Tone Explorer – so will Roland KI einsetzen
Mit Tone Explorer gibt das Roland Future Design Lab den ersten konkreten Ausblick darauf, wie KI-unterstützte Technologie in Zukunft für die eigenen Produkte eingesetzt werden könnte. Erst Anfang des Jahres hatten Roland und die Universal Music Group die “Principles for Music Creation with AI” verfasst und bislang haben sich fast 100 weitere Firmen und Institutionen der Absichtserklärungen angeschlossen. Im August folgte dann die Gründung des Roland Future Design Lab, jedoch zunächst noch ohne konkrete Ziele zu benennen.
Mit Tone Explorer durch den Preset-Dschungel
Moderne Synthesizer, Workstations und vor allem Plug-in-Instrumente sind bereits ab Werk mit gewaltigen Mengen an Presets ausgestattet. Einerseits sind diese Instrumente entsprechend leistungsfähig, andererseits ist es ein gewichtiges Verkaufsargument im Konkurrenzkampf. Doch für viele Musiker ist die Menge an Sounds zu umfangreich, als dass man damit effizient arbeiten kann. Man braucht sehr viel Zeit, um sich durch die Bänke zu arbeiten, um einfach nur eine passende Fläche oder den optimalen Bass zu finden.
Seit einiger Zeit hat sich bei den Browsern von Plug-ins das Tag-System etabliert, mit dem man den Content nicht nur nach Kategorien unterteilen, sondern zusätzlich mit Schlagwörtern versehen kann. So kann die Auswahl mehr und mehr eingegrenzt werden.
Tone Explorer setzt zwar auf dem Tag-System an, geht aber noch einen Schritt weiter, indem die Soundparameter der Presets mit einbezogen werden. Die Software analysiert zuerst eine importierte MIDI-Datei (bzw. kann selbst eine MIDI-Phrase aufnehmen) und macht darauf hin Vorschläge für passenden Sounds. Dafür gibt es die Solar-Ansicht für die passendsten Instrumentenkategorien sowie die Constellation-Ansicht für die Presets, die durch Pünktchen dargestellt werden.
Das Matching zwischen Melodie und Sound kommt durch ein neurales Netzwerk zustande, das lediglich mit einem einzelnen Fader gesteuert wird. Dabei wird eingestellt, ob der Sound sehr eng zu der MIDI-Phrase passen soll oder die Vorschläge etwas freier sein dürfen.
Naheliegenderweise arbeitet der Tone Explorer derzeit mit den beiden Plug-ins Galaxias und Zenology zusammen, die jeweils über einen riesigen Preset-Content verfügen. Außerdem kann auf die Meta-Daten in der Roland Cloud zurückgegriffen werden. Ein großer Vorteil, der zeigt, wie Roland in den letzten Jahre strategisch geplant hat.
Im Moment befindet sich Tone Explorer noch in einer Erprobungsphase, an der interessierte Anwender sich jedoch beteiligen können. Wenn sich die Entwicklung bewährt, könnte das System womöglich auch mit Plug-ins anderer Hersteller oder vielleicht via USB auch mit Hardware-Instrumenten funktionieren.
Tone Explorer ist eine Web-basierte App, die bislang nur mit Google Chrome funktioniert. Für die Zukunft wäre eine Portierung auf andere Browser oder Plattformen überaus wünschenswert. Was haltet ihr von dieser Entwicklung? Ist Tone Explorer eine sinnvolle KI-Anwendung oder reizt man damit die Möglichkeiten neuer Technologien nicht wirklich aus?
Webseite zum RFDL Tone Explorer