Vintage Park

Korg Polysix (*1982) Synthesizer

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Polyfonie war noch in den frühen 80er-Jahren ein rares und vor allem teures Gut, das für den ambitionierten Keyboarder unter Umständen einen pekuniären Gipfelsturm im fünfstelligen Bereich bedeuten konnte. Daher waren Synthesizer wie der Korg Polysix ein Gnadengeschenk: sechs Stimmen, speicherbare Sounds und ein Arpeggiator für lächerliche 3.400,– Mark: ein Traum!

Vintage Park Korg

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Der Polysix kam noch in der Prä-MIDI-Ära, nämlich 1982, zur Welt, und die Formel „six sells“ ging für die japanische Synthesizerschmiede auf: Der Polysix wurde nicht nur zum Klassiker, er gehört auch zu den bestverkauften Analog-Synths überhaupt. Konzipiert wurde er von den japanischen Korg-Ingenieuren Komiya und Nozokido. In der ursprünglichen Version waren Features wie der Chorus, der Arpeggiator oder der Unisono-Modus nicht vorgesehen; dem Einfluss des damaligen amerikanischen Vertriebs Unicord ist es z. T. zu verdanken, dass diese Dinge implementiert wurden, und man auch die Anzahl der Speicherplätze verdoppelt hat.

Diese Merkmale trugen nicht unwesentlich zum Erfolg des Polysix bei, der mit nur einem Oszillator pro Stimme auskommen muss. Hören kann man den Synth-Klassiker auf zahlreichen Produktionen; sowohl KeyboardHelden wie Keith Emerson als auch Acts wie Asia, Kitaro oder Tears for Fears benutzten den Polysix. In den 90er-Jahren wurde er u. a. von Jimi Tenor, Eat Static und Blur eingesetzt.

Das Äußere des Korg Polysix

Das Instrument bietet eine übersichtlich gestaltete Bedienoberfläche und ein angenehm spielbares, fünfoktaviges Keyboard ohne Anschlagdynamik. Beim Gebrauchtkauf sollte man die Tastatur überprüfen, da es zu Problemen mit den Tastenkontakten kommen kann. Das im typisch blau-schwarzen Korg-Design dieser Ära gehaltene Gehäuse ist aus solidem Stahlblech, bei den Seitenteilen verwendete man furniertes Sperrholz. Es gibt 32 Speicherplätze, was für die damalige Zeit als relativ luxuriös galt.

ARPEGGIATOR & CO.

Der On-Board-Arpeggiator verfügt zwar nur über die Betriebsarten Up, Down und alternierend, bringt aber trotzdem ein Menge Spielspaß. Zudem lässt er sich extern synchronisieren und bietet drei Oktav-Modi. Klasse ist auch die Chord-Memory-Funktion, mit der sich ein vorher gespeicherter Akkord mit einer Taste spielen lässt. Hiermit kann man schön technoide bzw. housige Stabs generieren, und wenn dann noch der Arpeggiator aktiviert wird, geht’s richtig rund (auch wenn die Rachmaninovs unter uns jetzt die Nase rümpfen …).

Klangerzeugung

Der Polysix bietet einen Oszillator pro Stimme, der in drei Fußlagen arbeitet und die Wellenformen Sägezahn und Puls erzeugt. Die Breite der Pulswelle lässt sich mit einem eigenen LFO modulieren. Ein weiterer, mit Delay-Funktion ausgestatteter LFO besorgt die Modulation von Tonhöhe, Filtereckfrequenz und Lautstärke. Das 24-dB-Filter verfügt über Filtertracking und klingt kraftvoll sahnig, die Resonanz reicht bis zur Eigenschwingung. Eine eigene Filterhüllkurve gibt es nicht, VCA und VCF müssen sich eine ADSR-Hüllkurve teilen, die beim VCF auch mit negativer Steuerspannung eingesetzt werden kann.

Zur Verstärkung des Bassfundaments gibt es einen zuschaltbaren Suboszillator, dessen Lautstärke allerdings nicht geregelt werden kann. Neben dem Filter gehört der cremige Chorus-Effekt zu den Highlights der ansonsten recht einfach gehaltenen Klangerzeugung: drei Varianten stehen zur Verfügung (Chorus, Ensemble, Phaser), wobei je nach Effekt-Typ die Intensität und Geschwindigkeit eingestellt werden können.

Lecker Chips

Der Polysix arbeitet mit Klangbausteinen, die aus einer edlen Dynastie stammen: Das Filter und die Hüllkurven basieren auf den Chips 2044 und 2056 der amerikanischen Firma SSM. Sie sind verbesserte Versionen der SSM-Chips, die auch in der ersten Version der Synth-Legende Sequential Prophet-5 verbaut wurden. DIE HARD Unzählige Polysixe starben (und sterben jetzt im Moment!) einen langsamen und grausamen Säuretod, der durch die veralteten Nickel-Cadmium-Speicherbatterien verursacht wird.

Daher Regel Nr. 1 beim Gebrauchtkauf (auch Lenin-Regel genannt: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“): Das Teil sofort öffnen, egal ob es funktioniert oder nicht, denn ungeachtet des freundlich und seriös wirkenden Verkäufers kann sich unter der Haube noch eine der bösen blauen Säurebomben befinden. Ist das der Fall, dann heißt es: Sofort abknipsen und entsorgen; später kann dann eine neue Batterie eingelötet werden.

Denn dieser Batterietyp läuft nach mehr als drei Jahrzehnten nicht nur aus und verätzt das zentrale KLM 367A-Board, er sondert auch ungute, säurehaltige Gase ab. Das Nachlöten der verätzten Leiterbahnen der Platine ist mühselig und zeitaufwendig und bedarf eines Profis am Lötkolben. Für heftig verätzte Polysix-Zombies gibt es aber dank eines Anbieters neuer Platinen jetzt eine Rettungsmöglichkeit.

Der SOUND des Korg Polysix

Klanglich überzeugt der Polysix auf ganzer Linie, obwohl er nur einen VCO pro Stimme besitzt. Er ist vor allem ein Spezialist für schöne, spacige und warme Flächen und Pads; diese Fähigkeit verdankt er vor allem der großartigen und flexiblen Chorus-Sektion. Softe Leads und elegante Sequenzersounds lassen sich ebenfalls gut realisieren. Will man heftigere Klänge erzeugen, sollte man den Unisono-Modus bemühen, der die sechs Stimmen effektvoll bündelt.

Wenn es allerdings um Bass-Sounds und Ähnliches geht, muss er vor seinem Konkurrenten Roland Juno-6, -60 oder -106 die Waffen strecken … hier geht die Roland-Konkurrenz wesentlich druckvoller zur Sache, obwohl sie auch nur mit einem Oszillator pro Stimme arbeitet. Experimentelle Sounds sind nicht das Spezialgebiet des Korg Klassikers.

Trotz fehlender Features wie Noise-Generator oder OszillatorSync besitzt der Polysix, insbesondere bei akkordischem Spiel, einen tollen Retro-Charme, dem man sich nicht entziehen kann. Das Gerät wurde uns freundlicherweise von Ernst Hill (Knobexploit) zur Verfügung ge stellt. Er betreibt in Eindhoven einen Spezialhandel für Vintage-Equipment und Synthesizer (www.facebook.com/Knobexploit oder myworld.ebay.de/knobexploit). Zu seinen Kunden gehören Acts wie Coldplay oder Chemical Brothers.

UNISONO-TRICK

Die Unisono-Funktionen bündelt alle sechs Oszillatoren zu einem fetten monofonen Sound. Aber auch elegantere Solo-Sounds mit subtilerer Schwebung sind möglich, wenn man anstelle der Unisono- die Chord-Funktion nutzt. Anstelle hier einen mehrstimmigen Akkord ein – zugeben, wiederholt man einen Ton. Mit jedem erneuten Anschlagen wird ein Oszillator hinzu addiert, sodass man bestimmen kann, wie dick der Sound werden soll.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. “Trotz fehlender Features wie Noise-Generator oder OszillatorSync…”.OszillatorSync bei nur EINEM vorhandenen? Wie soll DAS denn gehen?!

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    1. OszillatorSync ist ja im Zitat auch “fehlendes” und nicht als vorhandenes Feature angegeben 😉

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  2. habe guten polyfix suche dringend werkscasette woher kann ich sie bekommen danke im Voraus Chris B20 Soundstage

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  3. Ich habe einen zu verkaufen, die Batterie ist entfernt.

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