Kolumne: Mehr Würdigung von Musikschaffenden
Ein kleines Software-Update ist eigentlich nichts besonderes und inzwischen so obligatorisch wie tägliche Spammail. Doch Anfang Februar erschien ein Update für die Software des Streaming-Anbieters Spotify, das zumindest alle Musiker aufhorchen lassen sollte. Die große Neuerung: endlich werden neben dem Interpreten auch weitere Beteiligte an einem Musikstück gezeigt. Wir schreiben darüber in unserer Keyboards-Kolumne!
Die Vorstellung, dass der Frontmann einer Band nachts aufwacht, sich einer Eingebung folgend an das Piano setzt und einen Welthit schreibt ist romantisch – aber deshalb nicht unbedingt realistisch. Sicher, es mag vorkommen, dass geniale Genies alles quasi im Alleingang rocken und sich das Ganze am Ende auch noch halbwegs gut anhört. Eine One-Man-Show klappt im Musikbereich aber oft ebenso wenig wie beim Bau eines Autos oder eines riesigen Hochhauses – Teamwork ist gefragt.
Das bedeutet noch nicht, dass die erste Kreativleistung nicht tatsächlich von einigen wenigen im Proberaum erbracht wird – doch spätestens danach geht es eigentlich erst so richtig los. Produzenten, Techniker, Sound-Engineers und viele weitere halten Musik und Platte in der Hand, bevor die Allgemeinheit auch nur einen Ton hört. Bisher sind diese Personen jedoch viel zu oft im Kleingedruckten verschwunden – bis ein kleines Spotify-Update für Aufmerksamkeit sorgt.
Natürlich ist der Streaming-Anbieter dabei nicht der erste, der zum Beispiel Produzenten und Songwriter in das Scheinwerferlicht stellen will: prominente Beispiele wie Rapper Macklemore und Produzent Ryan Lewis, die sich als Duo vermarkten gibt es einige – doch viele dieser Projekte wurden von Vorneherein so konzipert oder bestehen aus bereits bekannten Musik-Größen.
Dabei geht es für Musikschaffende ja nicht unbedingt immer darum, ganz vorne mitzumischen – doch eine respektvolle Würdigung ihrer Arbeit sollte selbstverständlich sein. Und vielleicht ist ein kleines Software-Update der richtige Schritt in diese Richtung. Trotzdem muss noch so einiges getan werden, um den Rückstand wieder aufzuholen: künstlerische Kreativleistung muss mehr gewürdigt werden und dazu gehört es, die Kreativen selbst wieder mehr zu Wort kommen zu lassen.