Test: Behringer UB-Xa mit OS 2.0
Würde man einen Keyboarder aus den frühen 80er Jahren mit einer Zeitmaschine in die Gegenwart transportieren, hätte dieser das Gefühl, im Synthesizer-Paradies zu sein. Nie gab es eine so große Zahl von Synthesizern, nie zuvor waren sie so günstig. Der Zeitreisende würde sich freuen, dass das Zeitalter der Happy Few mit ihren sündteuren Schlachtschiffen, die verächtlich auf die Keyboard-Proletarier herabblicken, die von diesen Geräten nur träumen können, zu Ende gegangen ist. Er würde auch den Klon des kultigen Synthesizers Oberheim OB-Xa bestaunen, der auf den Namen Behringer UB-Xa hört und für einen Bruchteil des damaligen Preises erworben werden kann.
Das legendäre Vorbild: Oberheim OB-Xa
Der auch äußerlich ziemlich ehrfurchtgebietende Synth-Bolide OB-Xa wurde ab 1980 für knapp 6.000,-US Dollar angeboten (hierzulande kostete er 12-14.000,- DM) und entwickelte sich schnell zu einem absoluten Klassiker. Der OB-Xa beerbte den OB-X und war als sechs- oder achtstimmige Version verfügbar. Oberheim war bekanntlich die Synthesizer-Hausmarke von Prince. Das ultraproduktive Universal-Genie, der jetzt in anderen Sphären schwebt, liebte den kraftvollen, funkigen Sound der amerikanischen Hardwareschmiede. Neben dem OB-8 kam auf seinem bekanntesten Album „Purple Rain“ vor allem der Oberheim OB-Xa zum Einsatz.
Der OB-Xa hat den Sound der 80er Jahre mitgeprägt und ist auf unzähligen Produktionen zu hören. Neben Prince zählen u.a. Acts wie Simple Minds (New Gold Dream), Van Halen (1984, Jump), Rush, Jean Michel Jarre (Concerts In China), Talk Talk, Gary Numan (Berserker), Queen (Flash Gordon), Stranglers, New Order, Thompson Twins, Cyndi Lauper (She’s So Unusual) und Laurie Anderson (z.B. auf dem empfehlenswerten Big Science-Album) zum Nutzer-Kreis des blauen Boliden.
Äußeres und Bedienung des Behringer UB-Xa
Äußerlich hat sich Behringer am Original orientiert und dem UB-Xa den berühmten dunkelblauen Streifenanzug mit Holzseitenteilen verpasst, das Gehäuse aber flacher und nur ca. halb so tief gestaltet. Übrigens hat das auch schon EES mit dem Banana in den 80er Jahren getan. Auf dem blauen, quergestreiften UB-Xa-Bedienpanel aus Metall gibt es ausreichend Platz und eine Menge Bedienelemente zum lustvollen Soundschrauben. Die Potis bieten genau den richtigen cremigen Drehwiderstand und fühlen sich beim Editieren gut an. Optische Rückmeldung erhält man durch das rote Display, das allerdings leider nicht sehr kontrastreich ist.
Etwas eingeschränkt wird die Bedienfreundlichkeit durch den nicht gerasterten Endlos-Encoder für die Anwahl der Presets; gerade im hektischen Bühnengeschehen kann sich da die Soundanwahl etwas fummelig gestalten. Hier wäre (wie auch beim Behringer Pro-800) ein gerasterter Encoder sinnvoller und zielsicherer gewesen. Das 61-Tasten Keyboard bietet polyfonen Aftertouch und ist eine Behringer Eigenentwicklung; es lässt sich gut spielen, auch wenn es die Qualität von Fatar-Tastaturen nicht ganz erreicht. Von Oberheim übernommen wurden die typischen Lever für Pitch und Modulation links von der Tastatur.
Rückseitig findet man Stereo-Monoausgänge und eine Kopfhörerbuchse. Außerdem gibt es zwei Pedalanschlüsse für die Steuerung von Vibrato und Filter und drei Fußschalter-Buchsen (Hold, Sustain, Programm-Weiterschaltung). Ein MIDI-Trio und ein USB-Anschluss dürfen natürlich auch nicht fehlen. Da das Netzteil bei längerer Betriebszeit etwas heißer werden kann, gibt es einen kleinen Lüfter auf der Rückseite. Das ist momentan kein Problem, da dieser ziemlich lautlos arbeitet, allerdings weiß man nicht, wie sich das Lüftergeräusch nach einigen Betriebsjahren anhört.
Expanderversion Behringer UB-Xa D
Für alle, bei denen eh schon genug Tastaturen im Studio herumstehen, hat Behringer eine platzsparende Expanderversion namens UB-Xa D herausgebracht.
Die Klangerzeugung des Behringer UB-Xa
Der Synthesizer bietet eine 16-stimmige Klangerzeugung (das Vorbild von Oberheim ist maximal achtstimmig), die bei halbierter Polyphonie auch zweifach multitimbral im Split- oder Double- (bzw. Layer-) Modus eingesetzt werden kann. Will man heftigere Klangereignisse generieren, kann man im Unisono-Modus beeindruckende Klangkeulen mit einstellbarem Detuning erstellen. Pro Stimme stehen zwei (hard-) synchronisierbare Oszillatoren mit Sägezahn und modulierbarer (VCO 2) Pulswelle zur Verfügung. Auf die heftige Crossmodulation des OB-X wurde aber leider verzichtet. Dafür lässt sich das Tiefpass-Filter wahlweise mit 12- oder 24-dB Absenkung betreiben. Weitere Features sind zwei ADSR-Hüllkurven, zwei LFOs (die auf den VCO, Filtereckfrequenz und die Pulsweite geroutet werden können), ein White Noise-Rauschgenerator, Keyboard-Tracking, polyfones Portamento, eine Chord-Funktion und eine Autotune-Funktion. Der Synth lässt sich im Double- und Split-Mode (mit frei bestimmbarem Splitpoint) spielen, was die klanglichen Möglichkeiten erheblich erweitert. An Bord sind außerdem ein Step-Sequenzer und ein Arpeggiator.
Chipsfrisch
Die Klangerzeugung des Oberheim OB-Xa basiert auf einer Reihe von Curtis Chips; zum Einsatz kommen beim Vintage-Original der CEM3360 (Dual VCA), der CEM3340 (VCO), der CEM3310 (Hüllkurven) und der CEM3320 für das Filter. Behringer hat diese Chips in SMD-Format geklont und fertigt sie in der firmeneigenen (zu Music Tribe gehörenden) Cool Audio-Manufaktur.
Betriebssystem Version 2.0
Behringer hat dem UB-Xa ein neues Betriebssystem spendiert. Das ist einerseits nobel und zeugt von guter Produktpflege, war aber andererseits auch bitter nötig, um einige böse Bugs zu beseitigen. Dies sind die wichtigsten Neuerungen und Verbesserungen in Behringers OS-Version v2.0 des UB-Xa:
– Atrophie-Profile mit ca. 40 Parametern, bzw. individuelle Filter-, VCO-, VCF- und LFO-Einstellungen, die softwaremäßig unterschiedliche Zustände (alt neu gepflegt, leicht defekt, etc.) des Oberheim OB-Xa emulieren. Sie sind pro Preset abspeicherbar
– Verbesserte Performance-Funktionen wie globale Transposition und erweiterte Live-Performance-Optionen.
– die maximale Cut-Off-Frequenz des Filters wurde angehoben
– neue Hüllkurven-Modi wie Flip, Retrigger, Repeat, Loop und Legato
– erweiterte Optionen in der Mod Matrix, einschließlich neuer Ziele und Quellen
– Feinabstimmung des Sounds mit präziser Bearbeitung der Filterresonanz
– kein „dumpfes“ Attack-Geräusch beim Triggern der Hüllkurven mehr
– das Verhalten des Modulations-Levers wurde optimiert
– verbesserte MIDI-, Arpeggiator- und Sequenzer-Funktionalität
– Dual Mode & Aftertouch Verbesserungen
Der Sound des Behringer UB-Xa
Beim Erstkontakt mit dem UB-Xa kommt nicht direkt die große Euphorie auf; dies liegt aber nicht am Synth selbst, sondern an den z.T. etwas nüchternen (und ernüchternden) Presets der ersten Bank. Sie kommen z.T. ein wenig lahm daher (schließlich legt man sich keinen Oberheim Klon zu, um diverse Orgel Celeste oder Blockflöten-Klänge zu generieren, oder?) und erst auf den Soundplätzen weiter hinten wird es sehr viel attraktiver. Man sollte sich auch nicht scheuen, selbst Hand anzulegen und eigene Kreationen zu erschrauben; dann geht schnell die Sonne auf und man merkt, welche Power in dem Gerät steckt.
Problemlos lassen sich expressive Leads, böse Sync-Sounds mächtige Bässe und breite Strings und Flächensounds erstellen. Der Klangcharakter kommt dem Sound des Oberheim-Vorbilds ziemlich nahe auch wenn es subtile Unterschiede gibt. So agiert das Filter etwas anders als beim Klon (besonders bei hohen Resonanzen) der Bassbereich klingt beim Oberheim ein klein wenig druckvoller und die Modulationen wirken beim Original etwas wilder und expressiver.
(Bild: Bernhard Loesener)Das sind aber individuelle Eindrücke, die je nach Zustand des Oberheim-Vorbildes variieren können, da die mehr als 40 Jahre alten Boliden nicht mehr alle gleich klingen. Außerdem kann man dank der Atrophie-Einstellungen der neuen Firmware einiges zugunsten des Lieblings-Klangcharakters schrauben und etwa die Oszillator-Drift finetunen. Überhaupt hat das OS-Update dem UB-Xa gutgetan, er hat jetzt deutlich mehr Präsenz und Strahlkraft.
Auf die Möglichkeit, die Stimmen individuell im Stereopanorama verteilen zu können (dies ist beim Original ja mittels interner Trimmer möglich) wurde bei der Behringer-Version verzichtet; vielleicht kommt das ja im nächsten Betriebssystem.
Konkurrenz
Der Behringer UB-Xa hat einige Konkurrenten bei den Synths, die sich an der Oberheim-Klangästhetik orientieren; sie sind aber durchweg teurer als der Behringer-Synth. An der Spitze der Nahrungskette befindet sich der (ca. fünfmal so teure) Oberheim X8 , der dank eines SEM-Filters auch in der Lage ist, Sounds des Oberheim OB-X (inkl. Cross-Modulation) zu erzeugen, obendrein hat er den fettesten Oszillator-Klang der Mitbewerber. Der sechsstimmige, auch als Modul angebotene Sequential OB 6 (2.456,- €) bietet ebenfalls ein SEM State Variable-Filter und verfügt über eine hochwertige Effektsektion mit Emulationen des Oberheim Phasers und Ring-Modulators. Mit ca. 1600,- € ist der Oberheim Teo 5 der günstigste Konkurrent des UB-Xa. Er bietet einen moderneren Sound, ein SEM-Filter, das stufenlos von Low-Pass über Notch zu High-Pass geregelt werden kann und eine gute Effektsektion. Dafür ist der kompakte Synth nur fünfstimmig.
Fazit
Nicht nur der zeitreisende Keyboarder, sondern auch wir Gegenwartsmusiker können erfreut sein: mit dem Behringer UB-Xa (und der Expander-Variante UB-Xa D) erhält man, auch dank des neuen Betriebssystems 2.0, einen potenten 16stimmigen Synth unter der magischen 1.000,- Euro Grenze, der wenig Wünsche offenlässt. Die Klangcharakteristik der Vintage-Legende Oberheim OB-Xa wird gut eingefangen und die Möglichkeit, zwei Sounds zu layern und den Synth immer noch achtfach polyfon spielen zu können erhöht die klangliche Flexibilität.
Vorteile:
+ großes Klangpotential
+ 16stimmig
+ Atrophie-Einstellungen pro Preset
+ niedriger Preis
Nachteile:
– Preset-Anwahl nicht optimal
– Lüfter
Der Behringer UB-Xa bei MUSIC STORE professional
Der Behringer UB-Xa D bei MUSIC STORE professional
Weitere Informationen zum UB-Xa findet ihr auf der Seite von Behringer.