Interview mit dem App-Entwickler Christian Hengst
Vor Kurzem haben wir die App Ultimate Cicle of Fifths getestet. Der Quintenzirkel To-Go hat uns inbesondere für Songwriter, Musiker und Produzenten überzeugt, die sich etwas von der Musiktheorie unter die Arme greifen lassen wollen. Jetzt haben wir mit dem Entwickler Christian Hengst über seine App gesprochen!
Wie ist es zur Idee von Ultimate Circle of Fifths gekommen? Welche Überlegungen steckten dahinter?
Ich habe vor über 10 Jahren an der Popakademie Enschede angefangen, Musik zu studieren, und kann mich gut erinnern, wie am Anfang das ganze Thema „Musiktheorie“ für mich als E-Bassisten ein großes Fragezeichen war. Nach ein paar Unterrichtsstunden am Konservatorium habe ich allerdings gemerkt, dass es eigentlich gar nicht so schwer ist, wie man zunächst denken mag, sondern ein ganz einfaches System dahinter steckt, und davon war ich sofort begeistert und fasziniert. Mit dem Quintenzirkel habe ich zu der Zeit noch gar nicht viel gearbeitet – das kam erst später.
Nachdem sich meine berufliche Ausrichtung schon während des Studiums immer weiter zum Design von Webseiten und Apps verlagert hat, ist die Musik mehr zur Herzensangelegenheit als zur Geldquelle geworden. Zunächste sollten aber noch einige Jahre ins Land gehen, bevor der Impuls zur eigenen Musik App kommen sollte. Dieser Impuls kam dann letztendlich von einem Freund, welcher als Klavierlehrer auf der Suche nach einem „drehbaren“ Quintenzirkel war. Als die Idee im Raum stand, kamen weitere Gedanken, wie „Es wäre doch der Hammer, wenn man sich Akkorde zusammenstellen und sich diese auch noch im Quintenzirkel anzeigen lassen könnte“.
Davon war ich angefixt und habe auch wieder meine Begeisterung zur Musiktheorie entdeckt. Fast ein Jahr habe ich dann das Projekt neben meinen „Jobs“ als Freelancer entwickelt und weitere Funktionen bedacht und eingebaut, bis dann kurz vor Weihnachten letzten Jahres das ganze Ding in den AppStore gekommen ist. Seitdem gibt es viel positives Feedback von den Usern sowie tolle Ideen, die fleißig umgesetzt werden.
> Zu unserem Test von Ultimate Circle of Fifths
Ein oft gehörtes Vorurteil: Musiktheorie ist oft zu trocken. Für wie wichtig hältst du die Theorie beim Musikmachen oder Songwriting?
Ich denke es ist wichtig, einmal grundlegend die Kirchentonarten verstanden zu haben. Das kann einfach sehr hilfreich sein, um Songs zu schreiben oder schnell ein paar gut klingende Akkorde zusammenzustellen. Als ich angefangen habe, Musik zu machen, wusste ich überhaupt nicht, was für Akkorde überhaupt zusammenpassen. Ich habe ewig an der Gitarre rumprobiert, was gut klingt, und habe öfter frustriert das Ding wieder in die Ecke gestellt.
Mit der App hat man einen tollen Überblick über die sieben Akkorde in der Tonart und kann diese ganz einfach zusammenstellen und ausprobieren, wie sie klingen. Dazu muss man eigentlich nicht einmal wissen, wie die Akkorde zusammenhängen, wie die passenden Skalen dazu aussehen etc. Man kann sich ganz „entspannt“ an das Thema herantasten und so tief eintauchen, wie man mag.
Nichtsdestotrotz halte ich theoretisches Wissen nicht für notwenig, um Musik machen zu können – Musik ist schließlich Gefühl. Wenn es auch ohne Theorie gut klingt, spricht ja nix dagegen. 😉 Die Theorie kann aber ein Helfer sein, welcher Songwriting-technische Sackgassen überwinden und einen auf neue Ideen bringen kann.
Für welche Zielgruppe wurde die App programmiert?
Wie bereits erwähnt, brauchst du für die App kein theoretisches Vorwissen. Konzipiert ist sie eigentlich für beide: Anfänger und Profis. Für Anfänger ist es ein tolles Tool, um einen Überblick über Tonarten zu bekommen, sowie zum Komponieren von Songs. Man kann super ausprobieren, was gut zusammen klingt, und hat einen Helfer, um Songideen zu skizzieren. Viele Popsongs bewegen sich ja doch innerhalb einer Tonart. Somit ist es gerade für Anfänger cool zu verstehen, welche Akkorde das sein können und sich selbst zu probieren.
Für fortgeschrittenere Musiker gibt es die Möglichkeit, Akkordverbindungen mit Optionstönen zu kombinieren und diese zu üben oder in harmonisch/melodisch Moll zu üben. Diese beiden Tonarten sind als „experimentelle Tonarten“ implementiert. Kein Song bewegt sich ausschließlich in dieser Tonart, aber es ist eine Herausforderung, Akkordverbindungen in der Tonart zu spielen, auch wenn sie nicht unbedingt gut klingen …
Ich denke auch, dass es für Musiklehrer ein tolles Mittel ist, um die Funktionsweise des Quintenzirkels besser zu vermitteln. Auch für die Schüler ist es hilfreich, um den praktischen Bezug besser zu verstehen.
Was sind die weiteren Pläne für die Zukunft? Wird es noch weitere Apps in diese Richtung von dir geben?
Ich habe noch weitere Features für die App im Kopf und möchte mich erstmal darauf konzentrieren. Ein wichtiges und oft gewünschtes Feature wird sein, dass man auch tonartfremde Akkorde hinzufügen kann. Auf die Umsetzung freue ich mich schon. Das wird dann visuell ganz einfach darstellen, was zusammengehört (die aktive Tonart) und was sich außerhalb der Tonart befindet.
In der nächsten Version wird es schon die Möglichkeit geben, je Akkord weitere Einstellungen vorzunehmen, einzelnen Akkorden individuelle Töne (innerhalb der Tonart) hinzuzufügen und sich anzeigen zu lassen, wie die Akkorde auf dem Klavier gegriffen werden können. Ebenso wird es zwei weitere Sounds für das Playback-Instrument geben!
Eine Idee für die nächste Musik-App gibt es noch nicht, dafür schlägt mein Herz noch zu sehr für den Ultimate Circle Of Fifths. 🙂