Metal- und Klassik-Fans sind im Grunde identisch
Gewaltbereit, selbstmörderisch und mit Hang zum Satanismus – Heavy-Metal-Fans haben häufig mit den abwegigsten Vorurteilen zu kämpfen. Ein ganz konträrer Stereotyp ist da der Klassik-Fan: Klassik-Liebhaber gelten als friedvoll, spießig und etwas verstaubt. Wie eine Studie der Heriot-Watt Universität nun herausgefunden hat, haben Metal-Fans und Klassik-Anhänger jedoch mehr gemeinsam, als man auf den ersten Blick denkt!
Metal-Fans erkennt man häufig schon an ihrer ‚Berufsbekleidung‘: Lange Haare, schwarzes Shirt und die Mano cornuta stets griffbereit. In der breiten Gesellschaft genießen Metaller jedoch keinen guten Ruf. Grund hierfür ist häufig Unwissenheit – so wird Metal vorgeworfen, aufgrund seiner Tendenz zur Thematisierung von konfliktreichen Aspekten des Lebens negative Auswirkungen auf die Psyche zu haben. Andere sind der Ansicht, jeder Heavy-Metal-Fan bete im heimischen Wohnzimmer Satan höchstpersönlich an. Ganz anders verhält es sich mit Klassik-Anhängern: Diese gelten als spießig, langweilig und altbacken.
Adrian North, Professor an der Heriot-Watt University in Edinburgh, hat in einer Studie die Hörergruppen von bestimmten Musikrichtungen – 36.000 Musik-Fans aus der ganzen Welt – untersucht und dabei Bemerkenswertes herausgefunden: Klassik-Hörer und Metalheads haben identische psychologische Profile! So haben Metal-Fans häufig eine friedvolle Natur, die von der öffentlichen Wahrnehmung weit entfernt ist. „In Wahrheit sind sie äußerst empfindliche Wesen“, resümiert North die Natur von Metallern im Gespräch mit The Guardian.
Das zarte Wesen von Metall-Hörern machte North in seiner Studie an verschiedenen Merkmalen aus: So entpuppten sich Metall-Fans als kreativ, mit sich selbst im Reinen und eher introvertiert – alles Eigenschaften, die auch Klassik-Fans auszeichneten. „Abgesehen von ihrem Alter, sind sie im Grunde identisch“, so North. Im Gegensatz zu den Mainstream-Hörern seien Metal-Fans zudem offener.
Wenn man genauer hinschaut, weisen Metal und Klassik mehr Gemeinsamkeiten auf als ihre Hörer: Beide Musikgattungen sind theatralisch, verwenden in der Umsetzung Kostüme und entwickeln bei der Inszenierung eine enorme Dynamik. Beide Hörergruppen wollen somit ein Schauspiel erleben – dabei kann es sich um ein großes Orchester oder die lauteste Metal-Band der Welt handeln.
Der Direktor der kardiologischen Klinik am Marienhospital Herne, Hans-Joachim Trappe, hat in einer Studie an der Universität Bochum außerdem herausgefunden, dass Klassik und Heavy Metal günstige Auswirkungen auf den Blutdruck haben. Für die Studie wurden 120 Freiwille mit Stücken von Bach, Mozart, Strauss, Disturbed und ABBA bestrahlt. „Die Musik von Johann Sebastian Bach hat die günstigsten Effekte auf den Blutdruck und die Herzfrequenz. Bei Mozart, Strauss und auch bei Heavy Metal sinkt der Blutdruck. Die Effekte waren sowohl auf systolischen und diastolischen Blutdruck als auch für die Herzfrequenz eindeutig nachzuweisen“, erklärt Trappe im Interview mit welt.de. Bei der Musik von ABBA gab es hingegen gar keine Effekte.
Die Studien zeigen einmal mehr, dass die verbreitete Stereotypisierung von Hörergruppen obsolet ist. Ein Musiker, der die Verbindung von Metal und Klassik bereits erkannt hat, ist Mike Terrana. Der Drummer verbindet in seinem Symphonic-Metal-Projekt „The Beauty And The Beat“ die beiden Musikrichtungen.
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