Der Blue Monday-Synth

Vintage Park: Moog Source (*1981) – Synthesizer

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Moog_Source

Der Track Blue Monday vom legendären britischen Synthpop-Act New Order gehört wohl zu den definitiven Club-Anthems der 80er. Bis heute läuft der auf dem Kultlabel Factory erschienene Track nicht nur auf Retro-Partys und füllt den Floor. Wir haben mit dem Moog Source heute ein ganz besonderes Schmankerl für euch…

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Geschichte

Die Joy-Division-Nachfolger spielten die prägnante Blue-Monday-Oktavbasslinie auf einem Moog Source ein. Dieser Moog-Synth (der auch „The Source“ genannt wird) ist innerhalb der Moog-Produktlinie ein ungewöhnlicher Synth, denn er bietet statt vieler Drehregler eine Bedienoberfläche mit Folientastatur – ein Design, das eigentlich erst ein paar Jahre später mit dem Erscheinen von Yamahas DX7 Mode wurde. Eine weitere Besonderheit sind 16 Speicherplätze, ein Feature, das zur Zeit der Markteinführung des Gerätes keineswegs selbstverständlich war.

Der Source kam 1981 heraus und kostete um die 2.000 Mark. Er war als Nachfolger für den Minimoog gedacht, der von 1970 bis 1981 gefertigt wurde. Der Source wurde für Moog nicht der wirklich große Erfolg; ein Grund dafür war vermutlich die fehlende Bedienfreundlichkeit beim Programmieren, denn für die Parametereingabe steht nur ein Datenrad zur Verfügung.

Der Moog Source kam nicht nur bei New Order, sondern auch bei vielen anderen Produzenten zum Einsatz, darunter Acts wie Ultravox, Gary Numan, Depeche Mode, Devo, Front Line Assembly, Moog Cookbook, Kitaro, The Cars, King Crimson, Blur, Jan Hammer, Tangerine Dream und Josh Wink.

Äußeres

Der Moog Source hat einen eigentlich für Moog völlig untypischen Speak&Spell-Kinderzimmerlook, da das Folienbedienpanel in schön bunten Farben gehalten ist. Zusammen mit der silbernen Gehäusefarbe und den Holzseitenteilen ergibt sich aber eine sehr ästhetische Future- Retro-Optik, die auch aus einer frühen Star-Trek-Folge stammen könnte. Der Daten-Endlosdrehregler ist übrigens angenehm schwer. Da er aus solidem Metall gefertigt wurde, kann er wie ein Schwungrad bei entsprechendem Handling frei laufen, was der Sounderstellung eine gewisse sportliche Note gibt.

Obwohl die meisten Geräte gut funktionieren, sind die Membranschalter doch die Achillesferse des Source. Sind sie einmal defekt, lassen sie sich nur schwer reparieren. Eine Restaurationsmöglichkeit, bei der die Folientasten durch richtige Schalter, die auf einem schrägstehenden Bedienpanel liegen, ersetzt werden, kann man auf der Mystery-Circuits-Website bewundern und gegebenenfalls nachbauen:

www.mysterycircuits.com/source/intro.html

Beim Gebrauchtkauf sollte man außer dem Folienpanel auch das Datenrad ausgiebig testen, denn bei einigen (wenigen) Geräten neigen die Datenräder dazu, nach einiger Zeit (ca. eine halbe Stunde nach dem Einschalten, wenn das Gerät sich etwas „aufgewärmt” hat), nicht mehr korrekt zu funktionieren.

Das Keyboard ist nicht anschlagdynamisch. Dem Gerät wurden auch ein Sequenzer mit zwei je 88 Noten fassenden Spuren und ein leistungsfähiger Arpeggiator mitgegeben. Der Arpeggiator erlaubt die Eingabe von bis zu 24 Tönen, wobei sich die Reihenfolge frei bestimmen lässt. Außerdem kann man pro Step einen der 16 gespeicherten Sounds zuweisen, sodass auch ungewöhnliche Arpeggio-Patterns möglich sind. Die Fertigungsqualität des Source ist sehr gut, und man braucht sich nicht zu scheuen, den Synth mit auf die Bühne zu nehmen. Der Besitzer unseres Testgerätes setzt den Source seit Jahren regelmäßig auf der Bühne mit seiner Band Vitamin D ein und hat bisher noch keine Ausfälle erlebt. Allerdings wurde sein Source vom Moog-Spezialisten Rudi Linhard (www.lintronics.de), der auch bei der Konzeption des Moog Voyager mitgearbeitet hat, generalüberholt. Gelegentliche Oszillator-Drifts bei Temperaturschwankungen muss man allerdings in Kauf nehmen.

Auf der Rückseite findet sich außer einem Audioausgang ein Kassetteninterface sowie ein Sync-Eingang zur Synchronisation des Sequenzers bzw. Arpeggiators, die sich mit einem Fußschalter auch stoppen und starten lassen. Außerdem gibt es noch ein CV/Gate-Interface; wie bei Moog üblich, wurde ein Switch-Trigger implementiert, sodass man einen MIDI-Konverter verwenden sollte, der S-Trigger-Signale verarbeiten kann.

Klangarchitektur

Die Basis der Klangerzeugung des monofonen Analogboliden bilden zwei spannungsgesteuerte massiv klingende Oszillatoren mit individuell einstellbarer Lautstärke, die die Wellenformen Sägezahn, Triangel und Pulswelle (mit modulierbarer Pulsweite) generieren. Außerdem gibt es einen Noise-Generator mit (digital erzeugtem) Rosa Rauschen. Die Oszillatoren lassen sich synchronisieren, gegeneinander verstimmen und sind in drei Oktavlagen verfügbar. Im Sync-Modus (Oszillator 2 wird zu Oszillator 1 synchronisiert) wirkt das Pitchrad nur auf Oszillator 2. Ein Portamento-Effekt ist natürlich auch an Bord.

Für VCA und VCF steht jeweils eine Hüllkurve mit ADSR-Charakteristik zur Verfügung; diese können auch im Takt der LFO-Clock gestartet werden. Der LFO lässt sich auf die Modulationsziele Filtereckfrequenz und Oszillator routen; er arbeitet mit den Wellenformen Triangel und Rechteck; seine Geschwindigkeit reicht von 0,25 bis 325 Hz. VCO und VCF können auch durch den Sample&Hold- Generator moduliert werden. Das spannungsgesteuerte Lowpass-Filter ist natürlich das resonanzfähige berühmte 4-Pol-Kaskadenfilter; seine Resonanz reicht bis zur Selbstoszillation. Das Filtertracking ist in zwei Stufen einstellbar.

Sound

Der Source tendiert vom Sound tatsächlich sehr in Richtung Minimoog und ist dank des Moogfilters und der machtvollen Oszillatoren ein schöner Minimoog-Ersatz, auch wenn er auch nicht ganz die Fülle des großen Vorbilds erreicht und bei erhöhten Resonanzwerten ein wenig an Lautstärke verliert. Ihm fehlt natürlich auch der dritte Oszillator des Minimoog. Dafür bietet der Source Features wie Oszillatorsynchronisation und hat einen leistungsfähigen Arpeggiator an Bord.

Mit dem kompakten Boliden lassen sich so gut wie alle gängigen Sounds, die man mit dem Minimoog assoziiert, realisieren, egal ob es sich um fette Bässe, schmatzende Filtersounds oder cremige Leads handelt. Darüber hinaus sind auch aggressive Sync-Sounds möglich. Wer auf der Suche nach einer preisgünstigen Alternative zum Minimoog ist und auf direkten Parameterzugriff verzichten kann, ist mit dem Source gut bedient … wenn er das Glück hat, auf dem Gebrauchtmarkt ein Exemplar zu finden. Auch der Moog Phatty, der jetzt in einer zweiten Version vorliegt, sollte in Betracht gezogen werden, denn man profitiert vom niedrigen Dollarkurs und erhält einen gut klingenden Synth, der Features wie MIDI und Arpeggiator bietet.

Der Moog Source wurde uns freundlicherweise von Georg Nebel (www.georgnebel.de) zur Verfügung gestellt.

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Zitat: “Der Source kam 1981 heraus und kostete um die 2.000 Mark.”
    Das stimmt nicht, er lag gut DM 300 über dem Preis des Minimoogs.
    Und lasst doch bitte hier und in Zukunft dieses ansägliche “Wellenform” weg.

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    1. du meinst wohl “unsägliche” Wellenform. Wieso soll man das weglassen? Dir ist der korrekte Namen sicher geläufig. Dann kannst du auch gleich Wiki korrigieren: https://de.wikipedia.org/wiki/Waveform.

      Der DIN Sync-Eingang ist übrigens erst ab Ser. No. #3180 vorhanden. Ältere Sources konnten nachgerüstet werden.

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  2. ein Hinweis zur korrekten Bezeichnung der Wellenform Dreieck: nat. heißt es Triangle

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    1. Ich würde sogar sagen: entweder deutsch: Sägezahn, Dreieck und Rechteck mit Pulsbreitenmodulation oder englisch: sawtooth, triangle und square mit pulse width modulaton.

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