Vienna Symphonic Library (VSL) – Synchron Woodwinds (und Synchron Harp)
Nachdem die Sample-Meister aus Wien einige Jahre damit verbracht haben, die Streicher auf der Synchron Stage mit mehreren Libraries immer weiter zu verfeinern, blieb die Frage lange offen, wann endlich die Blech- und Holzbläser kommen würden.
Doch dann ging es Schlag auf Schlag. Nachdem erst die Synchron Brass veröffentlicht wurden, kamen kurze Zeit später auch die lang ersehnten Synchron Woodwinds dazu. Jetzt sollte das Synchron Orchester vollständig sein.
Doch dann kam auch noch die Harfe. Aber der Reihe nach: Wie bereits beim Review der Elite Strings (weitere Details hier: https://www.soundandrecording.de/equipment/die-interessantesten-sample-libraries-2021/) beschrieben, ist es bei VSL nicht unbedingt einfach, sich einen Überblick über deren große Auswahl an unterschiedlichen Libraries zu verschaffen.
Die neuen Woodwinds gehören zur Synchron Serie und damit zur neuesten Reihe gesampelter Instrumente aus Wien.
Irgendwie scheint es eine Gesetzmäßigkeit beim Veröffentlichen von Orchester-Bibliotheken zu geben: Erst mal die Streicher, dann Brass und zu guter Letzt die Holzbläser. Vielleicht als krönender Abschluss, denn ich mag den Klang von Flöten, Klarinetten und Oboen sehr gern. Diese sind alle natürlich auch bei den Synchron Woodwinds als Soloinstrumente vertreten. Dazu gesellen sich noch Piccoloflöte, Altflöte, Englischhorn, Bassklarinette und Fagott sowie Kontrafagott. Außerdem liegt dem Paket eine Sammlung von diversen Ensembles bei. Dazu kommen zahlreiche FX-Patches mit speziellen Artikulationen (wie Arpeggios und Cluster). Diese hatten bereits in der Big Bang Orchestra Reihe ihr Debüt. Besitzer der entsprechenden Libraries (wie z. B. BBO Neptune oder Orion) erhalten natürlich Rabatte auf die neuen Woodwinds.
Die Library kommt – wie bei VSL üblich – in zwei Ausführungen: Standard und Full. Der Unterschied ist auch hier wieder nur die Anzahl der mitgelieferten Mikrofonpositionen – und der Preis. Von wunderschön trockenen Close-Mikrofonen bis hin zum großen Raumklang ist alles vorhanden und lässt sich im Mixer frei kombinieren. Zusätzlich werden auch wieder vorbereitete Mixer-Presets mitgeliefert.
Ein Tipp ist der fertige und ressourcenfreundliche “Room-Mix”, der schon in der Standard-Library dabei ist und Signale verwendet, die man einzeln nur in der Full-Version bekommen würde.
Wie schon die Elite Strings und Brass findet man auch das neue Feature “Timbre Adjust” bei den neuen Woodwinds und ergänzt das Velocity- und Vibrato-X-fade um eine weitere Facette. Damit werden die Klangoptionen noch expressiver und flexibler.
Und wie klingt das Legato? Es gibt schnelle und normale Legati und diese werden in den “autospeed” Patches anhand der Spielweise automatisch angepasst. Das ist praktisch und klingt überzeugend. Als ganz neue Option bei den Legati bieten alle Instrumente den “Marcato Start“: Melodien beginnen dann mit einem hervorgehobenen Ton.
Die Qualität vor allem der Legati, aber auch der anderen Artikulationen bleibt bei allen enthaltenen Solo-Instrumenten konstant und immer sehr detailliert, was nicht unbedingt selbstverständlich ist. Man vergisst beinahe, dass man es mit einzeln gesampelten Bestandteilen zu tun hat und nicht mit einer durchgängigen Performance. Aber so soll es ja auch sein!
Neben den Soloinstrumenten findet man bei den Ensembles zusätzlich Sektionen einiger Instrumente mit jeweils 3 Spielern. Im Tutti-Patch spielen 13 Instrumentalisten ein Ensemble aus allen Instrumenten (optional auch ohne Piccoloflöte) über die ganze Range in Oktaven angeordnet. Das ist ideal zum Sketchen oder zum schnellen Arbeiten! Die FX-Patches bieten weitere spezielle Effekte (Arpeggios und Läufe), jeweils getrennt in den zwei Instrumentengruppen “Low” und “High”.
Die Auswahl an kurzen und getragenen Artikulationen ist wirklich umfangreich und das stets optional mit einem regelbaren Vibrato. Glücklicherweise behält man trotz der großen Auswahl einen guten Überblick. Der Synchron Player ermöglicht flexible Kombinationen und sogar selbst erstellte X-fades zwischen verschiedenen Artikulationen. Für schnelles Arbeiten sind die Presets gut vorbereitet, aber der Player ermöglicht Feinjustierungen bis ins kleinste Detail. Es ist beinahe überflüssig zu sagen, dass natürlich die Library mit allen anderen Synchron Produkten klanglich hervorragend zusammenpasst und auch durch das Synchronized Portfolio ergänzt werden kann.
Tipp: Wenn man etwas experimentierfreudig ist, erlaubt der Player eine künstliche Erweiterung der Range der Instrumente. Wie praktisch, wenn gerade der letzte hohe Ton einer schönen Melodie so doch noch vom gewünschten Instrument spielbar wird … das geht aber nur virtuell Das lange Warten hat sich gelohnt, denn VSL hat mit den Woodwinds erwartungsgemäß ein hervorragendes Produkt abgeliefert, das das Synchron Orchester vervollständigt. Preislich ist das Ganze aber kein Schnäppchen. Es ist die teuerste Library der Synchron Reihe und liegt auch verglichen mit der Konkurrenz am oberen Ende der Skala. Wen das nicht abschreckt, wird mit tollen Aufnahmen und einer durch ausgeklügelte Programmierung sauber spielbaren Library ausgestattet!
Hersteller: Vienna Symphonic Library
Website: https://www.vsl.co.at/de/Synchron_Series/Synchron_Woodwinds
Plattform: Synchron Player (Mac/Win AU/VST/VST3/AAX/Standalone)
installierte Größe: 84GB (Standard), 138GB (Full)
Listenpreis: 595€ (Standard), 850€ (Full) (Rabatte durch Bundles, Upgrades und Sales möglich)
Bonus Library: Synchron Harp
Kurz nach den Holzbläsern hat VSL auch noch mit der Synchron Harp überrascht. Ähnlich wie z.B. bei den Synchron Pianos kommt die Harfe mit einem spezialisierten Player, der die Besonderheiten dieses Instruments besser abbildet. Ich hatte mir vorher ja nie Gedanken darüber gemacht, wie komplex so eine Harfe ist. Sie kommt ja immer so leicht und entspannt daher …
Der Player bietet zwei verschiedene Modi an: Im chromatischen Modus spielt man die Harfe quasi wie ein Klavier und hat dabei alle Töne auf den Tasten zur Verfügung. Im Pedal-Modus wählt man – wie bei einer Harfe normalerweise auch – zuerst die Tonart mit den virtuellen Pedalen. Die dazu gehörenden Töne liegen dann nur auf den weißen Tasten. Das ermöglicht es, unkompliziert stimmige Glissandi einspielen zu können (auch zweihändig) und man ist dadurch viel flexibler als bei fertig gesampelten Läufen! Viele Detaileinstellungen zum Klang des Players ermöglichen Anpassungen für das gewünschte Ergebnis.
Das gesampelte Instrument – eine Lyon & Healy Style 30 Concert Grand Harfe – wurde sehr detailliert mit teilweise bis zu 8 Velocity-Layern aufgenommen. Es stehen zwei Klangfarben zur Verfügung (ausklingend und gedämpft) und viele Presets bieten klangliche Variationen, die auch die Möglichkeiten ausnutzen, die man vom Synchron Player her kennt (z. B. Effekte). Wie bei den Woodwinds gibt es die Mikrofon-Optionen in den Preislagen “Full” und “Standard”. Vor allem für die “große” Variante sollte man vorher checken, ob man noch die nötigen 92 GB auf der SSD frei hat. Auch die Anforderungen an den Rechner sind gerade bei den Glissandi recht hoch, sodass es sich anbietet, eventuell die Anzahl der aktiven Mikrofone zu reduzieren, um durchgängig eine saubere Performance zu haben.
Was kommt als Nächstes? Vielleicht ein Synchron Chor? Die Kinder haben in „BBO Ymir” ja schon den Anfang gemacht! (https://www.soundandrecording.de/equipment/dieinteressantesten-sample-libraries-2021/). Aber sicherlich wird in Wien auch schon heftig am Umstieg vom eLicenser auf iLok gearbeitet und auch der Apple Silicon sollen irgendwann nativ unterstützt werden… Ich bin gespannt!
Hersteller: Vienna Symphonic Library
Website: https://www.vsl.co.at/de/Synchron_Series/Synchron_Harp
Plattform: Synchron Harp Player (Mac/Win AU/VST/VST3/AAX/Standalone)
installierte Größe: 55GB (Standard), 92GB (Full)
Listenpreis: 195€ (Standard), 345€ (Full)