Welcher Piano-Typ bist du?

Piano-Guide: Unsere Kaufberatung für E-Pianos

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Das Angebot an Digitalpianos ist heute riesig. Auch wenn du genau weißt, dass auf jeden Fall 88 gewichtete Tasten und ein sehr guter Flügelklang her müssen, so kannst du nach dem Kauf immer noch eine Enttäuschung erleben. Sogar dann, wenn du dich bereits lange im Voraus auf einen Hersteller und dessen Sound eingeschossen hattest.

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Ganz egal ob du für dein neues Klavier lieber ein kompakteres portables Instrument oder das Profi-Modell für die Bühne gesucht wird: Im Zuge einer starken Preisorientierung setzen die Hersteller in jeder Modellreihe ganz bestimmte Prioritäten bei der Sound- und Funktionsausstattung. Dass sie damit aber bei jedem Spieler genau richtig liegen ist ebenso wahrscheinlich, wie jeden Ton aus Liszts Paganini-Etüden zu treffen. Selbst wenn du eine Summe von mehreren tausend Euro zu investieren bereit bist – mit einem hochpreisigen Instrument wirst du nicht automatisch glücklich. Und es kann sogar sein, dass da manches Low-Cost-Piano rein funktional deutlich mehr zu bieten hat. Wie aber sieht’s am Preiswert-Modell nun wieder mit dem Sound und der Klaviatur aus? Zu genau solchen Fragen liefern wir Tipps und Denkanstöße und fragen: „Welcher Piano-Typ bist du?“

Hier findest du 5 Digital-Piano-Empfehlungen von Keyboards-Autor und langjährigen Musikpädagogen Wolfgang Wierzyk. 

Der „Piano Pur“-Typ I

An einem Digitalpiano interessiert dich nur eines: Es soll so gut wie möglich das Klavier ersetzen. Der Klang des akustischen Pianos in seiner digitalen Imitation und das Spielgefühl auf der Tastatur müssen dich überzeugen. Die Reaktion der Fußpedale muss sich echt anfühlen. Und es soll bei dir zu Hause stehen. Dort willst du es einfach nur anschalten und spielen – zu jeder Zeit, immer wenn dir danach ist, manchmal stundenlang. Alles andere ist für dich Schnickschnack.

In der Preisklasse zwischen 600 und 1300 Euro (Straßenpreise) zielen die Einsteiger-Homepianos von Fame (DP-Serie), Casio (Privia-, aber auch Celviano-Serie), Kawai (CN-Serie), Roland (F-100-/RP-Serie) und Yamaha (Arius-Serie) auf Typen wie dich ab. Eine Tastatur mit Hammermechanik, eingebauter Abdeckung als Staubschutz plus integriertem Notenpult; drei Pedale wie am Flügel; und natürlich ein integriertes Lautsprechersystem plus Kopfhöreranschluss – das sind auch schon die wichtigsten Zutaten.

Für dich eher nebensächlich: Zur weiteren Ausstattung zählen hier eine Hand voll zusätzlicher Klänge: E-Pianos, Streicher, Chor, Cembalo, Orgeln. Je zwei Sounds lassen sich kombinieren („Dual“-Funktion bzw. Layer). Nicht nur ein eingebautes Metronom, sondern auch einen Zwei-Spur-Rekorder gibt es zumeist: Damit kannst du ein Klavierstück Hand für Hand aufnehmen und auch abspielen. Daher sind meistens auch gleich noch ein paar gängige Klavierstücke an Bord, bei denen man dann die Stimmen für rechte und linke Hand getrennt – inklusive Tempo-Regelung – abspielen kann. Eine Übungsfunktion zum Einstudieren der Stücke und die Noten dazu werden meist auch mitgeliefert. Im „Four Hand“-Modus solcher Pianos (auch „Duo“ oder „Twin Piano“) wird die Tastatur in der Mitte geteilt; auf jeder Seite ist der Hauptpiano-Klang in gleicher Lage spielbar – ein nettes Feature für den Klavierunterricht. Kein Luxus ist eine 128-stimmige Polyfonie: So viele Töne sollte ein gutes E-Piano heute mindestens gleichzeitig erzeugen können, um eine überzeugende Klangfülle entfalten zu können.

Yamaha Arius YDP162
Ideal für den Homepiano-Einsteiger: Beim Yamaha Arius YDP-162 stehen die Qualität des Flügelklangs und der Tastatur im Mittelpunkt. (Bild: Yamaha)

 

Als sehr ausgewogenes Instrument in dieser Klasse sticht das Yamaha Arius YDP-162 (ab ca. 1000 Euro) hervor. Es überzeugt in Relation zum günstigen Preis sowohl bei Sound und dynamischer Klangentfaltung wie auch beim Spielgefühl. Als Besonderheit bietet es sogar Decklagen aus synthetischem Elfenbein für die weißen Tasten (Ivory Feel) und die Halb-Pedal-Technik: Das Fortepedal unterscheidet also zwischen „leicht gedämpft“ und „ungedämpft“. Erhältlich ist zudem eine Schwarz-Hochglanz-Version.

All diese Features zeichnen auch das Kawai CN 25 (ab ca. 1270 Euro) aus, das darüber hinaus eine hohe Polyfonie von 192 Stimmen und den „Virtual Technician“ zu bieten hat: Damit lassen sich Klangdetails seines Flügelsounds wie Saitenresonanzen und Dämpfergeräusche tunen.

Den preiswerten Einstieg bekommt man schon ab ca. 600 Euro mit einem Fame DP 3000Fame ist die Hausmarke des MUSIC STORE professional in Köln und bietet von all den o.g. wichtigen Eigenschaften wie gewichtete Hammermechanik, eine wertige Pedalerie und einen guten Klang alles und noch mehr.

Kawai CN25
Neben sehr guter Sound- und Tastaturqualität im Einsteigerbereich bietet das Kawai CN 25 bereits 192 Stimmen und einstellbare Piano-Parameter.

Der „Piano Pur“-Typ II

Bist du bereit, mehr als für ein Einsteiger-Modell nötig zu investieren, findest du in der Homepiano-Mittel- und der Oberklasse noch überzeugendere und konzertantere Klänge, Tastaturen mit noch besserer Repetition und interne Soundsysteme mit ausgewogenerem und voluminöserem Raumklang. Allerdings ebenfalls mehr an weiterer Funktions- und Klangausstattung – ob es dich nun interessiert oder nicht.

Kawai CA17
Das CA17 markiert den preiswerten Einstieg in die Klasse der Kawai-Homepianos mit einer Echtholz-Tastatur.

 

Auf alle Fälle einmal angespielt haben sollte man die Homepianos aus Kawais CA- und CS-Serien. Deren Spezialität (mit Ausnahme des CS4) sind komplett aus Holz gefertigte Tastaturen. Nicht allein das Material bringt’s hier, sondern hinzu kommen die ausgeklügelte Gewichtung der Tasten und die sehr überzeugend umgesetzte Hammermechanik-Simulation. Den Einstieg in die Holztasten-Welt bietet das CA17 (ab ca. 1800 Euro).

Wichtige Eigenschaft der CS-Serie wiederum ist der besonders stark am akustischen Klavier orientierte Look. Technisches wie das Bedienfeld ist unaufdringlich gehalten, beschränkt sich auf das Nötigste und lenkt nicht ab. Am preiswertesten zu haben ist solch ein Kawai-Purist mit dem CS4 (ab ca. 1600 Euro). CA17 und CS4 bieten dabei kaum mehr Ausstattung als Budget-Pianos; aber gerade das, worauf es dir ankommt – Klang, Tastatur, Verarbeitung – ist an beiden überzeugender umgesetzt.

Weitere Empfehlungen in dieser Klasse sind das Roland HP504 (ca. 1620 Euro), das unter anderem sehr gute Hammerklavier- und Cembalo-Klänge aber auch Player-Funktionen ergänzt, sowie das 256fach polyfone Yamaha Clavinova CLP-525 (ab ca. 1300 Euro).

Yamaha CLP-525
Die Clavinova-CLP-Serie versammelt bei Yamaha die klassischen Homepianos der Mittel- und Oberklasse. Schon ab dem Einstiegsmodell CLP-525 gibt es 256fache Polyfonie. Für die höheren Modelle hat Yamaha nicht nur einen hauseigenen, sondern auch einen Flügel der heutigen Konzerntochter Bösendorfer gesampelt. (Bild: Yamaha)

 

 

Digitalpianos für Klang-Realisten

Machen wir uns nichts vor: Viele Digitalpianos mögen ja hübsch aussehen – aber dem Soundvolumen eines echten Klaviers können sie einfach nicht das Wasser reichen. Wo man am akustischen Instrument mit entsprechender Intonation schon einen einzelnen Ton sehr präsent in den Raum stellen kann, beginnt das digitale Pendant zu schwächeln. Dann die Lautstärke voll aufgedreht, und alles wird evtl. noch schlimmer – es rauscht, zerrt und die Bässe sind viel zu dröhnend, die Höhen zu spitz …

Casio Grand Hybrid GP500
Mit den in Collaboration mit C. Bechstein entstandenen Grand Hybrid-Modellen positioniert sich Casio mit Oberklasse-Features in der aktuellen Digitalpiano-Szene. Der gesampelte Bechstein-Konzertflügel begeistert ebenso wie das authentische Spielgefühl der Echtholztastatur.

 

Wenn du ein digitales Instrument suchst, dessen Soundsystem einem Klavier wirklich Paroli bieten kann, vergiss die Preiswert-Klasse. Wirklich froh wirst du vor allem mit den Top-Modellen der Homepiano-Linien angesagter Hersteller: Kawais CA97 (ab ca. 3230 Euro) und CS10 (ab ca. 3700 Euro), Rolands HP-508 (ab ca. 2100 Euro) oder das Yamaha Clavinova CLP-575 (ab ca. 2730 Euro) wären noch die günstigsten Lösungen. Sie besitzen jeweils mehrere Verstärkereinheiten und Lautsprecherpaare bzw. Subwoofer. Durch eine ausgeklügelte Anordnung der Speaker, die teils auf separate Equalizer-Power zugreifen können, wird der raumfüllende Sound eines Klaviers sehr überzeugend nachgebildet. Das geht heute so weit, das Gehäuse des Pianos selbst mit als Resonanzkörper zu nutzen – was zudem den positiven Effekt des vibrierenden Instruments zur Folge hat.

yamaha-avant-grant-n3
Für das AvantGrand N3 hat Yamaha einen Flügel an vier unterschiedlichen Positionen gesampelt. Diese Sounds werden im Homepiano tatsächlich ebenso von vier im Korpus verteilten Lautsprecher-Verstärker-Einheiten ausgegeben.

 

Noch einen Schritt weiter gehen das Roland HP605 (ab ca. 2500 Euro) und die Modelle LX-7 sowie LX-17 (ab ca. 3500 bzw. 500 Euro), in denen neben Mehrwege-Soundsystemen zudem eine Piano-Modeling-Technologie mit unbegrenzter Polyfonie eingesetzt wird. Einen Power-Sound bietet wiederum bei Yamaha zum Beispiel der Digitalflügel CLP-565GP (ab ca. 4000 Euro). Die Resonanzboden- und Gehäuse-Schwingungen entfesselt man hier durch Aufklappen des Klavier- bzw. Flügeldeckels hörbar – eine gelungene Symbiose aus digitaler Imitation und echter akustischer Klangentwicklung. Diesen Ansatz hat Yamaha schließlich in Form der Pianos der AvantGrand-Serie perfektioniert: Das Modell N3 (ca. 16.000 Euro) besitzt – bis auf die Gusseisenplatte mit den Saiten – im Prinzip eine Flügel-Hardware. Seine Samples wurden an vier verschiedenen Positionen des echten Flügels aufgezeichnet; entsprechend bietet das Wiedergabesystem ebenfalls eine Vier-Kanal-Technik und zahlreiche Lautsprecher-Verstärker-Einheiten.

Bedenke aber: Für die Oberklasse der Digitalpianos brauchst du Platz; einen Raum, in dem sich der Klang gut entfalten kann. Und: Du solltest für solche Instrumente mit verschiedenen Aufstellpositionen experimentieren können.

Roland LX-17
An Homepianos der Oberklasse wie dem Roland LX-17 kommen Mehrkanal-Wiedergabesysteme mit separat im Instrument platzierten Lautsprechern zum Einsatz. Ziel ist es, die Klangfülle eines echten Flügels zu erreichen. Sogar der Korpus des Homepianos wird dabei als Resonanzkörper mit genutzt. (Bild: Roland)

 

Der Hardware-Ästhet

Was nützen dir der tollste Piano-Klang und die meisten Features, wenn dich das Instrument optisch so gut wie gar nicht tangiert? Du suchst ein Instrument fürs Wohnzimmer und nicht für die Rumpelkammer.

Die Hersteller kennen das Problem. Und je nach Geschmack und Budget findest auch du heute in allen Preisklassen entsprechende Angebote mit Chic.

Das beginnt damit, dass auch schon Einsteiger-Pianos in verschiedenen Farbvarianten, darunter teilweise sogar Hochglanz-Lackierungen, offeriert werden – zumeist für mehrere hundert Euro Aufpreis gegenüber der matten Standard-Version (z. B. Yamaha Arius YDP-162 PE, ab ca. 1300 Euro). Ein bisschen bei Roland abgeschaut hat sich Yamaha den auffälligen „Slim-Look“ des Arius YDP-S51 (ca. 950 Euro): Aus der Pflicht des Materialsparens bei den Budget-Homepianos – man kennt die durch die „teildurchlässige“ Rückwand bestimmte Optik nur zu gut – hat Roland nämlich als erster Hersteller eine Tugend gemacht: Herausgekommen ist dabei inzwischen das luftige Modell F-140R (ca. 1000 Euro), dessen faltbarer Tastaturdeckel zugleich als Notenstütze dient. Nebenbei kommt dieses Instrument mit diversen technischen Raffinessen wie General-MIDI- und Audio-Song-Player, braucht sich also auch technisch nicht zu verstecken. Eine Qualitätsklasse höher spielt Rolands DP-90SE (ab ca. 2750 Euro), das ein ganz ähnliches Design und Konzept sowie Hochglanz-Optik bietet – und natürlich auch den besseren Klang.

Roland F140
Wer ein Homepiano in ungewöhnlicher Optik sucht, wird manchmal schon in der Einsteigerklasse fündig: Das Roland F-140R ist ein gutes Beispiel. (Bild: Roland)

 

Ab der Mittelklasse sind sämtliche Homepianos ohnehin stattlicher designt und setzen auf einen durch Frontbeine betonten hochwertigeren Look. Auch hier macht die Wahl der passenden Farbausführung oder der Hochglanzvariante viel aus, damit sich ein solches Instrument möglichst gut ins Wohnumfeld integriert.

Auf eine moderne, luftige und Wohnzimmer-kompatible Optik setzen wiederum auch manche der sogenannten Portable Pianos – wenn man ein Modell wählt, für das ein optionaler Ständer in passendem Design erhältlich ist (siehe unten „Der Gelegenheits-Mucker“). Hier fehlt dann allerdings in der Regel eine Tastaturabdeckung.

Yamaha AvantGrand N2
Insbesondere bei Yamaha experimentiert man in der Oberklasse der Homepianos öfter mal mit ungewöhnlichen Designs. (Bild: Yamaha)

 

In Sachen Optik experimentiert insbesondere Yamaha bei einigen Oberklasse-Modellen (AvantGrand-Serie, ab ca. 6700 Euro; Modus-Serie, ab ca. 4700 Euro). Doch auch das CVP-609 (ab ca. 6000 Euro) besitzt ein auffälliges Design irgendwo zwischen Klavier und Stutzflügel. Was die Technik an Bord inklusive Begleitautomatik angeht, die durch zahlreiche Bedienelemente ebenfalls Einfluss auf die Optik hat: Gedacht sind dieses und die weiteren CVP-Modelle insbesondere für die Alleinunterhalter unter den Pianisten (siehe unten „Der Funktions-Fanatiker“).

 

Der Funktions-Fanatiker

Homepianos mit nur zehn Sounds sind dir zu langweilig? Du möchtest auch gern mal links einen Bass spielen und rechts dazu mit dem Pianoklang improvisieren; zu Playbacks jammen oder dich von einigen Grooves und genretypischen Akkordbewegungen inspirieren lassen? Dann sind viele Einsteigerpianos schon mal nichts für dich – denn die haben meistens noch nicht mal einen Split drauf.

Ausnahme in der Budget-Preisklasse ist das Casio Privia PX-860 (ca. 900 Euro): Es beherrscht nicht nur den Tastatursplit, sondern bringt auch eine Abspielfunktion für Audio-Songs vom USB-Stick mit. Noch mehr kann das Roland F-140R (ca. 1000 Euro): Mit über 300 GM2-kompatiblen Sounds empfiehlt es sich auch als MIDI-File-Player. Weiter gibt es eine kleine Begleitautomatik mit 72 Arrangements. Und Audio-Songs im WAV-Format spielt es vom USB-Stick.

Je mehr Funktionen du bedienen musst, desto stärker erweisen sich die in der Einsteigerklasse obligatorischen „3 mal 7 Segmente“-LEDs als Pferdefuß. Die Digitalpianos ab der Mittelklasse sind daher bei entsprechend großem Funktionsumfang auch gleich mit einem LC-Display sowie zumeist weiteren Bedienelementen ausgestattet: Sound-und Parameter-Namen werden dann auf den ersten Blick verständlich und nicht in kryptischen Zeichen angezeigt; und auch die Tasten der Klaviatur sollten ab einem gewissen Instrumentenpreis nicht länger als zusätzliche Bedienelemente herhalten.

Zu den Funktionen, die in der Regel teureren Homepianos ab der Mittelklasse vorbehalten sind, gehören detaillierte Individualisierungsmöglichkeiten für die Flügelklänge (Tuning der Saitenresonanzen, Simulation des offenen und geschlossenen Flügeldeckels, einstellbare Hammergeräusche etc.). Eine Audio-Recording-Funktion zusätzlich zu den Player-Fähigkeiten ist heute fast Standard. Die MIDI-Rekorder sind durch weitere Spuren und höhere Daten-Kapazitäten aufgewertet. Auch eine erweiterte Effekte-Ausstattung und Tuning-Skalen sind hier gebräuchlich. Ein gutes Beispiel ist das Kawai CA67 (ab ca. 2350 Euro), das nicht nur die genannten Anforderungen erfüllt, sondern noch einiges mehr bietet: Das MP3-Format wird sowohl vom Player als auch vom Rekorder unterstützt. 100 Drumpattern zum Jammen und individuelle User-Kurven für die Anschlagdynamik sind ebenfalls eine gute Sache. Umso mehr nützen einem da die 16 Registration-Speicherplätze, in denen jeweils individuelle Einstellungen aller Parameter gesichert werden und dann auch Knopfdruck wieder bereit stehen – so etwas findet man sonst nur bei den Portable- und Stagepianos.

Den Umgang mit Audio-Songs hat Roland an den Homepianos der HP-500-Serie (ab ca. 1600 Euro) besonders kreativ gestaltet: Dank im Hintergrund arbeitender Timestretching- und Pitch-Shifting-Technologie können Playalongs im WAV-Format an diesen Instrumenten in eine andere Tonart transponiert oder auch in beispielsweise geringerem Übungstempo wiedergegeben werden. Außerdem sorgt die Funktion „Center Cancel“ dafür, dass Gesang oder Melodielinien in Audio-Songs fast stumm geschaltet werden – dann kann der Spieler diese Parts selbst übernehmen.

Roland HP-504
An den Homepianos der Roland-HP-500-Serie kann man Audio-Playbacks im WAV-Format zu Übungszwecken transponieren oder auch ihr Tempo verändern. Die Funktion „Center Cancel“ unterdrückt zudem Gesang oder Melodien, sodass der Spieler diese Stimmen übernehmen kann. (Bild: Roland)

 

Suchst du gar ein Homepiano mit den Möglichkeiten eines Entertainer-Keyboards, hat Casio mit dem 256-stimmigen Celviano AP-650 (ab ca. 1300 Euro) ein interessantes Modell am Start. Es bietet neben 250 Sounds 180 Begleitarrangements (hier „Rhythmen“ genannt) und 96 Registration-Speicher.

Casio AP-650
Spezialität an den – immer noch sehr preiswerten – Top-Modellen von Casios Privia- und Celviano-Serien ist der aufstellbare Klavierdeckel: Ein virtueller „Lid-Parameter“ sorgt für Flügelsounds von gedeckt bis offen. Funktional werden neben einer Split-Funktion und einem Audio-Songplayer teilweise auch Begleitarrangements geboten. (Bild: Casio)

 

Traditionell auch den Entertainern unter den Pianisten hat sich Yamaha verpflichtet: Diese finden in Form der Modelle der Clavinova CVP-Serie eine Auswahl für verschiedene Ansprüche. An Bord ist jeweils Technik aus Yamahas PSR-Portable-Keyboard- bzw. teilweise der Tyros-Serie. So bietet schon das Einstiegsmodell CVP-601 (ab ca. 2660 Euro) neben bewährten Clavinova-Digitalpiano-Qualitäten nicht nur fast 900 Sounds, über 250 Begleitarrangements (Styles) und eine nur durch die Größe des internen Speichers beschränkte Anzahl an Registrations; sogar eine Style-Datenbank, Funktionen zum Erstellen eigener Styles und einen 16-Spur-MIDI-Sequenzer sowie einen Audio-Player/Recorder.

Genügen dir die Ausstattungen von Homepianos generell nicht? Dann solltest du dich einmal bei den Portable Pianos (siehe „Der Gelegenheits-Mucker“) oder den Stagepianos (siehe „Das Show-Talent“) umsehen.

 

Der Gelegenheits-Mucker

Ein Homepiano mit vollem Sound ist ja ganz schön. Aber was nützt es dir, wenn du dich demnächst auch mal mit Freunden zum Musikmachen treffen willst; ihr vielleicht einen Proberaum findet; oder bald der ein oder andere Auftritt vor Publikum für dich anstehen könnte? Für dich kommt eher ein kompakteres Instrument in Frage: ein Portable Piano.

Ein solches Digitalpiano kann mindestens das Gleiche wie ein preislich vergleichbares Homepiano, ist aber ein Instrument zum Unter-den-Arm-Klemmen. Ein passender Ständer und die jeweils dazu gehörende 3er-Pedal-Einheit werden bei hochwertigeren Portable Pianos zumeist optional angeboten. Auf eine ins Gehäuse integrierte Tastaturabdeckung aber musst du verzichten. Wichtig für die Bühne: Einige durchsetzungsfähigere Varianten des A-Piano-Sounds und ein leicht zugänglicher Master-Equalizer sollten nicht fehlen.

Außerdem solltest du Folgendes im Hinterkopf behalten: Das integrierte Lautsprechersystem und die Verstärker-Power halten nicht mit den Soundsystemen vergleichbarer Homepianos mit. Wenn dann für zu Hause weitere Lautsprecher ergänzt werden und für den Proberaum noch ein Combo-Verstärker oder eine andere Anlage sowie ein weiterer geeigneter Ständer und ein bis zwei Fußpedale hinzukommen (müssen), ist ein Portable Piano kein so preiswerter Spaß mehr wie angesichts des reinen Instrumentenpreises zu erwarten war.

Kawai ES8
Portable Pianos sind zwar schnell zur nächsten Session transportiert, aber optisch trotzdem auch etwas fürs Wohnzimmer – besonders in Verbindung mit den zumeist optional angebotenen Ständern.

 

Sehr gut konzipierte Portable Pianos sind das Kawai ES8 (ab ca. 1500 Euro), die Roland-Instrumente FP-50 (ca. 1300 Euro) und FP-80 (ca. 1800 Euro) sowie das Yamaha P255 (ca. 1400 Euro); für passende Ständer und Pedale kommen jeweils noch 200 bis 300 Euro dazu.

Roland FP-80
Gegenüber den Homepianos haben viele Portable Pianos eine größere Sound- und Effektauswahl, mehr Einstellmöglichkeiten sowie Registration-Speicher zu bieten. (Bild: Roland)

 

Während sich das 256-stimmige P255 bei 24 Sounds auf die wesentlichen Piano-Qualitäten konzentriert aber auch eine Split-Funktion, 10 Drumarrangements und Audio-Playing sowie -Recording ergänzt, kann das ebenfalls 256-stimmige ES8 noch etwas mehr: Hier gibt es 34 Sounds, 100 dreispurige Begleitrhythmen und 28 Registration-Speicher. Außerdem unterstützen Player und Recorder auch das MP3-Format. Letzteres beherrschen die beiden 128-stimmigen FPs zwar nicht, dafür kann man an ihnen Audio-Songs im WAV-Format sogar transponiert oder mit verändertem Tempo wiedergeben lassen. Auch sind die beiden Rolands mit über 370 Sounds GM2-kompatibel und spielen entsprechende MIDI-Files ab. Eine kleine Begleitautomatik mit 90 Styles ist ebenso integriert wie auch 20 Registration-Speicher. Das FP-80 besitzt als Spezialität einen Harmonizer-Effekt und natürlich passend dazu den nötigen Mikrofon-Anschluss; ansonsten unterscheidet es sich hauptsächlich durch die bessere Verarbeitung und das kräftigere Wiedergabesystem vom kleinen Bruder.

Korg SP-280
Beim auffällig designten Budget-Portable-Piano SP-280 von Korg erhält man gleich serienmäßig eine integrierte Ständer-Lösung. (Bild: Korg)

 

Unterhalb dieser Instrumente bieten alle drei Hersteller noch weitere Portable Pianos an; hier musst du aber Abstriche bei Tastatur, Polyfonie, Verarbeitung und Soundsystem in Kauf nehmen – und nicht immer gibt’s einen passenden Ständer.

Ein ungewöhnliches Portable Piano, das zu einem Kampfpreis von knapp 700 Euro zu haben ist, hat Korg mit dem SP-280 im Programm: Ungewöhnlich, weil der Ständer in Form von vier Beinen nicht nur im Kaufpreis enthalten ist, sondern sich auch leicht montieren lässt. Als Option bleibt die 3er Pedaleinheit.

Auf etwa 800 Euro kommt, wer das Privia PX-160 von Casio gleich zusammen mit dem optionalen Ständer plus 3er Pedal erwirbt. Für das PX-360M in der gleichen Ausstattung werden schon über 1000 Euro fällig – dafür gibt’s dann aber auch 550 Sounds, eine Begleitautomatik, einen Audio-Player sowie ein großes LC-Touch-Display.

 

 

Das Show-Talent

Du suchst ein neues Instrument für die Band, und vor allem: Du gehörst auf die Bühne – so viel ist klar. Dein neues Instrument wird künftig sehr oft zu sehr vielen Proben, Sessions und Gigs mitgeschleppt. Dafür muss es solide sein: Stöße muss es ebenso locker wegstecken, wie du sicher auch mit dem ein oder anderen Kratzer an deinem Piano wirst leben müssen; hier geht’s eben nicht um Schick und Hochglanz, sondern um den rauen Bühnenalltag. Ein Portable Piano sähe da schnell nicht mehr ganz frisch aus.

Kawai MP7
Mit dem Preis-Leistungs-Riesen Kawai MP7 kann man schon mal gar nichts falsch machen: Dieses Stagepiano ist ein wirklicher Allrounder sowohl was seine Klavierqualitäten als auch seine Funktionsausstattung und die Masterkeyboard-Fähigkeiten angeht.

 

Besser also, du greifst gleich zu einem Stagepiano. Auf eine Wohnzimmer-kompatible Optik achten die Hersteller bei diesen Bühneninstrumenten nicht. Stattdessen zählt ein solides Gehäuse-Finish.

Zur Pflichtausstattung zählt eine möglichst große Anzahl an A-Piano-Klängen – darunter auch einige mittigere, im Zusammenspiel mit Bandkollegen durchsetzungsfähige Sounds. E-Pianos, Orgeln, Streichern und Pads wird in einem Bühnenpiano ein höherer Stellenwert eingeräumt als am Homepiano. Solche Sounds dürfen auch gerne „vintage“ klingen, womit wir bei den Effekten wären: Typen wie Phaser, Flanger, WahWah aber auch Rotary-Speaker- und Amplifier-Simulationen haben sich nicht nur durchgesetzt, um amtliche Rhodes-, Wurlitzer- und Hammond-Sounds aus zahlreichen Pop- und Rock-Klassikern nachbilden zu können; auch sollten sich an einem guten Stagepiano all diese Effekte programmieren lassen und außerdem Echtzeitzugriffsmöglichkeiten (in Form von Reglern oder Buttons) auf die Effekte vorhanden sein: Ein zu mächtiger Hall kann dann schnell runter geregelt, ein Delay für noch mehr Echos aufgedreht werden. Sind auch Synthesizer-Sounds an Bord, sollten Spielhilfen wie Handräder oder ein Pitch-Modulation-Hebel vorhanden sein. Darüber hinaus sind manche Stagepiano-Tastaturen sogar mit Aftertouch ausgestattet. Und: Auch eine große Menge an Registration-Speichern für Split- und Layer-Konfigurationen sowie alle Effekt-, Soundparameter-, Controller- und MIDI-Einstellungen ist am Stagepiano Pflicht. Ein gutes Stagepiano braucht zahlreiche Anschlussmöglichkeiten: Top-Modelle besitzen Einzelausgänge oder getrennte Line-Ausgänge für PA- und Monitor-Anlage sowie drei bis fünf Fußpedalanschlüsse, MIDI und USB.

Kurzweil Forte
Hochwertige Flügelklänge sowie jede Menge orchestrale und synthetische Sounds, gepaart mit einer großen Vielfalt an Controller-Möglichkeiten: Das Kurzweil Forte sorgt auf der Bühne für Emotionen.

 

Wesentlich für viele Spieler ist es, ob ein Stagepiano für kleinere Bühnen-Setups gesucht wird oder ob es komplexere MIDI-Steuerfunktionen – Masterkeyboard-Funktionen –für weiteres externes Equipment wie Soundexpander und Synthesizer bieten soll. Für letzteren Fall hat sich eine Steuerung von vier unabhängigen Tastaturzonen über ein Bedienfeld von jeweils vier Schiebereglern (für die Zonen-Lautstärken) und vier Zone-Buttons (für Zone an/aus) durchgesetzt.

Paradebeispiele für solche Stagepianos mit komfortablen und tiefgreifenden Masterkeyboard-Fähigkeiten sind das Kawai MP7 (256 Sounds, 256 Stimmen; ca. 1550 Euro), die Modelle Artis (256 Sounds, 128 Stimmen; ca. 1800 Euro) und Forte (306 Sounds, 128 Stimmen; ca. 3000 Euro) von Kurzweil oder auch das RD-800 von Roland (über 1100 Sounds, 128 Stimmen; ca. 2200 Euro). Und auch hier bietet wieder die Hausmarke FAME einen preiswerten Einstieg ab ca. 300 Euro mit der FAME-SP-Serie

Ein Budget-Stagepiano von annähernd gleichem Funktionsumfang ist das Casio Privia PX-5S (340 Sounds, 256 Stimmen; ca. 850 Euro), das – trotz gewichteter 88er Hammermechanik-Tastatur – durch konsequente Leichtbauweise lediglich 11,5 Kilo auf die Waage bringt. Und auch ein Kurzweil-Stagepiano gibt’s für etwa 1000 Euro schon: Das SP5 8 (861 Sounds, 64 Stimmen) ist ebenfalls ein 4-Zonen-Masterkeyboard.

Nord Piano 2
Einem sehr individuellen Konzept folgt das Clavia Nord Piano 2: Der Spieler bestimmt selbst, welche Klänge aus den „Nord Piano“- und „Nord Synthesizer“-Sample-Bibliotheken er in das Flash-ROM des Stagepianos lädt. (Bild: Clavia)

 

An Spieler, die neben dem Flügelsound nur wenige weitere Klänge einsetzen, dafür bei der Tastatur das Optimum suchen, richtet sich das Kawai MP11 (256 Stimmen; ca. 2250 Euro). Es bietet 40 Sounds, die sich mit viel Bedienkomfort steuern lassen, dazu eine Top-Holzklaviatur und sich nach oben bewegende Hammer. Allerdings wiegt es über 32 Kilo.

Leichtgewichte mit jeweils unter 18 Kilo sind die Stagepianos CP40 Stage (297 Sounds, 128 Stimmen; ca. 1580 Euro) und CP4 Stage (433 Sounds, 128 Stimmen; ca. 2000 Euro) von Yamaha. Die Masterkeyboard-Funktionen sind hier nicht ganz so umfangreich, dafür ist die Bedienung der internen Klangerzeugung sehr übersichtlich gestaltet.

Auch das Nord Piano 2 HA88 (max. 76 Stimmen, ca. 2500 Euro) von Clavia zählt nicht zu den umfangreichsten Masterkeyboards. Seine Besonderheit: Es besitzt einen Flash-Speicher, der sich mit immer wieder neu zusammengestelltem Klangmaterial aus den umfangreichen Sampling-Bibliotheken des Herstellers bestücken lässt. Das Flaggschiff Nord Stage 2 EX 88 (max. 78 Stimmen, ca. 3500 Euro) ergänzt eine virtuelle Zugriegelorgel (vollpolyfon) und weitere Synthesizer-Fähigkeiten – inklusive der amtlichen Echtzeit-Bedienung über eine Vielzahl von Reglern und Buttons.

Abseits gängiger Stagepiano-Konzepte gibt es auch immer wieder Ausnahme-Instrumente, die neue Wege gehen. Mal mehr, mal weniger unter Einsatz von Physical-Modeling-Technologie haben die Hersteller Flaggschiff-Produkte im Angebot, die auch bei Umfang und Gewicht klotzen. Beim Yamaha CP1 (48 Sounds, 128 Stimmen; ca. 4860 Euro), dem Roland V-Piano (24 + 256 Sounds, 264 + 128 Stimmen, ca. 5360 Euro) oder auch dem Viscount Physis Piano H1 (192 Sounds, vollpolyfon + 128 Stimmen; ca. 3000 Euro) stehen die Modeling-Möglichkeiten für die Piano-Sounds absolut im Mittelpunkt – hier fragt man gar nicht erst nach Masterkeyboard-Funktionen, Synthie-Sounds oder einem Audio-Player.

Mit dem Physis Piano K4EX (ca. 2300 Euro) hat Viscount aber auch eine Modellvariante nachgeliefert, deren Stärke gerade ihre ausgefeilten Masterkeyboard-Fähigkeiten sind: Acht Zonen, viele Echtzeitregler, Aftertouch – genau das Richtige für programmierfreudige Spieler, die auch die Physical-Modeling-Sounds mögen.

Feature-Schlachten schrecken dich eher ab? Dann zum Schluss unser Puristen-Tipp: Suchst du ein sehr simples Stagepiano, schau dir das Studiologic Numa Concert (12 Sounds, 128 Stimmen; ca.1500 Euro) einmal näher an. Doch keine Angst: MIDI ist auch drin – und noch einiges mehr.

 

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Vielen Dank für die zahlreichen Empfehlungen. Mich würde es mal interessieren, was von den Einsteigermodellen empfehlenswert wäre? Ich würde auch das u.a. das Yamaha P45 B empfehlen. Ist war nicht ganz so günstig als Einstiegsmodell, aber ich mag die Klänge und die Technik sehr.

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    1. Auch eine sehr gute Wahl

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  2. Mugge wird immer noch mitt „gg“ geschrieben, „Mucke“ mit „ck“ ist für Unwissende, die die ursprüngliche Bedeutung nicht kennen (können).

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