Der Durchbruch für Drum and Bass vor 30 Jahren

Inner City Life – Goldie erzählt die Story

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Inner City Life Goldie
Die Entstehung von “Inner City Life” (Bild: DJ Mag)

“Inner City Life” – ist es tatsächlich schon 30 Jahre her? Im November 1994 erschien der Song, der dem sich dem noch jungen Genre Drum and Bass zum Durchbruch verhelfen sollte. Doch ursprünglich war der Track gar nicht als Single geplant. Goldie hatte sein Album “Timeless”, das erst ein knappes Jahr später erschien und den überlangen Titel-Song enthielt, schon längst fertig produziert, aber kein Label dafür gefunden.

Inner City Life – ein Klassiker mit Hindernissen

Anfang der 1990er brodelt es in der britischen Underground-Szene. Kreative Köpfe entwickeln mit Hardcore, Breakbeat und Jungle progressive und aggressive Musik, die ein Gegenpol zu Techno und Acid darstellte. Doch es blieb zunächst ein Club-Phänomen, der Sprung in die breite Öffentlichkeit wollte einfach nicht gelingen.

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Es sollte erst dem DJ und früheren Graffiti-Künstler Goldie gelingen, das neuen Genre in die Charts zu bringen. Nach seiner ersten, wenig beachteten Veröffentlichung “Terminator” arbeitete er mit befreundeten Musikern, DJs und Produzenten an weiteren Tracks, die dann zu dem aus heutiger Sicht ikonischen Album “Timeless” werden sollten.

Den Track “Inner City Life” schrieb er zusammen mit Rob Playford, der zu dieser Zeit das Label “Moving Shadow” betrieb. Aber die Tracks von Goldie wollte er nicht releasen. Für den Gesangs-Part konnte Diane Charlemagne engagiert werden. Die Sängerin der britischen Funk-Band “52 Second Street” sang Anfang der 90er für viele House- und Dance-Produzenten. Für Goldie, einem erklärten Fan von “52 Second Street”, ging ein Traum in Erfüllung.

Zu dem Beat, der zum größten Teil auf dem Apache-Break der Incredible Bongo Band basiert, den atmosphärischen Synthesizer-Flächen kam mit Vocals auch eine Soul-Komponente hinzu. Diese harmonische Kombination trug sicherlich auch zu dem späteren Erfolg bei.

Aber erst bekam Goldie mehrere Absagen, bis er mit dem BBC-DJ Pete Tong zusammen, der ihn unter Vertrag nehmen wollte. Die Begründung war kurios: Tong verpasste es zuvor, Deals mit Leftfield und Soul II Soul abzuschließen. Ein drittes Mal sollte ihm das nicht passieren.

Das DJ Mag hat ein Video zur Entstehung von “Inner City Life” veröffentlicht, in dem Goldie erzählt, wie er sich an diese Zeit erinnert. Sein Zusammentreffen mit Kemistry & Storm, mit denen er das Label “Metalheadz” gründete, den Video-Dreh und auch die Wirkung, die der Track auf die Szene hatte und als Türöffner für das Genre wirkte.

Eine Episode ist dabei besonders emotional. 2015, als die Sängerin Diane Charlemagne an Krebs erkrankt war, besuchte sie Goldie und spielte ihr die re:jazz-Version von “Inner City Life” vor, auf die er selbst erst kurz zuvor aufmerksam gemacht wurde. Sie waren beide von der Interpretation tief gerührt. Diane verstarb am folgenden Tag.

Die re:jazz-Version wurde von Jhelisa Anderson gesungen, die sich seinerzeit ebenfalls für den Gesangs-Part von “Inner City Life” bewarb. Doch den Zuschlag bekam eben Diane Charlemagne.

Viele Drum and Bass-Artists hatten danach ebenso große oder noch größere Erfolge, doch Goldie war der Erste. Trotzdem sollte das Genre nicht das neue “große Ding” werden, etwa wie Techno, House und Trance. Es blieb fast überall eine Sub- und Club-Kultur. Nur im Heimatland platzieren sich immer wieder D’n’B-Tracks in den Charts.

Website von Goldie

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