Test: Polyphylla für Ableton Live
Additive Synthese für jedermann! So, oder so ähnlich könnte man Polyphylla sicher bewerben, sieht es sich doch selbst als vollmundige Synthese in reduziertem Gewandt. Wir fühlen in diesem Test den Versprechen auf den Grund und fragen: klappt das so einfach, mit der Einfachheit?
Installiert
Einfacher geht es nicht: Installationsdatei geladen, mit Live geöffnet und voilà: schon lässt sich das Plugin benutzen. Leider etwas schade: ob es Updates gibt, ist nicht unbedingt offensichtlich. Deswegen: Augen auf der offiziellen Website der Entwickler offen halten. Das ist aber ein generelles Problem bei der Software aus dem Ableton-Store. Das neueste Update stammt vom 23.12.2015 und macht das Device kompatibler zu Max 6, OS X 10.7 und durch Infotexte leichter zugänglich.
Angefasst
Polyphylla kommt im schlanken, aufgeräumten Design daher. Gerade für längere Sessions am Laptop oder PC ist die dunkle Oberfläche sehr geeignet – sie lässt die Augen weniger ermüden. Ansonsten erschließen sich die wichtigsten Funktionen für fortgeschrittenere Soundschrauber sofort: sämtliche Parameter der Oszillatoren, Filter und Effekte benötigen keine Erklärung. Gehen wir aber näher auf die drei wichtigen Sektionen von Polyphylla ein:
Die Sektionen:
1. Die Source-Sektion
Diese Sektion zeigt sich prinzipiell relativ herkömmlich. Am Anfang wird die Klangquelle ausgewählt. Die wahlmöglichkeit besteht dabei aus:
Über den Oszillator-Filter lassen sich weitere Eingriffe in den Sound realisieren. Wie bei den meisten Parametern ist es auch hier möglich, über einen LFO oder eine andere externe Quelle zu modulieren.
2. Die Motion-Sektion
Diese Sektion ist für “Motion”, also Bewegung zuständig. Hier wird quasi eine stark erweiterte “Hüllkurve” angewandt: der Sound bleibt zwischen Attack und Release nicht gleich, sondern “bewegt” sich. Soll heißen: über die verschiedenen Motion-Effekte lässt sich eine große Dynamik innerhalb der gespielten Töne erzeugen. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten der Einflussnahme:
Sweep, Attractor, Deform und Drift geben dem Soundtüftler Möglichkeiten an die Hand, den Sound auch in verschiedenen “Dimensionen” zu beeinflussen. So kann auch in “die Breite” eingegriffen werden. Höhen arbeiten dann etwa dynamischer, als tiefere Frequenzen, oder anders herum.
Auch lassen sich die “Bewegungen” sehr klar definieren. Wird der Ton nach Beendigung der Hüllkurve erneut rückwärts abgespielt? Gibt es ein Flimmern zwischen Attack und Release? Und wie genau senken sich hohe Frequenzen in der Mitte des Sound ab? Hier macht Polyphylla alles richtig und eine Menge Spaß.
Jederzeit sichtbar ist dabei auf der Plugin-Oberfläche der “Motion”-Bereich, der alles plastisch visualisiert:
3) Die Effects-Sektion
Diese Sektion fügt dem Sound Harmony, Ring, Chorus und Reverb hinzu. Das ist keine Wucht, bietet aber wieder vielfältige Möglichlichkeiten ver Verschachtelung via externer Quelle. Hier gibt es bestimmt noch einige Möglichkeiten der Erweiterung für zukünftige Updates – andererseits beeinhaltet Live auch genügend eigene Effekte.
Das Plugin in Action im Herstellervideo:
Fazit:
Polyphylla soll die additive Synthese leicht zugänglich machen und hat das Ziel definitiv erreicht. Ferner macht es Spaß, an dynamischen Sounds zu schrauben – schon kleinste Eingriffe machen sich massiv bemerkbar. Auf der anderen Seite wirkt Polyphylla fast schon wieder zu stark reduziert. So hätten wir uns mehr Effekte und Möglichkeiten bei der Source-Sektion gewünscht. Polyphylla macht auf dem Gebiet der additiven Synthese aber definitiv eine sehr gute Figur und bekommt damit eine klare Empfehlung!