Steinberg Absolute VST Instrument Collection
Für den Betrieb ist wie immer ein USB-eLicenser nötig. Die Collection läuft ab Windows 7 auf jeder DAW, welche die VST2/3- Schnittstelle unterstützt, sowie auf dem Mac ab OS X 10.7 bzw. 10.8 mit einem VST3/AU-kompatiblen Host.
Alte Bekannte
Zwei der Instrumente hat Steinberg bereits seinem Software-Sequenzer „Cubase“ ab Version 6.5 beigelegt: den subtraktiven Synthesizer „Retrologue“, auf den wir hier nicht weiter eingehen, sowie den Granularsynthesizer „Padshop“. Letzterer hat den Zusatz „Pro“ im Namen erhalten. Funktional ist das meiste gleich geblieben, aber man kann nun endlich auch eigene Samples vom Browser oder gar Desktop aus importieren. WAV- und AIFF-Dateien mit einer Länge von bis zu 10 (!) Minuten sind dabei zulässig. Wer lieber auf Presets zurückgreift, darf sich über das mitgelieferten „Zero Gravity Expansion Pack“ freuen.
Bord: ein simpler, parametrischer 3-BandEqualizer mit variabler Filtergüte im Mittenband, gefolgt von einem algorithmischen Hall, dessen Nachhallzeit individuell für drei Frequenzbereichegeregelt werden kann. Instrument Nummer drei im Bunde ist der altehrwürdige „Halion Sonic“ – inklusive der kompletten Factory-Library, also mehr als 1.300 Sounds. Trotz der übersichtlichen Oberfläche kann Halion Sonic, der Sampler und Synthesizer vereint, auf unerfahrene Nutzer etwas erschlagend wirken, wenn es an das Design von eigenen Sounds geht. Und genau hier setzen die drei neuen „Instrumente“ an.
Frischfleisch
Die drei Kandidaten namens „Dark Planet“, „Triebwerk“ und „Hypnotic Dance“ sind im Grunde reine „Sound-Sets“, die auf die Halion-Engine zurückgreifen, also zum Betrieb entweder Halion 4, Halion Sonic oder Halion Sonic SE voraussetzen.
Das wird spätestens nach einem Blick auf die GUI klar. Während der Hauptteil des Fensters je nach Set ein sehr individuelles Design aufweist, befinden sich links und rechts die für Halion typischen Bedienelemente, also acht Quick Controls und acht Chord-Pads. Die Macro-Page von „Hypnotic Dance“ ist in vier Sektionen unterteilt. Sofern der Schalter „Mono“ unter „Voice“ deaktiviert ist, kann man den Synthesizer mit bis zu 128-facher Polyfonie betreiben. Per UNISON lässt sich das Signal zusätzlich andicken, indem bis zu acht weitere Stimmen erzeugt werden. In diesem Zusammenhang kümmert sich DETUNE“ um den Tonhöhenversatz, PAN um die Breite des Stereobildes. Ein toller Effekt, der die Prozessorlast voll ausgekostet schon mal um 15 Prozent erhöht.
Es folgt eine Filter- und Amp-Sektion mit eher üblichen Parametern und den Envelopes. Die Hauptattraktion in diesem Instrument ist aber der STEP MODULATOR, welcher bis zu 32 Steps fasst. Die Intensität eines Steps beträgt 12 Schritte, kann aber auch stufenlos eingestellt werden, sofern SNAP deaktiviert ist. Mit DEPTH hingegen kann man das gesamte Ausmaß der Modulation beeinflussen und das Pattern durch negative Werte invertieren. Die Option SLOPE entscheidet, ob Übergänge zwischen den Steps abrupt oder rampenartig verlaufen, und kann für ansteigende, fallende oder beide Richtungen gewählt werden. AMOUNT steuert dabei die Zeit für den Übergang. Für die Modulations-Patterns stehen über 100 Presets zur Auswahl, die sich natürlich mit verschiedenen Geschwindigkeiten zum Host-Tempo synchronisieren lassen.
Triebwerk“ ist das einzige Sound-Set innerhalb der Sammlung, das den Flex Phraser direkt einbindet. Wie aus Halion Sonic bekannt, kümmert sich dieses Werkzeug um das Abspielen von kurzen Phrasen sowie das Erzeugen von Arpeggios. Hier sind auch zahlreiche neue Presets an Bord. Triebwerk verfügt mit seinen 430 Presets und 700 MB Sample-Content über eine ähnliche Voice-Sektion, wenn auch statt des UNISON- ein GLIDE-Regler verbaut wurde. Ist eines der Drum-Kits geladen, wechselt diese Ansicht allerdings und bietet die Möglichkeit, die vorhandenen „Slices“ bzw. OneShot-Samples entweder gesammelt oder einzeln zu mit den folgenden Parametern zu bearbeiten. Die Filter- und Amp-Sektion ist jeweils mit einer vollständigen ADSR-Hüllkurve ausgestattet.
Während man die beiden Vorgänger hinsichtlich der Klangästhetik ganz klassisch im Dance-Bereich einordnen kann, geht „Dark Planet“ einen etwas anderen Weg. Zum einen finden sich in den 2 GB Sample-Content sehr viele aggressive Bass- und Lead Sounds, die gut in das Genre DubStep passen – für die Wobbles ist ein Quick-Control mit „Filter LFO Rate“ sogar schon passend zugewiesen. Zum anderen beherbergt „Dark Planet“ auch atmosphärische Drones und dramatische Pads, die sich sogar für Film-Scoring eignen würden. Hauptsache finster! Dieser dunkle Touch wird in erster Linie durch die ersten zwei identischen Effektsektionen realisiert. Per Mix-Regler kann man hier Bitcrusher und Verzerrer mit verschiedenen Modi hinzumischen
Im Signalfluss befindet sich auch der Morph-Filter, ebenfalls aus Cubase 6.5 bekannt, welcher in einem XY-Pad zwei Filter vereint, deren Grenzfrequenzen und Filtertypen (LP/BP/HP) sich frei wählen lassen. Darunter kann man noch einen Flanger oder Phaser beimischen.