Arturia Pigments geht in die 6. Runde. Der Hersteller beschreibt die neueste Version als „Sound Design Synthesizer“ und erweitert die Engine zu einem mächtigen Werkzeug. Neu ist die sogenannte Modal-Engine, mit der sich mithilfe von Physical-Modeling bekannte Klänge wie das Zupfen von Saiten oder Anblasgeräusche erzeugen lassen. Zusammen mit neuen Filtermodellen, neuen Modulatoren, einem Vocoder und weiteren Verbesserungen wurde Arturia Pigments zu einem Multi-Engine-Synthesizermonster ausgebaut.
Neues Highlight: Modal-Engine
Mit der Einführung der Modal-Engine betritt Arturia Neuland innerhalb der Pigments-Serie. Diese Syntheseform basiert auf der physikalischen Modellierung von Klangresonanzen und ermöglicht es, Materialien wie Metall, Holz oder Glas nachzubilden. Dadurch entstehen organische, akustisch anmutende Sounds, die weit über klassische subtraktive oder FM-Synthese hinausgehen.
Die Modal-Engine erlaubt eine gezielte Kontrolle über Resonanzen und Eigenfrequenzen, sodass realistische Saitenschwingungen, Hohlkörper-Resonanzen oder Blasinstrumenten-Charakteristiken kreiert werden können. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für Sounddesigner und Komponisten, insbesondere in den Bereichen Ambient, Filmvertonung oder experimenteller Musik.
Durch die Vielzahl an Parametern lassen sich nicht nur realistische akustische Instrumente simulieren, sondern auch völlig neue Klanggebilde erschaffen. Wer beispielsweise einen hybriden Sound kreieren möchte, kann die Modal-Engine mit anderen Engines kombinieren und so organische Texturen mit digitaler Präzision mischen. Das Ergebnis sind faszinierende und vielseitige Sounds, die sich perfekt für cineastische Soundtracks oder experimentelle Musikproduktionen eignen.
Installation von Arturia Pigments 6
Die Installation war denkbar einfach: Herunterladen, installieren und das Produkt im Arturia-Account aktivieren. Vorbesitzer kommen in den Genuss eines kostenlosen Updates, die Vollversion für Neukunden kostet aktuell 194,- Euro. Pigments 6 wird als VST, AAX, Audio Unit, NKS und Standalone angeboten. Die GUI ist erfreulicherweise in der Größe veränderbar und bietet eine moderne, anpassbare Benutzeroberfläche. Besonders praktisch ist die Möglichkeit, verschiedene Farbmodi auszuwählen, sodass man die Oberfläche an die eigenen Vorlieben anpassen kann. Dies ist gerade bei langen Produktionssessions eine große Erleichterung. Zudem läuft Pigments 6 sehr stabil und ist ressourcenschonend, was es auch für Nutzer mit älterer Rechner attraktiv macht.
Wie klingt Arturia Pigments 6?
Der Markt für Synthesizerschlachtschiffe wie Pigments, Dune, Omnisphere oder Avenger ist eng. Die Liste der Features und Synth-Engines liest sich komplett: Virtual Analog, Granular, Wavetable, Sample, Harmonic und nun Modal. Das Rad wird nicht mehr neu erfunden und so pumpen die Hersteller immer mehr Funktionen in ihre Softwaresynthesizer. Für mich klingen große Synthesizer-Produkte daher schnell beliebig und irgendwann uninteressant, fehlt es ihnen doch oft an Charakter.
Ob sich der Pigments 6 für mich auch in dieser Kategorie einsortieren wird, kann zu diesem Zeitpunkt nicht beantwortet werden – ich merke jedoch, dass mir die Arbeit mit dem VST gut von der Hand geht. Ich empfinde die Oberfläche als logisch und intuitiv, Modulationen werden durch einfache Drag-and-Drop-Funktionen unterstützt und die Farbcodierung ermöglicht eine gute Orientierung.
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Besonders interessant ist, wie sich die Modal-Engine klanglich ins Gesamtbild einfügt. Sie verleiht dem Synthesizer eine neue Dimension und ermöglicht Sounds, die mit klassischen Wavetables oder Granular-Synthese schwer nachzubilden wären. Die Möglichkeit, subtile akustische Elemente mit digitalen Wellenformen zu kombinieren, macht Pigments 6 zu einem echten Hybridmonster.
Presets & Effekte
Klanglich gibt es für mich nichts auszusetzen – Pigments 6 kommt mit über 1.600 Presets aus allen möglichen Genres, und wenn man sich ein paar Stunden mit Pigments beschäftigt, ist schnell ein Track entstanden, der in sich rund klingt und nur noch wenig Nachbearbeitung im Mix benötigt. Wem diese hohe Zahl an klanglicher Inspiration noch zu wenig ist, kann im Arturia-Store neue Klänge erwerben und damit seinen Plug-in noch erweitern. Komplettiert wird all dies mit einer starken FX-Engine, in der sich auch „moderne“ Effekte wie ein Shimmer-Reverb finden.
Zudem gibt es Multiband-Kompression, erweiterte Delays und Modulationseffekte, die den Sound weiter verfeinern. Ein weiteres Highlight ist der neue Vocoder, der besonders für elektronische Musik eine spannende Ergänzung darstellt. Er bietet flexible Routing-Optionen und lässt sich mit anderen Engines kombinieren, um kreative Vocal- und Synthesizer-Sounds zu kreieren. Wir haben uns ca. 2 Stunden mit dem neuen Pigments beschäftigt und zeigen euch eine Audiodemo, die ausschließlich den Arturia Pigments 6 nutzt:
Fazit
Arturia Pigments ist kompletter denn je und richtet sich daher auch an eine breite Kundschaft: Klangkünstler, Produzenten verschiedener elektronischer Genres und Musiker aus den Bereichen Funktionsmusik bekommen ein mächtiges Werkzeug, um ihre vorhandenen Instrumente zu ergänzen. Arturia Pigments ist aber auch umfangreich genug, um als Hauptinstrument bei einer Produktion dienlich zu sein.
Die neue Modal-Engine erweitert die klanglichen Möglichkeiten enorm und erlaubt eine frische Herangehensweise an Sounddesign – sei es für cineastische Kompositionen, experimentelle Klanglandschaften oder klassische elektronische Musik. Mit den zahlreichen neuen Features, der verbesserten Benutzerfreundlichkeit und den hochwertigen Effekten ist Pigments 6 ein Muss für alle, die nach einem flexiblen und leistungsstarken Software-Synthesizer suchen. Arturia hat es geschafft, ein Produkt zu liefern, das sowohl Einsteiger als auch Profis anspricht.
Die Kombination aus intuitiver Bedienung und schier endlosen klanglichen Möglichkeiten macht Pigments 6 zu einem der spannendsten Synthesizer auf dem Markt.