De/Constructed: Nina Chuba – Wildberry Lillet
(Bild: Dirk Heilmann)
Wir melden uns mit einer neuen De/Constructed-Folge zurück! In dieser Workshop-Reihe zeigen wir, wie und mit welchen Tools sich aktuelle Charthits und zeitlose Klassiker zu Hause in der eigenen DAW (nach-)produzieren lassen, um daraus Techniken und Ideen für eigene Produktionen zu entwickeln.
Style-Analyse: Dieses Mal haben wir für euch die aktuelle Nr. 1 der deutschen Single-Charts analysiert, Wildberry Lillet von Nina Chuba, produziert von Aside und Michael Burek. Der Song vereint scheinbar mühelos Pop, Trap, Rap sowie Dancehall/Reggae und tänzelt mit seinen sommerlichen Vibes so lässig daher, dass er im Umfeld des sonstigen Deutschrap-Kosmos neue Akzente setzt und einfach fresh klingt. Dass das absolut Mainstream-tauglich ist, beweisen auch die knapp 30 Millionen Spotify-Plays seit Erscheinen der Single im August.
Auf Wildberry Lillet sind Nina Chubas musikalische Einflüsse von Peter Fox (Seeed) bis Trettmann gut herauszuhören. In einem Satz kann man diese vielleicht als Reggae auf einem harten 808-Beat zusammenfassen. Dazu passt auch das Trap-Tempo von 140 bpm.
De/constructed live
Die De/constructed-Folge zu diesem Artikel gibt es live am 18.10. um 19 Uhr hier sowie in unseren Social-Media-Kanälen auf YouTube, Facebook und LinkedIn. Dort findet ihr das Video auch im Nachgang.
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Drums & Bass: Bereits im Drumbeat ist die Mischung aus Trap und Reggae hörbar.
Im Trap wird für Kick und Bass üblicherweise eine auf die jeweilige Tonhöhe der Basstöne gestimmte 808-Kick mit langem Release und hartem Attack verwendet. Für unseren Beat übernimmt diese Funktion die Sonic Academy Kick II, ein Drumsynthesizer, dessen Basis eine stimmbare Sinuswellenform ist, auf die verschiedene Top-Kick-Samples für unterschiedlichste Soundcharaktere gelayert werden können. Der Vorteil gegenüber einer Sample-Kick besteht vor allem in der Stimmbarkeit und der frei justierbaren Ausklingphase der Kick, wodurch unzählige Variationen mit zum Song passender Tonhöhe und Länge erzeugt werden können. Ideal also für unseren Zweck.
Wir nehmen das modifizierte Preset »Trap 04«, das direkt diesen 808-artigen Kick/Bass-Sound erzeugt. Kurze Doppeltrigger setzen Bassdrum-Akzente, gefolgt von lang ausklingenden Basstönen in der für Reggae typischen Tonfolge Fis-H-E-Fis.
Für die nötige Härte oder Roughness der 808 sorgen dann nacheinander der XLN Audio Multieffekt RC-20 Retro Color (Preset 808 Dirt Punch) sowie die Verzerrer-Plug-ins Fabfilter Saturn und der Saussage Fattener von Dada Life mit jeweils moderaten Einstellungen.
Weitere zentrale 808-Sounds im Pattern sind die charakteristische Tom als füllendes Percussion-Element und die statisch spielende Achtel-Hi-Hat. Zur Steigerung wird diese im Verlauf des Songs um eine Trap-typische Doubletime-Hi-Hat erweitert, die außerdem ab und an 32tel-Roll-Akzente einwirft, was wir mit einer Drumloop bewerkstelligt haben. Eine akustisch klingende Tom, ein Clap/Snare Layer, das auf die im Reggae betonte Zählzeit »3« spielt, sowie weitere als Farbtupfer sparsam gesetzte Samples vervollständigen das Pattern.