenzial des Synthesizers zur Schau. Entsprechend lohnt sich das Eintauchen in die gebotenen Möglichkeiten: Aus der Kombination von drei Oszillatoren, zwei Filtern, FM, Ringmodulation und Distortion sowie der Modulationsmatrix lassen sich spannende Klänge konstruieren. Dabei braucht der Uno Synth Pro keinesfalls brav daherkommen, selbst wenn Ring- und Frequenzmodulation eher zahm ausfallen. Zum Ziel führt die Summe der Möglichkeiten.

Fazit

Mit dem Uno Synth Pro stellt IK Multimedia einen überzeugenden Mono-Synthesizer mit üppigem Funktionsumfang, analoger Klangerzeugung und guter Verarbeitung vor, der sich dank CV/Gate-Schnittstellen und Sequenzer sogar für die Steuerung eines Modularsystems eignet. Trotz überschaubarer Regleranzahl geht das Bedienkonzept auf, auch dank des Editors.

Im Umfeld der Konkurrenz zeichnet sich der Uno Synth Pro durch eigenständigen Klang, Speicherbarkeit, drei Oszillatoren und seine doppelte Filtersektion aus. Dabei konkurriert das Testgerät eher mit den günstigeren Novation Bass Station II und Korg Minilogue XD als mit Moogs Subsequent 37 oder dem Sequential Pro 3. Klanglich ist der Uno Synth Pro ausdrucksstark spielbar, fällt aber weniger charismatisch als die Klassiker aus. Umgekehrt bietet er umfassende Modulationen, mit denen sich komplexe, eigenständige Klänge hervorbringen lassen.

Insbesondere die Keyboard-Version spielt gegenüber dem Uno Synth in einer deutlich höheren Preisklasse. Wer keinen Wert auf die Fatar-Klaviatur legt, findet in der Desktop-Version ein technisch identisches, deutlich leichteres und günstigeres Gerät mit kapazitiver Folientastatur.


Hersteller/Vertrieb: IK Multimedia

Internet: unosynthpro.com

UvP:
Uno Synth Pro: 792,99 Euro
Uno Synth Desktop 487,99 Euro

Unsere Meinung:
++ drei Oszillatoren mit möglicher Parafonie
+++ doppeltes Filter
+++ gute Tastatur
++ integrierter Step-Sequencer
+ CV/Gate Ein- und Ausgänge
– für aggressive Klänge nicht erste Wahl

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