Wie man Bassgitarre richtig mischt
(Bild: Dirk Heilmann)
Die Bassgitarre ist eines der meistverwendeten Bass-Instrumente überhaupt. Sie soll für den Druck und Schub in unserer Musik sorgen und wird manchmal auch als das Fundament des Songs bezeichnet. Leider ist es aber gar nicht so einfach, dieses Instrument richtig im Mix zu parken – vor allem, wenn man das Wort »Bass« falsch versteht und sich zu sehr auf den tiefen Frequenzbereich konzentriert.
In dieser Folge möchten wir uns mit der Bassgitarre beschäftigen. Diese ist vor allem außerhalb der elektronischen Musik und Jazz das meist benutzte Bassinstrument. Für unser Beispiel habe ich eine einfache Achtel-Bassgitarre in einem Rocksong ausgesucht, die mit einem Plektrum eingespielt und nur als DI-Signal ohne Amp aufgenommen wurde. Insgesamt klang die Spur relativ ausgewogen und voll. Bei einem live eingespielten Instrument hat man in den meisten Fällen gewisse Schwankungen, die von den unterschiedlich lauten Anschlägen und Timing-Schwankungen herrühren.
Als Erstes habe ich auf dieser Spur einen Kompressor benutzt, um die Dynamik etwas auszugleichen und das Instrument tighter zu bekommen. Ein schnell gespielter Bass muss den Druck in einem Song aufbauen und sehr oft die Rhythmusgitarren unterstützen. Deswegen darf er nicht zu unkontrolliert in der Gegend »rumeiern«, sondern sollte stabil und solide sein. Als Kompressor habe ich mich für den UAD 1176LN Rev E entschieden. Dieser hat sehr schnelle Regelzeiten und ist ein echter Klassiker für dieses Instrument. Damit die Anschläge noch etwas durchkommen und nicht komplett geschluckt werden, stelle ich die Attack-Zeit auf medium. Bei der Release-Zeit habe ich mich für so schnell wie möglich entschieden, damit der Kompressor sich nach jedem Ton erholt und wieder bei 0 dB Gainreduction steht, wenn der nächste Ton angeschlagen wird. Damit möchte ich an den lauten Stellen insgesamt nicht mehr als 3–4 dB komprimieren.
Leider reagiert der Kompressor etwas unangenehm auf das lange Schwingen der Seiten. Besonders der Sub-Bass lässt ihn immer wieder zu stark arbeiten und das Signal unnatürlich schlucken. Deswegen habe ich einen einfachen EQ vor den Kompressor gesetzt und mit einem Lo-Cut alles unter 47 Hz abgeschnitten. Das klingt vielleicht etwas zu hoch angesetzt, aber besonders bei live eingespielten Bassgitarren muss man aufpassen, dass man nicht zu viel Energie im Sub-Bass hat. Zusätzlich habe ich mit diesem EQ auch noch bei 592 Hz und 1,2 kHz ca. 2–3 dB geboostet. Dadurch klingt der Bass insgesamt artikulierter, und der Kompressor bekommt einen etwas breiteren Attack, mit dem er arbeiten kann.
Weil sich eine Bassgitarre manchmal nicht so gut gegen ein E-Gitarrenbrett im Mix durchsetzen kann, zerre ich sie oft zusätzlich an, um eine bestimmte Obertonstruktur zu erzeugen und um sie aggressiver klingen zu lassen. Das hilft außerdem, die Bassfunktion besser auf kleineren Lautsprechern wahrzunehmen. Dafür habe ich hier den UAD Thermionic Culture Vulture genommen und zerre das Signal relativ stark an, sodass die Obertöne deutlich zu hören sind. Ich blende es aber nur mit 30–40 % zu dem Originalsignal hinzu – gerade genug, damit das Signal den passenden Biss hat und sich im Kontext durchsetzen kann. Das kann man ganz einfach im Plug-in selbst machen oder auch separat auf einem zusätzlichen Bus. Wichtig ist dabei nur, dass man sehr oft einen Hi-Cut auf dem verzerrten Anteil benötigt, weil sonst unerwünschte Störgeräusche wie etwa das Klicken des Plektrums durch die Zerrung stark verstärkt werden. In unserem Beispiel waren die Höhen ab 9 kHz abgeschnitten.
Jetzt klingt die Bassgitarre sehr ausgewogen, satt und tight, im Vergleich zur Bassdrum aber etwas dünner, sodass der Mix im Bass-Bereich nicht ganz ausgewogen ist. Um dieses Problem zu lösen, benutze ich das UAD Little Labs VOG Plug-in, mit dem man aus einem vorhandenen Signal Subharmonische generieren bzw. hinzufügen kann. Das funktioniert relativ einfach, indem man die entsprechende Frequenz aussucht und einfach den »Amplitude«-Regler aufdreht. Leider lassen sich die Werte hier nicht ganz genau ablesen. Aber es sind ungefähr 2 dB bei ca. 78 Hz dazugekommen.
Generell würde ich davon abraten, den Bassbereich zu stark zu boosten. Das gibt diesem Instrument oft gar nicht den gewünschten Druck, sondern lässt es dicht und weniger offen klingen. Außerdem arbeitet dadurch auch der Masterbus-Kompressor viel stärker, und der ganze Mix wird noch mehr komprimiert.