Behringer Model 15 – Analog Synthesizer im Test
Große analoge Modular-Synthesizer der frühen 70er kompakt und bezahlbar machen, mit diesem Ziel tritt der Behringer Model 15 an. Ein Konzept, das bereits von Moog mit Instrumenten wie dem Grandmother erfolgreich umgesetzt wurde. Behringer geht noch einen Schritt weiter und bringt mit dem Model 15 eine preiswerte und kompakte Alternative auf den Markt, die sich an den legendären Modularsystemen der 70er-Jahre orientiert. Ob der Synthesizer die hohen Erwartungen erfüllen kann, klärt unser Test.
Das Konzept Behringer Model 15
Der Behringer Model 15 ist ein semi-modularer monofoner Analogsynthesizer, der sich stark am Moog Model 15 und dem Moog Grandmother orientiert. Mit zwei VCOs (inklusive Sync, PWM und Rauschgenerator), einem 24 dB Tiefpass-Filter, einer Federhall-Emulation sowie einem Arpeggiator und Step-Sequenzer bietet er eine umfangreiche Ausstattung zu einem erstaunlich niedrigen Preis von rund 299,- Euro. Damit ist er besonders für Einsteiger interessant, die in die semi-modulare Welt der Synthesizer einsteigen und erste Erfahrungen machen wollen. Denn auch für mich sehen größere Modularsystem einfach auch wie Instrumente in Raumstationen und total komplex aus. Der Model 15 eignet sich von daher ideal dafür, erste Schritte in diese Richtung zu gehen und sich an das Thema heranzutasten.
Beim Design setzt Behringer auf ein kompaktes schwarzes Desktop-Format mit hölzernen Seitenteilen, das sich mit nur 1,76 kg und entsprechenden Maßen auch ins Eurorack (entsprechendes Kabel gehört zum Lieferumfang) sowie mit zusätzlich erhältlichen Rack-Ohren auch in ein 19-Zoll-Rack integrieren lässt. Das ist besonders für mein Homestudio total praktisch.
Für die nötige Flexibilität bei der Klangerzeugung sorgen 48 Patch-Punkte, die das Routing von Modulationen und den internen und externen Signalen ermöglichen. Zwei Patch-Kabel sind im Lieferumfang enthalten. Dass beispielsweise das Hi Pass Filter auf jeden Fall gepatcht werden muss, kann man direkt ein paar der bunten Patch-Kabel mitbestellen. Die gehören auch irgendwie künstlerisch in das Bild und zur Kunst der Modular-Synthesizer mit dazu.
Anschlüsse des Behringer Model 15
Auf der Rückseite finden sich alle wichtigen Anschlüsse: Ein Audio- und ein Kopfhörer-Ausgang, letzterer besitzt sogar einen separaten Lautstärkeregler, MIDI In/Out/Thru, USB-MIDI und eine Netzteilbuchse.
Die Nutzung des Behringer Model 15 wird durch die kostenlose Software „Synthtribe“ deutlich erleichtert. Nach dem Anschluss des Synthesizers über USB erkennt die Software das Gerät automatisch, vorausgesetzt, die aktuelle Version (z. B. 2.8.5) ist installiert. Über Synthtribe lassen sich Firmware-Updates schnell und unkompliziert durchführen, und die Software ermöglicht die Anpassung wichtiger Systemparameter wie MIDI-Kanal, Pitchbend-Bereich, Key-Priorität (Low, High, Last), MIDI-Clock-Ausgabe und CV-Range.
Klang und Funktionen
Die analoge Klangerzeugung des Behringer Model 15 bietet viel Potenzial: Zwei Oszillatoren mit mehreren Wellenformen wie Dreieck, Sägezahn, Rechteck, PWM und unsymmetrischer Pulswelle. OSC 2 kann sogar mit gleicher Wellenform als Suboszillator eingesetzt werden. Sync und ein Rauschgenerator sorgen für klassische Grundsounds. Mit Fine Tune können die beiden Oszillatoren fein gestimmt werden.
Mixer und Filter
Der Mixer führt dann die beiden Signale der Oszillatoren und des Rauschgenerators zusammen, während ein analoges Tiefpass-Filter nach Moog-Vorbild für organische und musikalische Klangformung sorgt. Unter diesem Cutoff stehen Resonanz, Key Tracking (wählbar zwischen off, 1:2 und 1:1) sowie die Hüllkurven-Intensität zur Verfügung.
Ergänzt wird dies durch ein flexibles Hochpass-Filter, das in vielen Situationen nützlich ist, aber nicht generell im Signalfluss liegt, sondern, wie bereits erwähnt, zusätzlich gepatcht werden muss. Für Anfänger hier ein Beispiel: Patch-Kabel aus dem Mixer Out in den Hi-Pass In und aus dem Hi Pass Out beispielsweise wieder in den VCA routen. Dann läuft es. Selbstoszillation ist beim eingebauten Tiefpass-Filter ebenfalls möglich.
Envelope
Ein ADSR-Hüllkurvengenerator steuert sowohl Lautstärke als auch Filter, während ein LFO mit vier Wellenformen Pitch Mod (Vibrato), Pulse Width (Pulsbreitenmodulation) und Filter Mod (Wah) für Modulationen sorgt. Die Federhall-Emulation fügt dem Klang eine charaktervolle Vintage-Note hinzu, der Sound ist solide, klingt nach 80s und tut, was er soll, ist aber klein klangliches Highlight im Model 15.
Der Behringer Model 15 ist mit einem Arpeggiator und einem Step-Sequenzer ausgestattet, die flexible Möglichkeiten zur Gestaltung von Phrasen bieten. Der Arpeggiator zerlegt Akkorde bis zu drei Oktaven und kann diese in aufsteigender, absteigender oder zufälliger Reihenfolge wiedergeben. Diese Funktion ist besonders nützlich für kreative Einfälle oder rhythmische Texturen. Der Step-Sequenzer erlaubt die Programmierung von bis zu 256 Schritten, wobei Noten, Pausen, Akzente und Legato-Übergänge individuell definiert werden können. Die Eingabe erfolgt über eine MIDI-Tastatur. Es stehen dabei drei Speicherplätze für eigene Sequenzen zur Verfügung. Beide Funktionen lassen sich über eine MIDI-Clock synchronisieren, um nahtlos in ein DAW-Setup integriert zu werden.
Design und Bedienung
Die kompakte Bauweise und die teils farbliche Unterteilung der Module erleichtern die Orientierung auf dem Bedienfeld. Dennoch kann das dicht platzierte Patchfeld bei intensiver Nutzung schnell unübersichtlich werden. Wer mit der engen Beschriftung klarkommt, wird belohnt. Ich als Einsteiger muss allerdings immer zweimal hinschauen und überlegen, welche Abkürzungen für welche Funktion steht. Profis wissen das mit Sicherheit schon früher. Ein Quick Start Guide liegt zwar bei, doch wer tiefer einsteigen will, sollte nach Tutorials auf YouTube suchen.
Behringer Model 15 in der Praxis
Klanglich liefert der Behringer Model 15 solide Ergebnisse, die an den klassischen Moog-Sound erinnern. Beeindruckend sind die Oszillator-Sektionen und die Filter, während der Reverb und einige Modulationsmöglichkeiten eher als solide Ergänzungen gesehen werden sollten. Im Test zeigt sich das Model 15 als Synthesizer für klassische Bass-, Lead- und Arpeggio-Sounds. Allerdings gibt es auch einige Schwächen: Kinderkrankheiten wie eine fehlerhafte Sample-and-Hold-Funktion und Probleme bei der MIDI-Tempo-Synchronisation sind zwar vorhanden, trüben den Gesamteindruck bei mir allerdings nur bedingt, da die restlichen Features gute Arbeit machen.
Alternativen und Fazit
Wer einen günstigen Einstieg in die semi-modulare Welt sucht, sollte den Behringer Model 15 definitiv in Betracht ziehen. Der Synthesizer überzeugt mich durch seine kompakte Bauweise, den authentischen Vintage-Sound und das flexible Routing – und das zu einem unschlagbar günstigen Preis. Alles in allem ist der Behringer Model 15 ein solides Gerät, das vor allem preisbewusste Musiker ansprechen wird, die in die Welt der analogen und modularen Synthese eintauchen möchten.
Preis:
Behringer Model 15: 299 €
Vorteile:
+ Preis-Leistungs-Verhältnis
+ Analoger Sound mit Moog-Charakter
+ Robuste Verarbeitung
+ Integration in Eurorack und 19-Zoll-Rack
Nachteile:
– Sample & Hold-Fehler
Den Behringer Model 15 bei MUSIC STORE professional kaufen!