Akai AX 60 Synthesizer

Eigentlich hatte Akai alles richtig gemacht mit dem AX 60, der mittlerweise unter Synthfreaks als Geheimtipp gehandelt wird: der sechsstimmige Analogsynth wurde Mitte der 80er Jahre als Konkurrenz zu Rolands erfolgreicher Juno-Serie ins Rennen geschickt und bietet viele wunderbare Features inklusive Arpeggiator und einer innovativen Schnittstelle zur firmeneigenen Sampler-Serie. Der Verkaufserfolg stellte sich jedoch nicht ein.

Aus heutiger Sicht verwundert das nicht, waren die Mittachtziger doch die Zeit, in der die Analogwelt von der digitalen Revolution weggefegt wurde. Vor allem Yamahas DX 7 war ein fast unbesiegbarer Gegner für die Konkurrenz. Dafür wurde Akais Sampler zum Studiostandard der Epoche. Trotzdem lohnt es sich, einen Blick auf die frühen Analogsynths der japanischen Firma zu werfen. Insbesondere der AX 60 mit seiner luxuriösen, noch nicht vom DX 7 beeinflussten Bedienoberfläche, ist ein äußerst interessantes Objekt der Begierde. Das Gerät, das vor allem in den USA vertrieben wurde, kam 1985 auf den Markt und kostete ca. 2.250,- DM.

Obwohl das Instrument kein kommerzieller Erfolg war, gab es in Musikerkreisen einige, die das Potential des AX 60 erkannten. Dazu gehören u.a. Björk, Depeche Mode (z.B. auf ihrem Album „Sounds Of The Universe“ von 2009) und einige Industrial Bands, die den eigenständigen Klangcharakter des Synthesizers schätzten. So ist der AX 60 z.B. auf den Alben der Band Code Industry zu hören, die den Techno-Sound ihrer Heimatstadt mit europäischen Einflüssen von Bands wie Front 242 und Meat Beat Manifesto kombinierten.

Das Äußere des Akai AX 60

Das Design des Gehäuses aus stabilem Stahlblech deutet darauf hin, dass der AX 60 auch als Konkurrent für den erfolgreichen Roland Juno-106 (der 1984 herauskam) ins Rennen geschickt wurde; viele Ausstattungsmerkmale ähneln sich (Seitenteile aus Plastik, MIDI-Schnittstelle, sechsfache Polyfonie, 64 Soundspeicherplätze etc.). Wie der Juno-106 besitzt auch der Akai-Synth Fader, ein gut spielbares, aber nicht anschlagsdynamisches, fünf-oktaviges Keyboard, ein zweistelliges Display und eine teilweise ähnliche Anordnung der Bedienelemente. Der AX 60 ist einer der letzten polyfonen Analogsynthesizer dieser Ära, die einen direkten Zugriff auf alle Parameter erlauben. Bei der Spielhilfenabteilung setzt man auf Pitch- und Modulationsrad und nicht auf den rolandtypischen Bender-Stick.

01 Rückseitig ist der AX 60 mit MIDI-Schnittstelle, Tape-Interface, Stereo-Ausgang, Kopfhörerbuchse und einem Sync-Eingang für den Arpeggiator ausgerüstet. Zudem findet man einen geheimnisvollen 13-poligen Anschluss, mit dem der Output von Akai-Samplern als zusätzlicher Oszillator genutzt werden kann.
01 Rückseitig ist der AX 60 mit MIDI-Schnittstelle, Tape-Interface, Stereo-Ausgang, Kopfhörerbuchse und einem Sync-Eingang für den Arpeggiator ausgerüstet. Zudem findet man einen geheimnisvollen 13-poligen Anschluss, mit dem der Output von Akai-Samplern als zusätzlicher Oszillator genutzt werden kann.

Akai AX 60 Features

Der AX 60 verfügt über eine ganze Menge Features, die der Juno-106 nicht bietet. So gibt es einen Arpeggiator mit den Betriebsarten Up, Down, Alternierend, der extern synchronisierbar ist, man hat eine Edit Recall Funktion implementiert und man kann Sounds der Akai-Sampler S 612, S 700 und X 7000 als zusätzlichen Oszillator einsetzen. Außerdem ist der AX 60 in der Lage bitimbral zu arbeiten, denn das Keyboard lässt sich splitten und mit zwei unterschiedlichen Sounds belegen, die auf eigenen MIDI-Kanälen angesprochenen werden können.

Klangerzeugung des Akai AX 60

Der sechsstimmige Synth arbeitet mit spannungsgesteuerten Oszillatoren, die in den ersten 20 Minuten nach dem Einschalten noch etwas instabil sind, so dass man mit der Autotune-Funktion nachhelfen muss. Als Basis Wellenformen stehen Sägezahn, Triangel und Pulse, sowie eine Kombination der beiden letzteren zur Verfügung. Ein Noise-Generator mit White Noise kann zugeschaltet werden. Leider vermisst man eine Portamento-Funktion, dafür kann die Tonhöhe des Oszillators von der Hüllkurve moduliert werden. Ein weiteres nicht alltägliches Feature ist die Möglichkeit, die Breite aller Wellenformen, also nicht nur Pulse sondern auch Sägezahn etc. zu modulieren.

Der VCO durchläuft ein 4-Pol-Tiefpassfilter mit Resonanz und anschließend ein resonanzloses Hochpassfilter (2-Pol); zur Modulation dienen ein LFO mit fünf Wellenformen inklusive Random (für die Modulationsziele VCO, VCF und VCA) sowie zwei ADSR-Hüllkurven für Lautstärke und Lowpass-Filter; letztere lässt sich auch invertiert betreiben. Ein gutklingender Chorus mit zwei Einstellungen ermöglicht breite Pad-Sounds.

Chips á la carte

Basis der Klangerzeugung ist übrigens der Curtis Chip CEM 3394, der zu den letzten Curtis-Chips mit spannungsgesteuertem Oszillator gehört. Er vereint VCO, VCF und VCA unter einem Dach und wurde übrigens auch im Doepfer Dark Energy (erste Version) und im Sequential Circuits Sixtrak verbaut.

Sound des Akai AX 60

Da wundert es nicht, dass der AX 60 trotz einiger Ähnlichkeiten in der Klangarchitektur einen ganz anderen, ebenfalls sehr guten Klang besitzt, als der auf rolandeigenen Bausteinen beruhende Juno-106. Während der Juno u.a. ein Spezialist für seidige, süffige Flächen ist, liegen die Stärken des AX 60 in drückenden Sequenzer-Sounds, plastischen, brass-artigen Synth-Stabs und abgedrehten, modulierten Space-Pads und Leads. Experimentelle oder harsche Sounds gehören ebenfalls zum Repertoire. Auch im Bassbereich vermag der AX 60 gehörigen Druck auszuüben, ist aber wegen des fehlenden Sub-Oszillators nicht ganz so kraftvoll wie die Roland-Konkurrenz.

Die sechs VCOs können im Unisono-Mode zu einem mächtigen monofonen Klangmassiv gebündelt werden. Bei etwas höheren Resonanzwerten übersteuert das Filter sehr musikalisch und es werden wunderbare Obertöne erzeugt.

Das Gerät wurde uns freundlicherweise von Ernst Hill zur Verfügung gestellt. Er betreibt in Eindhoven, NL einen Spezialhandel für Vintage-Equipment und Synthesizer. Zu seinen Kunden gehören Acts wie Coldplay oder Chemical Brothers.

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