Company-Store vs. Einzelhandel
Kürzlich eröffnete in London ein Roland Store. Ist ein Laden, wo man Equipment von nur einer Marke kaufen kann, für den Musiker sinnvoll? Ist das die Zukunft und wird das großräumige Musik-Kaufhaus bald der Vergangenheit angehören?
Der Handel ist periodisch immer wieder im Umbruch. Die letzte große Veränderung in der Vergangenheit war natürlich das Internet, womit der klassische Versandhandel per Katalog obsolet wurde. Stattdessen tauchten immer mehr Anbieter auf und der Käufer konnte mit wenigen Klicks zahlreiche Angebote vergleichen.
Das brachte viele kleine, lokale Geschäfte in Bedrängnis und nicht wenige mussten aufgeben. So reduzierten sich die Möglichkeiten, Instrumente und Studioequipment vor dem Kauf ausgiebig testen und sich vom Fachpersonal beraten lassen zu können. In manchen Städte gab es bald nur noch ein Großgeschäft. Auch wenn es von Vorteil scheint, eine große Auswahl in einem Laden nebeneinander vergleichen zu können, sieht es in der Realität mitunter so aus, dass die Angestellten anhand der Maße des Angebotes nur oberflächliche Informationen parat haben und das Equipment zum Teil nicht adäquat demonstrieren können.
Ist ein Company-Store die passende Antwort? Klar, hier arbeiten geschulte Spezialisten (so hofft man zumindest), die das Equipment der Marke bestmöglich präsentieren. Andererseits entfallen damit aber Vergleichsmöglichkeiten. Und beim Kauf eines Stage Pianos oder einer Workstation ist der Vergleich doch wohl genauso wichtig wie bei Studiomonitoren.
Ganz neu ist die Idee des Company-Stores nicht, andere Branchen arbeiten so schon lange Zeit, Stichworte: Autohaus oder Apple-Store. Aber auch in der MI-Branche ist das nicht unbekannt. Zum Beispiel betreibt Yamaha in Tokyo ein 12-stöckiges Warenhaus und Korg hat in Japan vier eigene Vertretungen für die eigenen Produkte und ihre Importmarken.
Roland / Boss hatte es bislang, neben dem klassischen Musikhandel, mit einem Store-in-Store-Konzept probiert, bei dem man eine eigene, separierte Abteilung in einem bestehenden Großgeschäft belegte. Das ist vor allem in den USA gängige Praxis, aber auch in Deutschland und Österreich gibt es jeweils einen derartigen Store. Nun folgte in London, ausgerechnet in der geschichtsträchtigen Denmark Street (die Sex Pistols lebten hier und machten ihre ersten Aufnahmen), der nächste Schritt zum alleinigen Company-Store. Interessanterweise verzichtet man auf eine Social Media-Präsenz. Weitere Roland Stores sollen “across the UK” folgen. Und dann vielleicht auch bei uns? Würdet ihr das begrüßen oder seht ihr die Entwicklung eher kritisch?