Tutorial: Einstieg ins Eurorack 6 – Noise Generator
Eigentlich möchte man im Studio überhaupt kein Rauschen hören, aber für Synthesizer und Modularsysteme ist ein Noise Generator ein vielseitig einsetzbares Element der Klanggestaltung.
Was macht ein Noise Generator?
Der Name ist Programm: es wird Noise = Rauschen generiert. Grundsätzlich ist Noise ein sehr breites und chaotisch wirkendes Signal, das sämtliche hörbare Frequenzen mit zufälligen Amplitudenwerten (Pegeln) beinhaltet. Doch Noise ist nicht gleich Noise. Unterschiede in den Frequenzanteilen machen sich im Gesamtsignal bemerkbar, woraus unterschiedliche Einsatzzwecke resultieren.
Rauschendes Farbenspiel
Für die Beschreibung unterschiedlicher Noise-Arten hat sich ein Farbcode etabliert. White Noise bzw. Weißes Rauschen zeichnet sich durch einen gleichmäßigen Pegel aller Frequenzen aus, es klingt daher recht penetrant.
Pink Noise weist bei tiefen Frequenzen einen hohen Pegel auf, während dieser bei höheren Frequenzen proportional abnimmt. Man kann es mit einer Tiefpassfilterung vergleichen und der Klang ist nicht so aufdringlich. In der Variante Red Noise bzw. Brown Noise (eigentlich Browninan) wird die Betonung der tiefen Frequenzen noch verstärkt.
Blue Noise und die Steigerung Violet (Purple) Noise ist die entsprechende Umkehrung. Hier werden die hohen Frequenzen betont und der Klang ist entsprechend scharf.
Anwendungen für einen Noise Generator
Noise dient gleichermaßen als Quelle für Audio- als auch Steuersignale. Für die Erzeugung von Klängen wird es allerdings nur selten in unbearbeiteter Form verwendet. Sofern der Noise Generator nicht selbst Einstellmöglichkeiten für den Frequenzbereich besitzt, kann es mit einem Filter entsprechend bearbeitet werden.
Noise funktioniert sehr gut, um die Attack-Phase eines Klanges zu verstärken. Als kurzer Impuls kann es als Transient für eine Kick Drum eingesetzt werden. Dabei wird es über einen VCA, der mit einer kurz eingestellten Hüllkurve gesteuert wird, zu einem tieffrequenten Ton hinzugemischt. Ähnlich kann man es auch mit einem Bass machen.
Für einen Lead-Sound kann das Noise eine leichte Einschwingphase erhalten und etwas länger abklingen, um den Attack zu unterstützen. Bei Flächen und Atmos verleihen langsame und LFO-modulierte Bewegungen mit Noise dem Klang mehr Textur.
Natürlich ist Noise ein wichtiger Bestandteil für analoge Snares. Hier bildet ein gefiltertes Noise den Body des Drum-Sounds, der kurz oder länger abklingt. Man kennt es zum Beispiel als “Snappy” bei der Roland TR-808.
Auch Hihats lassen sich mit Noise erzeugen, wobei hier Blue Noise die beste Grundlage bietet.
Modulation und Sample & Hold
Nutzt man Noise zum Modulieren eines Parameters, etwa Tonhöhe oder Filter, ist die Dosierung der Modulationstiefe entscheidend, denn schnell wird es zu chaotisch. Geringe Pegel und die Verwendung von Pink Noise sind hier die bessere Wahl.
White Noise ist ein Bestandteil der Sample & Hold-Funktion. Hierbei wird mit einem Taktgeber, in der Regel ein LFO, in regelmäßigen Abständen der momentane Pegel des Noise-Signals genommen und als Wert gehalten. Da die Pegel beim Noise zufällig sind, variiert das daraus resultierende Sample & Hold-Signal mit jedem weiteren Schritt.
Wird damit ein Oszillator gesteuert, ergibt sich eine zufällige Sequenz. Um diese besser einsetzbar zu machen, kann die Tonhöhe mit einem Quantizer “begradigt” werden. Der LFO lässt sich durch ein Clock-Signal ersetzen, dass von einem Sequenzer kommend, die Zufallsmelodie synchronisiert. Anstelle eines Oszillators ist auch die Cutoff-Frequenz eines Filters ein lohnenswertes Ziel für eine Sample & Hold-Modulation.
Digital Noise
Während weißes und farbiges Rauschen in der Regel analog erzeugt wird, gibt es auch die Variante von digitalem Rauschen. Dieses besteht nur aus zufälligen Impulsen, die jedoch alle den gleichen Pegel aufweisen. Varianten wie Pink oder Blue gibt es hier nicht.
Der Vorteil von Digital Noise ist die Steuerbarkeit der Geschwindigkeit, in der die Impulse auftreten. Wer Videogames aus den 80ern kennt, hat sicherlich diesen Effekt schon mal bei einer startenden Rakete oder Explosion gehört.
Digital Noise lässt sich gut für Drums und Effektklänge, aber bei geringer Rate auch als zufällige Clock verwenden. Als Quelle für Sample & Hold funktioniert diese Art von Rauschen jedoch nicht.
All-inclusive
Da Noise bis auf die Einstellmöglichkeiten für farbiges Rauschen nur wenige Parameter besitzt, besitzen die meisten Noise Generatoren für das Eurorack zusätzliche Funktionen. Oft sind Sample & Hold und LFO, ein Random Voltage-Ausgang, ein Filter und ähnliches mit integriert. Je nach beabsichtigtem Einsatzzweck kann man den passendsten Noise Generator für sein Eurorack-System auswählen.
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Und unter diesen Links könnt die bisherigen Teile unserer Tutorial-Reihe nachlesen:
Einstieg ins Eurorack 5 – Mixer für CV
Einstieg ins Eurorack 4 – Mixer für Audio
Einstieg ins Eurorack 3 – digitale Oszillatoren
Einstieg ins Eurorack 2 – der VCO
Einstieg ins Eurorack 1 – die erste Entscheidung