Der Behringer RD-8 ist ein analoger Drumcomputer, der die legendären Klänge der Roland TR-808 in die Gegenwart holt. Mit 16 analogen Drumsounds und einem 64-Step-Sequenzer verspricht er, ein vielseitiges Werkzeug für Musiker und Produzenten zu sein. In diesem ausführlichen Testbericht werfen wir einen genauen Blick auf Design, Funktionen, Klangqualität und Performance-Möglichkeiten des Behringer RD-8.
Design und Verarbeitung der Behringer RD-8
Der Behringer RD-8 präsentiert sich in einem robusten Gehäuse mit den Abmessungen 77 x 498 x 265 mm und einem Gewicht von 3 kg. Das Design orientiert sich stark am ikonischen Look der TR-808, mit der charakteristischen Farbgebung in Cremeweiß, Gelb, Orange und Rot auf schwarzem Hintergrund. Der Preis liegt aktuell bei attraktiven 279 €.
Die Verarbeitungsqualität ist insgesamt solide. Im Vergleich zum Original TR-808 ist das Gehäuse des Behringer RD-8 aus Plastik gefertigt und nicht aus Metall. Dennoch macht der RD-8 einen wertigen Eindruck und sollte bei sorgfältiger Behandlung auch intensiven Live-Einsatz gut überstehen.
Die Anordnung der Bedienelemente folgt weitgehend dem Layout des Originals, was Fans der TR-808 sofort vertraut vorkommen wird. Die Potentiometer sind griffig und lassen sich präzise einstellen, während die Taster einen angenehmen Druckpunkt aufweisen. Auch wenn einige Nutzer Unterschiede im Regelwiderstand der Potis und leicht wackelige Drehregler bemängeln, fällt mir persönlich beides nicht negativ auf. Vielleicht liegt es am Vintage-Vibe, der sagt: Das muss so, war früher auch nicht besser! Das LED-Display ist gut ablesbar und liefert wichtige Informationen auf einen Blick.
Behringer RD-8: Funktionen und Bedienung
Das Herzstück des RD-8 ist der Sequenzer, der neben klassischen Funktionen auch moderne Erweiterungen bietet. Zu den Kernfunktionen gehören:
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Ein 64-Step-Sequenzer mit Poly-Meter-Funktion, der komplexe Rhythmen ermöglicht
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Step-Repeat und Note-Repeat für spontane Variationen und rhythmische Verzierungen
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Track-Mute und Track-Solo zum schnellen Ein- und Ausblenden einzelner Instrumente
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Eine flexible Swing-Funktion zur Erzeugung grooviger Patterns
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Ein großzügiger Speicher für bis zu 256 Patterns und 16 Songs
Die Bedienung erfolgt über farbige Taster und ist intuitiv gestaltet. Die Auswahl der zu programmierenden Sounds, die im 808-Style sind, über separate Taster unterhalb der Instrumente erweist sich als schnell und komfortabel.
Was mir besonders gefällt, ist die Live-Step-Overdub-Funktion, die es ermöglicht, Patterns in Echtzeit über die Tasten sowie ein Trigger-Pad zu bearbeiten und zu erweitern. Dies eröffnet neue kreative Möglichkeiten, insbesondere in Live-Situationen. Die Auto-Fill-Funktion generiert automatisch Fills am Ende eines Patterns, was für zusätzliche Abwechslung sorgt.
Die Polymetrik-Funktion erlaubt es, individuelle Spuren mit unterschiedlichen Längen laufen zu lassen, was zu interessanten, sich ständig verändernden rhythmischen Strukturen führen kann.
Was man über die FX-Sektion wissen sollte: Der Wave Designer funktioniert leider nur in Kombination mit dem Filter. Kein Filter, kein Wave Designer. Außerdem sitzt die FX-Sektion scheinbar hinter dem Kopfhörer-Ausgang, was bedeutet, dass man die Soundanpassung über Kopfhörer nicht hört. Warum das so ist, bleibt offen.
Klangqualität und Soundvergleich – Behringer RD-8 vs. Roland TR-808
Der RD-8 liefert authentische analoge Drumsounds, die dem Original sehr nahekommen. Im A/B-Vergleichen mit Samples der TR-808 zeigen sich jedoch einige subtile Unterschiede: Die Bass Drum des Behringer RD-8 wird als sehr ähnlich zum Original beschrieben. Sie liefert den charakteristischen, tiefen und runden Kick, der die TR-808 berühmt gemacht hat. Der Tuning-Regler ermöglicht eine breite Palette von tiefen Bässen bis hin zu perkussiven Kicks.
Bei der Snare fehlt dem RD-8 das charakteristische blecherne Scheppern der TR-808. Der Sound ist etwas kompakter und weniger „luftig“. Dennoch liefert sie einen kraftvollen und durchsetzungsfähigen Sound, der sich gut im Mix einfügt. Toms und Congas klingen beim Behringer RD-8 etwas dünner und weniger solide als beim Original. Sie haben weniger „Körper“, was in manchen Produktionen sogar von Vorteil sein kann, da sie weniger Platz im Mix einnehmen.
Die Clave des RD-8 klingt schneller aus als beim Original. Dies kann in schnellen Patterns von Vorteil sein, da sich die einzelnen Hits weniger überlappen. Interessanterweise wird die Cowbell des RD-8 von einigen Nutzern als besser empfunden. Sie hat einen etwas klareren, weniger „näselnden“ Charakter als das Original. Die Hi-Hats der TR-808 haben mehr „Höhenglitzer“ und geben dem Mix mehr Klarheit. Die Behringer-D-8-Version klingt etwas gedämpfter, lässt sich aber gut mit externen EQs bearbeiten.
Trotz dieser Unterschiede überzeugt der RD-8 mit seinem charakteristischen analogen Charme. Er bietet zudem zusätzliche Flexibilität durch Tuning-Regler für die Kick, Offset beim Clap und Tone Controls für die Hi-Hats. Diese Erweiterungen ermöglichen es, die Sounds an moderne Produktionsanforderungen anzupassen, ohne den grundlegenden Charakter zu verlieren.
Erweiterungen und Anschlüsse
Behringer hat den RD-8 mit modernen Features ausgestattet, die über die Möglichkeiten des Originals hinausgehen:
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In der FX-Sektion findet man einen Cutoff in Form von High- oder Lowpass.
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Ein Wave Designer ermöglicht Attack- und Sustain-Anpassungen für jeden Sound, was die klanglichen Möglichkeiten erheblich erweitert.
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Das zuschaltbare Dual-Mode Filter kann auf einzelne Spuren angewendet werden und erlaubt sowohl subtile als auch drastische Klangformungen.
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Die Auto-Scroll-Funktion erleichtert die Navigation durch längere Patterns.
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Separate 6,35 mm Klinkenausgänge für jede der 16 Stimmen ermöglichen flexible Routing-Optionen.
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Main Mix und Phones-Ausgänge sind vorhanden.
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Drei Trigger-Outs erlauben die Synchronisation mit externen Geräten.
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MIDI- und USB-Anschlüsse ermöglichen eine einfache Integration in bestehende Setups und DAWs.
Diese Anschlussmöglichkeiten machen den RD-8 zu einem vielseitigen Werkzeug, das sich sowohl im Studio als auch auf der Bühne nahtlos in verschiedene Setups einfügen lässt.
Live-Performance-Möglichkeiten
Im Live-Bereich hatte ich etwas Sorge. Hier glänzt der RD-8 allerdings mit einigen Funktionen, die spontane und dynamische Performances ermöglichen:
Das Live-Step-Overdubbing erlaubt es, neue Elemente während der Performance hinzuzufügen oder bestehende Patterns zu modifizieren. Dies eröffnet Möglichkeiten für improvisierte Rhythmusänderungen und spontane Anpassungen.
Der Pattern-Launch-Modus erleichtert den schnellen Aufbau von Songstrukturen. Patterns können nahtlos gestartet und kombiniert werden, was einen flüssigen Übergang zwischen verschiedenen Teilen eines Tracks ermöglicht.
Die Möglichkeit, zwischen manuellem Modus und vorprogrammierten Patterns zu wechseln, gibt dem Performer die Flexibilität, zwischen strikt arrangierten Teilen und freieren, improvisierten Abschnitten zu wechseln.
Mute- und Solo-Funktionen für einzelne Instrumente ermöglichen schnelle Arrangements on-the-fly. Dies ist besonders nützlich für Build-ups, Breakdowns und dynamische Übergänge zwischen verschiedenen Songteilen.
Fazit
Der Behringer RD-8 ist ein Drumcomputer, der die Essenz der klassischen TR-808 einfängt und mit modernen Funktionen erweitert. Er bietet eine solide Verarbeitung, intuitive Bedienung und authentische analoge Sounds zu einem attraktiven Preis. Trotz kleiner Schwächen in der Verarbeitung und leichten klanglichen Abweichungen vom Original ist der RD-8 ein leistungsfähiges Instrument für Musikproduktion und Live-Performances.
Diese Unterschiede sind in den meisten Produktionskontexten kaum wahrnehmbar und werden durch die zusätzlichen Klangformungsmöglichkeiten mehr als ausgeglichen.
Die erweiterten Sequenzer-Funktionen und Live-Performance-Möglichkeiten machen den RD-8 zu einem vielseitigen Werkzeug, das weit über die Fähigkeiten eines reinen Vintage-Klons hinausgeht. Er eignet sich gleichermaßen für klassische Electronic- und Hip-Hop-Produktionen wie für experimentelle elektronische Musik.
Für viele Anwender dürfte der RD-8 aufgrund seines Preises von 279 €, des hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnisses und der zusätzlichen modernen Funktionen die attraktivere Option im Vergleich zum Original sein.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Behringer RD-8 eine gelungene Neuinterpretation eines Klassikers darstellt. Er richtet sich sowohl an Nostalgiker, die den Sound der 80er Jahre suchen, als auch an moderne Produzenten, die einen vielseitigen und leistungsfähigen analogen Drumcomputer für ihre Produktionen benötigen. Mit seiner Kombination aus klassischem Sound und zeitgemäßen Features hat der RD-8 das Potenzial, sich als Standard in vielen Studios und auf Live-Bühnen zu etablieren.
Ob für Einsteiger, die erstmals die Welt der analogen Drumcomputer erkunden möchten, oder für erfahrene Produzenten, die eine kostengünstige Alternative zu Vintage-Geräten suchen – der Behringer RD-8 bietet ein überzeugendes Gesamtpaket, das die Tradition der TR-808 würdig fortsetzt und gleichzeitig in die Zukunft blickt.
Vorteile:
- Authentischer analoger Sound mit zusätzlichen Anpassungsmöglichkeiten
- Umfangreiche Sequenzer- und Performance-Funktionen
- Vielfältige Anschlussmöglichkeiten für Studio- und Live-Einsatz
Nachteile:
- Gehäuse aus Plastik statt Metall
- Subtile klangliche Unterschiede zur TR-808
- FX-Sektion nicht über Kopfhörerausgang hörbar
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