Black Panther System Para S – Multifunktions-Keyboardständer im Test
Neuentwicklungen oder neue Produktvorstellungen im Bereich der Keyboardständer sind nicht gerade an der Tagesordnung. Dabei sind gerade seit der Renaissance der Hardwareklangerzeuger hier wieder kreative Lösungen gefragt. Und mit genauso einer kreativen Lösung hat sich ein neuer Player klammheimlich in den Markt geschlichen und greift nun an wie die namensgebende Raubkatze.
Meine erste Berührung mit dem schwarzen Panther hatte ich am 24. Juni 2021. An diesem Tag war Gunter Henkel, seines Zeichens Ingenieur und Vater sowie Mastermind hinter dem System, bei uns im Sound & Recording Podcast zu Gast. Dort hat er uns das System detailliert erklärt und uns seine Vision von einem Keyboardständer, der mit dem User wächst, nähergebracht. Zugegebenermaßen – das Ganze klang damals schon fast zu schön, um wahr zu sein. Ein Ständer mit bis zu drei Ebenen, erweiterbar um beliebige Seitenarme für weitere Instrumente, Halterungen für Monitore (die zum Hören) und Monitore (die zum Draufschauen, sprich VESA-Halterungen), Aufnahmemöglichkeiten für 19-Zoll Geräte, integrierte Steckdosenleiste, Rollen usw. Außerdem sollte es die Möglichkeit geben, verschiedene Tischplatten auf der untersten Ebene zu installieren, die das System in einen DAW oder DJ-Arbeitsplatz verwandelt. Ein Hybrid also aus verschiedensten Möglichkeiten, den man immer wieder den eigenen Bedürfnissen anpasst – kann das funktionieren?
Nun, seit der Podcastaufnahme ist ungefähr ein halbes Jahr vergangen und vor ein paar Tagen sind drei große und schwere Pakete aus Tauberbischofsheim bei mir eingetroffen. Gunter Henkel hat sich für die Fertigung des Systems nämlich einen kompetenten Partner gesucht und diesen in der Firma “Mott Mobile Systeme GmbH” gefunden – hier werden nicht nur Bühnenteile gefertigt, sondern unter anderem auch Arbeits- und Montagetische sowie allerhand Nützliches für Veranstalter, Hotels und die Gastronomie.
Und genauso fühlen sich die Bauteile auch an, nachdem ich die schützende und extrem gut sichernde Umverpackung entfernt habe: nach Industrie. Nach etwas, was Stabilität und Wertigkeit vermittelt. Die einzelnen Elemente wirken schwer und ungemein solide, und obwohl ich das System noch nicht mal ausgepackt habe, bin mir jetzt schon sicher, dass ich ihm problemlos einen 20 kg schweren Arturia MatrixBrute anvertrauen kann.
Aufbau und erster Test
Für den nachfolgenden Test stehen mir nun also zwei Para S Ständer plus diverse Erweiterungsarme zur Verfügung. Dabei bezeichnet der Name “Para S” ein Set, bestehend aus dem Basisträger “Amine” (zwei höhenverstellbare T-förmige Beine plus Querverbinder, auf dem allerdings so noch kein Keyboard abgestellt werden kann) plus den Aufbau “Parika terceiro”, der bis zu drei Ablageebenen ermöglicht. Hinzu kommt noch eine 19-Zoll Steckdosenleiste samt Aufhängung (dafür steht das S in “Para S”). Die Bezeichnungen in der Black Panther Welt sind leider nicht ganz so einfach zu durchschauen, aber vielleicht dennoch etwas einfacher zu merken als die Zahlenfolgen aus dem Hause K&M.
Die Anleitung im Stile einer typischen Möbelaufbauanweisung führt einen nüchtern und sachlich durch die notwendigen Schritte für Aufbau und enthält sogar zwei bis drei sehr interessante und wichtige Tipps, auf die ich so vermutlich nicht gekommen wäre. Jedenfalls stehen nach knapp zwei Stunden zwei wuchtige, aber dennoch schicke Keyboardständer vor mir. Schick ist übrigens nicht nur die Form des Ständers, sondern auch die Farbe. Zwar scheint es so, als ob es den Ständer nur in Standard-Schwarz gäbe – der Hersteller bietet jedoch auf Wunsch und gegen Aufpreis eine Anfertigung in Wunschfarbe an was auch für Zubehörteile gilt. Meine Testmodelle erstrahlen in einem matten Weiß, was sich perfekt in meinen hellen Studioraum macht, sehr edel wirkt und aus dem Aufbau schon fast ein Möbelstück macht.
Ein erster Rütteltest bestätigt übrigens den Ersteindruck: Da wackelt nichts. Die Dinger stehen wie eine Eins und scheinen sich durch nichts aus der Ruhe bringen zu lassen. Allerdings kommt Bewegung in die Sache, wenn man die Bremsen der extra bestellbaren Rollen löst. Dann nämlich gleitet der Gigant ganz ruhig und sanft über meinen Studioboden und lässt sich jederzeit dort positionieren, wo ich ihn brauche.
Ich bestücke die Ständer endlich mit verschiedenen Synthesizern unterschiedlicher Größe und unterschiedlichen Gewichts. Dabei hilft sehr, dass sich die diversen Ebenen sehr flexibel einstellen lassen. So lässt sich der grundsätzliche Neigungswinkel der zweiten und dritten Ebene zunächst grob in drei verschiedenen Stufen einstellen. Jede Ebene verfügt dann noch mal über acht verschiedene Raststufen und lässt sich außerdem in der Tiefe justieren. Die Tragkraft ist mit 20 kg pro Ebene spezifiziert, wobei die Grundebene sogar 40 kg schafft und somit auch die größten aller Schlachtschiffe tragen sollte. Um die 20 kg auszuloten, habe ich meinen Arturia Matrix Brute dann auch direkt auf die dritte Ebene gewuchtet, was mir deutlich mehr Schmerzen bereitet hat als dem Para S. Der hat sich nämlich immer noch nicht gemuckt und die Belastung einfach so weggesteckt.
Erweiterungen
Nach dem ersten Test mache ich mich an die Installation des weiteren Zubehörs. Im dritten Karton finden sich nämlich Abstandshalter vom Typ “Iberoxo Brako” in verschiedenen Längen sowie zwei Tablethalter und drei Laptophalter, die alle auf den Namen “Quassia” hören. Glücklicherweise sind die Einsatzmöglichkeiten nicht auf die genannten Geräte beschränkt – an einem Ständer trägt der Tablethalter nun einen Waldorf Kyra (hohes Gewicht) und der Laptophalter einen Korg microKorg und am anderen Ständer sitzen auf Laptophaltern jeweils ein Korg Opsix und ein Korg Modwave sowie ein Arturia MicroFreak auf dem Tablethalter. Damit kann ich also ohne großen Aufwand mehrere kompaktere Synthesizer links und rechts an den Ständer andocken und habe somit mehr Kontrollmöglichkeiten vor mir als das Schaltpult in einem durchschnittlichen Atomkraftwerk. Wer seine Kompaktgeräte übrigens lieber auf einer der drei Hauptebenen unterbringen möchte, für den gibt es verschiedene Ablageplatten mit einer Breite von bis zu 140 cm im Programm.
Wer viele Geräte hat, muss auch viele Kabel verlegen und das lässt sich direkt am Ständer mit Kabelclips realisieren. Für den Test standen mir diese leider nicht zur Verfügung, aber auf dem beigefügten Bild lässt sich gut erkennen, wie eine solche Kabelführung aussehen kann.
Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle noch mal die direkt integrierbare 19-Zoll Steckdosenleiste erwähnt. Somit gehört das Befestigen von Steckdosenleisten mit Kabelbinder am Keyboardständer der Vergangenheit an. Wem das übrigens nicht reicht, der kann sogar eine zweite Leiste installieren und hat somit sechzehn Steckdosen zur freien Verfügung.
Planungsprobleme
Nachdem ich bisher nur Positives über das Black Panther System sagen kann, gibt es ein kleines Problem, was ich an dieser Stelle nicht verschweigen möchte. Glücklicherweise betrifft dieses aber nicht das Produkt selber, sondern die Planung des eigenen Traumtisches. Leider findet sich nach aktuellem Stand nirgendwo eine wirklich brauchbare Übersicht über das komplette Programm. Die Webseite des Herstellers listet zwar viele Komponenten auf, allerdings ist diese Liste weder komplett noch übersichtlich und sie lässt viele Detailinformationen vermissen. Interessanterweise gab es zum Zeitpunkt der Podcastveröffentlichung im vergangenen Juni eine andere Version der Webseite, die wesentlich detaillierter und vor allem reichlich bebildert war. Auf Nachfrage wurde mir aber versichert, dass das Problem bekannt ist und daran gearbeitet wird.
Ich kann daher an dieser Stelle jedem Interessenten nur raten, sich von der Webseite nicht abschrecken zu lassen und den Hersteller direkt via Mail oder Telefon zu kontaktieren. Gegebenenfalls landet man sogar auch direkt bei Gunter Henkel und hat somit den absoluten Experten des Systems als direkten Ansprechpartner.
Ausblick
Ein wachsendes System muss natürlich auch in Zukunft mit weiteren Innovation aufwarten. Gunter verriet mir im Gespräch, dass in 2022 unter anderem eine integrierte Beleuchtung mit verschiedenen Farben erscheinen wird. Außerdem wird es eine weitere 19-Zoll Steckdosenleiste geben, die den direkten Anschluss von 9V und 12V Geräten erlaubt (beispielsweise Effektpedale). Diese Geräte lassen sich dann auch perfekt auf neuen Auflageplatten positionieren, die mit Schlitzen und Halterungen versehen sind und somit auch sehr kleinen Geräten Halt bieten.
Ich verweise an dieser Stelle auch nochmal auf unseren Podcast (unter diesem Artikel verlinkt), in dem wir über diverse Zukunftspläne für das System gesprochen haben.
Fazit
Eigentlich ist bereits alles gesagt. Mit einem Ständer aus dem Black Panther System erhält man einen Keyboardstand, der extrem stabil ist, sich jederzeit erweitern und ausbauen lässt und sogar die komplette Transformation in einen Arbeitstisch zulässt. Hut ab vor Gunter Henkels Ingenieurskunst – dieses System sollte sich jeder anschauen, der entweder Tasteninstrumente spielt oder einen flexiblen Arbeitstisch für sein Studio bzw. DJ-, Streaming- oder Gamingsetup sucht.
Hersteller: Black Panther System / Mott Mobile System GmbH
Preis: ab ca. 429€ (für “Para S”, kleinere Systeme teilweise günstiger)
Internet: www.blackpanthersystem.de
Unsere Meinung:
+++ extrem flexibel
+++ sehr stabil und solide
++ saubere Verarbeitung
+ Stromversorgung via 19-Zoll Racksteckdosenleiste
+ Sonderanfertigungen möglich
+/– teuer, aber preiswert
– Webshop/-seite lückenhaft und unübersichtlich