Bitwig Studio 4 – Software-Sequenzer im Test
Besonders bei Sound-Tüftlern und Synthesizer-Freaks konnte Bitwig Studio dank einem leistungsstarken Modulationssystem sowie MPE-Support deutlich Punkte sammeln. In Verbindung mit zahlreichen Instrumenten und Effekten hat der deutsche Hersteller in den letzten Jahren eine mächtige Produktionsumgebung geschaffen.
Stets im Fokus geblieben ist dabei die perfekte Verzahnung von Launcher und Arranger, die eine »Loop-basierte« Arbeitsweise möglichst effizient und intuitiv gestalten soll. Wir sind gespannt, was die Berliner Software-Schmiede nun mit Bitwig Studio 4 zu bieten hat.
Für die Installation stehen auf der Webseite separate Installer für drei Betriebssysteme bereit. Auf dem Mac wird die neuste Bitwig-Ausgabe ab OS X 10.14 unterstützt – und das sogar mit dem M1-Prozessor. Für Windows geht der Support ab Version 7 los. Bitwig gehört immer noch zu den ganz wenigen DAWs, die eine native Linux-Unterstützung anbieten; ab Ubuntu 18.04 kann man auch hier durchstarten.
Editing
Erst kürzlich stattete Ableton seinen Software-Sequenzer »Live 11« mit einer Comping-Funktion aus. Zufälligerweise geht nun auch Bitwig Studio 4 mit diesem absoluten »Must-Have-Feature« an den Start. Letztendlich geht es beim »Comping« um das Zusammenstellen der bestmöglichen Performance aus vielen einzelnen Takes.
Möchte man im Arranger eine neue Performance aufnehmen, empfiehlt es sich, dort den Modus »Overdub « zu aktivieren und dann einen Loop-Bereich zu definieren. Sobald die Aufnahme startet, lassen sich beliebig viele Takes erzeugen. Öffnet man anschließend den Clip im Editor, sieht man alle Takes fein säuberlich untereinander aufgelistet. Jedem Take weist Bitwig automatisch eine eigene Farbe zu. Nun kann man ohne jeglichen Wechsel des Werkzeugs die gewünschten Segmente in einem Take markieren. Diese wandern sofort nach oben in die Hauptspur.
man hier zwischen die Abschnitte, kann man die Clip-Grenzen nach links oder rechts verschieben. Der Übergang erfolgt hier makellos und ohne Lücken. Mit gehaltener [Alt]-Taste lässt sich der Inhalt der Region verschieben. Alternativ kann man dies auch durch Anklicken und Schieben am unteren Rand machen. So lassen sich Timing-Fehler schnellstens beheben. Klickt man hingegen am oberen Rand, ist eine Lautstärkenänderung des Segments möglich. Übrigens: Wird der Comping-Clip vom Arranger in den Launcher verschoben, sind dort auch noch alle zuvor erstellten Takes und Edits vorhanden und lassen sich auch zu einem späteren Zeitpunkt ändern.
Umgekehrt kann man auch direkt im Launcher aufzeichnen. Aktiviert man hier die Funktion »Aufnahme als Comping Take« und definiert die Anzahl der Takte, stehen nach beliebig vielen Durchläufen alle Takes zum Editieren bereit.
Unter dem Strich ist den Berlinern hier ein erstklassiges Editing-Feature gelungen. Beide Daumen hoch! Das Audio-Comping ist derart gut umgesetzt, dass man sich schnell fragt, warum Bitwig ähnliche Arbeitsweisen nicht auch im MIDI-Bereich erlaubt. Klar, klassisches Overdubbing ist natürlich weiterhin an Bord, aber ein Zusammenschnitt aus mehreren MIDI-Takes wäre durchaus wünschenswert.
Workflow
Nur durch Zufall stolpere ich im Menü »Datei öffnen« über zwei neu unterstützte Dateitypen: *.als und *.flp. Somit ist nun der Import von Projekten, die ursprünglich in Ableton Live oder FL Studio erzeugt wurden, möglich! Im Falle von Ableton Live erscheinen in Bitwig alle Audio- und MIDI-Spuren samt Inhalt und korrekter Spurbenennung; sogar Lautstärken-Automation und Gruppenspuren sind am Start. Hammer!
Dass fast keine »Devices« von Ableton übernommen werden, sollte natürlich klar sein. Beim »EQ 8« macht Bitwig allerdings eine Ausnahme und überträgt dessen Einstellungen auf den hauseigenen »EQ+«. Auch »Drum Racks« erscheinen nahezu identisch in Bitwigs »Drum Machine«. Wer größtenteils mit VST-Plug-ins von Drittanbietern arbeitet, kommt beim Transfer also schon ziemlich weit.