Ein Kraftpaket im Taschenformat für unter 200 Euro

Test: Roland P-6 Creative Sampler

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Roland P-6 Creative Sampler 1
Der Roland P-6 blickt auf eine lange Tradition von Samplern zurück (Bild: Roland)

Die lange Tradition der Roland Sampler

Der Roland P-6 greift auf die lange Geschichte der Sampler des japanischen Herstellers zurück bis in die Mitte der 80er Jahre, beginnend mit der S-Serie und erweitert durch Sampling-Funktionen in der XV- und Fantom-Reihe sowie weiteren ikonischen Modellen wie dem Roland SP404. Kurzum: Roland versteht sein Handwerk im Sampling. Die Frage, die sich nun stellt, ist: Kann Roland diese Kompetenz auch in einem kompakten, preisgünstigen Sampler unter Beweis stellen?

Erste Eindrücke zum Roland P-6

Na gut, ein wenig größer als Hosen/Hemdtasche ist er schon, der Creative-Sampler. In der Produktverpackung lag neben dem Roland P-6 Sampler noch ein USB-Kabel zum Laden des internen Akkus und zur Verbindung mit einem PC oder Mac und ein kleiner Beipackzettel, der eigentlich nur die Information enthielt, dass man sich das Handbuch herunterladen darf. Ich persönlich mag es, zum Erkunden eines neuen Instruments ein Handbuch neben mir zu haben, ich verstehe aber, dass ein Handbuch mit mehr als 150 Seiten bei diesem Preispunkt als PDF angeboten wird. Der Roland P-6 wirkt trotz eines kompletten Plastikgehäuses wertig: Alle Drehknöpfe haben einen angenehmen Widerstand. Der Sampler wiegt nur ca. 300 g – dennoch steht er mit seinen 4 Gummifüßen sicher auf meinem Tisch. Das Handbuch ist auf Deutsch verfügbar und führt den Anwender gut an alle Möglichkeiten heran.

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Roland P-6 Sampler USB MIDI
USB und MIDI auf der Rückseite des Roland P-6 (Bild: Roland)

Der Roland P-6 im Sample-Test

Kommen wir ohne Umwege direkt zur Kernkompetenz – dem Sampling. Roland bewirbt den kleinen Boliden als “Creative-Sampler” und meint damit, dass neben dem Sampling noch Tools wie eine Granularfunktion, diverse Effekte und ein Stepequencer zur Verfügung stehen. Der Roland P-6 bietet mir 6 Pads an, um aufgenommene Samples spielbereit abzufeuern. Da dies gut zu den 6 Saiten meiner Westerngitarre passt, steht der Plan fest, die Saiten meiner Gitarre in den Roland P-6 zu verewigen.

Der Vorgang des Samplens hat Roland gut umgesetzt. Nachdem man den zentralen Sample-Knopf gedrückt hat, aktiviert sich das interne Mikrofon. Den Aufnahmepegel kann man an dieser Stelle bequem über den zweckentfremdeten Stepsequenzer beurteilen und über einen Knopf im Pegel anpassen – sehr schön! Die Aufnahme wird wiederum mit demselben Sampling-Knopf beendet. Das Material wird anschließend automatisch normalisiert und steht nun den 6 Sample-Pads zur Verfügung. Sample-Start, Sample-Ende und Tonhöhe kann man je Sample-Pad mit einem eigenen Drehknopf anpassen.

Roland P-6 Sample-Tool
Editierung mit der Software Sample Tool (Bild: Roland)

Nach kurzer Zeit stehen die Samples zur weiteren Verwendung bereit. Daneben lassen sich auch Samples per Software und USB in den P-6 übertragen – ebenso ist das Samplen per MIX-IN-Eingang vorgesehen. Insgesamt stehen im Roland Sampler 48 Speicherplätze für Samples zur Verfügung – organisiert in 8 Bänke mit jeweils 6 Speicherplätze. Die maximale Samplingzeit pro Sample variiert je nach Format und Qualität zwischen 3 Sekunden (44,1 kHz/Stereo) und 23,7 Sekunden (11 kHz/ Mono). Dabei ist der Roland P-6 16-fach polyphon (4-fach als Granularsampler).

Die Granularfunktion

Die Granularfunktion zerlegt das Sample-Material in kleine Stücke (“Grains”). Diese lassen sich in Anzahl, Abspielposition, Stereo-Position, Abspielgeschwindigkeit und mehr verändern, sodass am Ende ein vollkommen anderer Sound entsteht – ein Eldorado für Soundtüftler! Möchte man die Granularfunktion aktivieren, muss man drei Pads gleichzeitig drücken (Pattern, Granular und ein Samplepad) – finde ich etwas zu umständlich.

Roland P-6 Sampler Granular
Die Granularfunktion des Roland P-6 (Bild: Roland)

Um an die Parameter der Granularfunktion heranzukommen, nutzt man anschließend noch den Stepsequenzer und kann nun die Parameter mit einem Drehknopf anwählen und verändern. Nach kurzer Zeit hat sich dieser Vorgang zwar verinnerlicht – bequem ist er dennoch nicht und wäre mir in stressigen Live-Situationen zu unbequem. Das Ergebnis ist jedoch sehr spannend: Das Sample-Material lässt sich bis zur Unkenntlichkeit verändern und so entstehen neue, ungehörte Sounds, die zum Experimentieren einladen.

Die integrierten Effekte

Neben altbekannte Effekte wie Reverb, Delay, und Chorus stehen auch unbekanntere Vertreter wie z. B. Ringmodulation, verschiedene Filtereffekte und der “Scatter” zur Verfügung. Über letzteren habe ich mich ganz besonders gefreut, da ich diesen Effekt noch aus dem System-1 kenne und lieben gelernt habe. Insgesamt ist die Qualität der Effekte gut bis sehr gut und lädt zum Ausprobieren ein. Leider habe ich keine Möglichkeit gefunden, dass die Effektpads immer beleuchtet sind, denn die Pads sind Schwarz mit dunkelgrauer Schrift, sodass auch hier in einer Live-Situation bei ungünstigen Lichtverhältnissen nicht viel zu machen ist.

Roland P-6 Sampler FX
Die FX-Sektion des Roland P-6 (Bild: Roland)

Der Stepsequenzer

Mit dem Stepsequenzer kann der Anwender eine Abspielreihenfolge (Sequenz) von Klangmaterial festlegen und damit ein Pattern erstellen. Der Sequenzer im Roland P-6 erlaubt bis zu 64 Steps, welche sich in insgesamt 64 Pattern abspeichern lassen. Hier begegnet uns gute Hausmannskost, bestehend aus bekannten Sequenzerparameter und gesalzen, mit guten Effekten und der Möglichkeit die Granularfunktion zu nutzen. Die Sequenzertasten sind zwar aufgrund der Baugröße des P-6 klein, besitzen jedoch eine gute Haptik.

Hier ein Video-Tutorial zum Roland P-6 Sampler

Fazit

Es macht Spaß, mit dem Roland Aira P-6 Klangmaterial zu samplen und anschließend mit der Granularfunktion zu verändern. Das Ergebnis überrascht immer wieder und ist in Verbindung mit der Granularfunktion ein großer Quell für neue Klanginspirationen. Der Roland Sampler ist daher aus meinen Augen an Musiker gerichtet, die spontan mit dem Sampler Klänge aufnehmen möchten und diese bei Bedarf noch weiter zu verändern. Den Aspekt der Mobilität wird durch das geringe Gewicht, dem integrierten Mikrofon und dem Akku noch unterstrichen. Ich persönlich würde den Sampler nicht während eines Live-Gigs einsetzen – die Tasten sind nicht gut lesbar und die Bedienung an manchen Stellen doch zu fummelig. Unterm Strich ist der Roland Aira Creative Sampler P-6 für die genannte Zielgruppe ein ausgezeichnetes Werkzeug und weckt die Lust auf das Samplen und Granular-Bearbeitung. Gepaart mit einem tollen Preis von unter 200 Euro erhält der Musiker ein tolles Werkzeug!

Vorteile
– gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
– einfaches Samplen
– integrierter Akku
– gutes Mikrofon

Nachteile
– Pads nicht dauerhaft beleuchtet
– nur mit Abstrichen für Live-Musiker geeignet

Den Roland P-6 Creative Sampler könnt ihr beim MUSIC STORE professional bestellen.

Roland P6-Webseite bei Roland

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