Kawai MP10 – Stagepiano
Inzwischen führt das aktuelle Top-Modell MP11 die Stagepianos von Kawai an, dennoch hat das Vorgängermodell MP10 als Gebrauchtinstrument immer noch hohe Relevanz. Dass Kawais für den Profibereich designte MP-Modelle weit vorne in der „1. Stagepiano-Liga“ mitspielen, dazu hat auch das MP10 beigetragen. Markantes Merkmal dieses Modells ist die Umstellung weg vom Bühnen-Allrounder-Konzept des MP9000, hin zu einer Ausstattung, die sich viel mehr auf das Thema “Piano” konzentriert, hier der Testbericht aus KEYBOARDS 2.2011…
Los geht’s
Mit dem MP10 setzte Kawai damals eine deutliche Zäsur. Das Bedienfeld ist nicht ohne Grund völlig anders gestaltet als bei den Vorgängern. Denn konzeptuell schlägt Kawai hier in eine ganz andere Kerbe: die der deutlich teureren aktuellen Luxus-Bühnenpianos Roland V-Piano und Yamaha CP1. Im Mittelpunkt steht die Konzentration auf das Wesentliche. Das bedeutet im Fall des Kawai MP10: Nicht viel mehr, aber eben auch nicht weniger als die besten digitalen Flügel- und E-Pianos-Sounds des Hauses werden in Kombination mit einer der hochwertigsten Kawai-Klaviaturen geboten. Außerdem viele Taster und Regler, die auf die Schnelle vielfältige Eingriffe in die Klänge erlauben. Andererseits wurde der Masterkeyboard-Bereich umstrukturiert und das Sound-Repertoire im Vergleich zum MP8II deutlich auf den Bereich Pianosounds fokussiert.
Neue Optik
Die markante, schräg zum Spieler gerichtete Bedienkonsole aller Vorgängermodelle bestimmt nicht länger die Optik. Stattdessen thront die Bedienoberfläche jetzt auf einer satt-schwarzen, spiegelnden Metallverkleidung winklig abgegrenzt über den Tasten, und die nach vorne abgerundeten dunkelbraunen Holzleisten an den Seiten sorgen für ein klassischeres Erscheinungsbild. Weil die beiden Handräder für Pitch und Modulation nach oben gewandert sind, ist das Kawai MP10 zudem das bisher kürzeste Modell der Serie.
Einige bewährte Ausstattungsmerkmale sind allerdings geblieben. Dazu zählen die 192- stimmige Polyfonie, die (hier in ihrer neusten Version arbeitende) Harmonic-Imaging-Klangerzeugung für die A-Piano-Sounds, eine (weiterentwickelte) Echtholztastatur, separate Klinken- und XLR-Stereoausgänge sowie das mitgelieferte Zubehör: das solide F-20-Doppelpedal mit Half-Damper-Funktion und das metallene Notenpult.
Die neuen Tasten
Mit dem MP10 hält die RM3-Tastatur, die bislang dem Top-Homepiano CA93 vorbehalten war, Einzug in die Stagepiano-Serie. Für diese Klaviatur mit 88 massiven Holztasten hat Kawai in Sachen Balance gegenüber Vorgängermodellen nochmals einiges rausgeholt. Seit jeher bieten die MP-Modelle eine Waagebalken- Mechanik und „wippen“ wie am echten Flügel (s. Seite 46). Neu ist die versetzte Anordnung der „Key Balance Pins“ (Auflagepunkt der Wippe) für die weißen und schwarzen Tasten – so wird trotz unterschiedlicher Tastenlänge stets der ungefähr gleiche Kraftaufwand vom Spieler gefordert. Ein Feature insbesondere fürs Pianissimo- Spiel ist die Druckpunkt-Simulation. Und tatsächlich sind es am Kawai MP10 auch die Hämmer, die den Sound auslösen. Außerdem darf der inzwischen selbst bei Digitalpianos populäre „Grip“ auch beim MP10 nicht fehlen: Kawai hat ihn mit der eigenen Interpretation einer „Ivory- Touch“-Oberfläche überzeugend umgesetzt.
Spielgefühl und Repetition dieser Klaviatur sind vom Feinsten. Besonders beeindruckt mich aber der für ein elektronisches Instrument extrem hohe Dynamikumfang, den die Tastatur in Verbindung mit dem neuen „Concert-Grand“- Flügelklang leisten kann. Perfekt wird das Ganze dadurch, dass man am MP10 nicht nur aus einer Auswahl fester Dynamikkurven wählen, sondern erneut sogenannte USER TOUCH CURVES generieren darf.