Über das Debütalbum, das eigene Label und schmale Bühnen

Interview: Im Gespräch mit der Band Leoniden

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Im Anschluss an einen Gig im Club Zwölfzehn in Stuttgart haben wir für euch die beiden Frontmänner der Kieler Indie-Band Leoniden interviewt. Eindrücke des Konzertes könnt ihr HIER nachlesen.

 

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Leoniden Konzert
Leoniden Konzert (Bild: Jan Hering)

 

Stellt euch doch am Anfang kurz selbst vor!

Jakob: Moin, ich bin Jakob von den Leoniden, da singe ich.

Djamin: …und ich bin Djamin von den Leoniden und da schrei ich ein bisschen und ich hau auf meinen Keyboards rum, bisschen Percussion spiele ich auch.

Jakob: Und wir kommen aus Kiel und wir sagen, dass wir eine Indie-Band sind!

Ihr seid heute in Stuttgart, habt gerade euren Auftritt gehabt. Ihr spielt dabei Songs von eurem Album “Leoniden”. Könnt ihr etwas zum Entstehungsprozess sagen?

Jakob: Ich bin seit 2 Jahren bei Leoniden dabei und wir haben seitdem intensiv an dem Album geschrieben also wirklich seit 2 Jahren. Wir haben aber auch zum Beispiel ein paar Song auf dem Album, die sogar noch älter sind, also die vor meiner Zeit schon geschrieben wurden oder schon Skizzen waren. Wir haben aber auch Sachen 4 Monate vor dem letzten Studioaufenthalt geschrieben.

Wir waren halt eine Zeit lang also zweimal einen einmonatigen Block wo wir 8-12 Stunden jeden Tag im Proberaum waren und über alles geredet haben. Jeder von uns kennt jede Ecke dieses Albums. jeder hat über den Hihat-Fill kurz vor der Bridge bei Lied 8 mitentschieden. Dann waren wir auch noch 12 Wochen im Studio. Also wir haben uns da richtig, richtig viel Zeit gegeben, wir wollten das nicht so rushen.

 

Gab es einen musikalischen Kopf oder war das Ganze eher ein Gruppenprozess?

Jakob: Deswegen ist es so anstrengend, weil wir versuchen, dass es ein Gruppenprozess ist.

Djamin: Man macht halt keine Kompromisse. Es dauert halt einfach Zeit, bis wirklich alle zufrieden sind und sagen “das ist es! So muss das Lied sein! Ich halte mich jetzt raus, ich bin wunderbar zufrieden!”. Und bis das bei 5 Leuten passiert, die unterschiedliche Musik hören, das dauert.

War das auch der Grund für euch, warum ihr das im eigenen Label veröffentlicht und vertreibt – weil ihr sozusagen nicht noch mehr Leute dabeihaben wolltet?

Djamin: Jein – wir hatten Labelangebote und wir haben mit vielen Leuten geredet, nur war das meistens zu Bedingungen, die uns halt nicht so ganz gepasst haben. Und wir viel lieber unser eigenes Ding machen wollte, so wie wir das wollten, weil wir einfach auch in der Richtung keine Kompromisse machen wollen, sondern wirklich zu 5. einen Plan haben. “So wollen wir das machen”. Und wenn sich das von außen nicht angeboten hat, war das quasi die letzte Möglichkeit. Wir haben gedacht: “Gut, was bringt uns ein Label?” – Geld (lachen). Geld und Strukturen. Geld haben wir uns dann anders besorgt, haben Kredite aufgenommen um das Album dann einfach selber herauszubringen. Wir haben ein Label gegründet und sind den Weg einfach mal so gegangen.

Jakob: Genau. Was ganz wichtig ist: wir sind zu 5. diese Band. Wir haben aber zum Beispiel Lichttechniker und unser Tontechniker, die kennen wir auch seit Jahren. Die gehören fest zur Familie – die werden immer da sein, solange sie können. Wir haben ein Management, was Freunde von uns machen, die wir seit Jahren kennen. Wir haben eine Promotion-Agentur von einem Typen, mit dem wir vor 8 Jahren schon Konzerte gespielt haben. Uns ist nicht wichtig, dass alles immer nur zu 5. passiert, sondern uns ist wichtig, dass es mit Leuten passiert, mit denen man richtig gut  streiten kann, mit denen man aber auch richtig gut ein Bier trinken kann. Und immer wenn wir das Gefühl hatten, “ok, das reicht nicht, das passt nicht”, haben wir gesagt “nein, dann nicht”. Das war uns echt wichtig.

 

(Bild: Thomas Erthmer)

 

In eurer Musik mischt ihr sehr viele Musikstile – gibt es dafür einen Grund? Was sind denn eure Einflüsse?

Djamin: Schwer zu sagen. Das hat eigentlich nicht wirklich einen Grund, warum wir das machen.  Es ist eher so, dass wir selber sehr viel verschiedene Musik hören. Ich würde selbst persönlich nicht sagen, dass ich mich auf ein Genre festlege, dass ich höre und wo ich mir irgendwelche Vorbilder heraussuche, wo ich sage würde “da möchte ich gerne hin in die Richtung, da bin ich beeinflusst”. Beziehungsweise: beeinflusst sind wir wahrscheinlich von vielen Dingen.

Jakob: Genau. Aber alleine Djamin selbst weiß nicht, was er am liebsten macht, und dann sind wir auch noch 5 Leute, wo alle irgendwie an vielen Genres etwas gut finden.

Das erklärt auch euer ungewöhnliches Equipment…?

Jakob: (lacht) Ja, kann gut sein. Aber uns war auch wichtig, dass jeder Song auf dem Album seine Existenzberechtigung hat. Und das ging nur dadurch, dass die sich auch ein bisschen voneinander unterscheiden. Klar hätte man versuchen können, 1990 zu schreiben und 1991 bis 2005 oder so. Dann hätte man 16 oder 17 Tracks gehabt und da wäre einer am besten davon gewesen. Und die anderen wären schlechtere Kopien gewesen. Und weil wir das nicht wollen,  sind die Songs alle ein bisschen unterschiedlich. Mal ein bisschen mehr in die Mars Volta- Richtung, dann bisschen mehr RNB-Feeling und dann plötzlich wieder kleine Michael-Jackson-Momente oder so, weil zum Beispiel Lennard großer Michael Jackson Fan ist und so weiter. Und so entsteht das dann am Ende.

 

 

Ihr klingt Live wirklich sehr ähnlich wie auf eurem Album. Gibt es denn Unterschiede zwischen eurer Herangehensweise Live und wie ihr das dann wirklich im Studio produziert und aufnehmt?

Jakob: Ja. Es gibt ganz, ganz große Unterschiede. Alleine, wie viel Zeit man im Studio dafür hat, dass ein Song perfekt ist. Da kann man sich so viel Zeit nehmen, wie man will. Live hat man immer nur eine Chance. Uns ist schon wichtig, dass es Live viel mehr um die Energie und Bewegung geht, die in den Songs steckt und wir die auch natürlich ausleben wollen auf der Bühne und man sich auch mal vergreifen darf und mal neben eine Kuhglocke haut und mal die Gitarre auf dem Kopf trägt und nicht da wo man sie sonst spielen sollte (lachen).

 

 

Und wenn man sich jetzt die Mischpultsumme des Konzerts mal anhören würde, dann würden wir nicht so klingen wie auf dem Album. Aber diese Energie zu übertragen, das ist uns ganz wichtig – und live dann noch ein bisschen mehr Punk zu haben. Bei der Platte war uns wichtig, weil wir uns für den Pop auch überhaupt nicht schämen, den manche Songs von uns haben, wollten wir es auch genau so machen.

Das Studio, wo wir das gemacht haben, ist aber ein ziemlich kleines. Das hat dann auch wirklich Zeit gedauert. Aber wenn wir einen Frauenchor wollten, dann haben wir unsere Freundinnen gefragt ob sie nicht mitmachen. Und wenn wir Bläser wollten, haben wir Leute gefragt, die Bläser kennen, ob die nicht vorbei kommen können. Wir haben eigentlich alles umgesetzt, was wir machen wollten.

Djamin: Relativ unromantisch.

Jakob: Genau, relativ unromantisch. Das muss nicht immer ein Verstärker von 1957 sein, wenn es eine Gitarrensimulation tut, dann tut sie es auch. Da sind wir ganz pragmatisch.

Apropos: wie kommt ihr denn an eure Sounds und Presets? Man hört relativ viele Samples in eurer Musik – wir produziert ihr die?

Jakob: Es gibt ganz viele Stimmensamples, die haben wir natürlich alle selbst aufgenommen. Für die ganzen Sounds war eher JP verantwortlich, unser Ableton-Crack. Wir haben Ableton aber nicht gecracked, wir haben Ableton legal erworben, das will ich mal sagen an dieser Stelle. (lachen). Und dann haben wir gesagt: jetzt wollen wir etwas Richtung Hammond-Orgel haben und das gibt es natürlich tolle Plugins von Native Instruments, die wir uns dann gekauft haben.

Wir würden von uns jetzt aber nicht behaupten, dass wir krasse Sounddesigner sind. Da kann man sich überhaupt nicht messen mit Leuten, die das wirklich verinnerlicht haben, die wirklich vor analogen Synthesizern stehen und da abgefahrene überkrasse Sounds rausholen. Da wollen wir uns nicht mit messen. Da behaupten wir nicht, dass wir die krassesten Sounddesigner sind und Soundscraper, die es dieses Jahr gibt. Das sind wir nicht.

Hattet ihr neben der Software, die ihr angesprochen habt, auch Hardware im Einsatz?

Jakob: Im Studio ja – dort haben wir keine Mühen gescheut. Da haben wir zum Beispiel einen Roland Juno gehabt und ganz viel Moog-Geräte, einen Fender Rhodes und so weiter. Aber Live sind wir tatsächlich kurz vor der Tour darauf umgestiegen, alles über Ableton zu machen.

Djamin: Genau. Vorher hatte ich noch einen Synthesizer, der nicht an den Computer angeschlossen war. Aber wir haben halt festgestellt, dass wir mehr Möglichkeiten haben, Live die Sounds wir auf dem Album rüber zu bringen und deswegen uns dafür einfach dafür entschieden, zwei MIDI-Controller zu nehmen und so Ableton anzusteuern.

Dafür habt ihr dann alles resampelt oder das Audiomaterial gesliced…

Jakob: Teilweise auch neu aufgenommen nochmal im Proberaum. Und zum Beispiel die Bläser sind Live Synthie-Bläser, weil die zu sampeln ist schwierig, das ist ein zu organisches Instrument. Da haben wir gesagt, nehmen wir lieber etwas, das so ähnlich klingt. (Zu Djamin:) Ja eigentlich krass, im Studio haben wir wirklich die ganzen echten Geräte benutzt, und Live versuchen wirs häufig nachzumachen – manchmal aber auch gar nicht. Manchmal ist es dann einfach anders Live.

 

 

Gibt es sonst noch etwas, das ihr loswerden wollt?

Djamin: Ich bin überrascht über die ganzen Berge hier in Stuttgart (lachen).

Jakob: Vor allem auch auf der Bühne! Djamin ey, wir haben das erste mal einen Auftritt gespielt auf gefühlt vier verschiedenen Ebenen. Also nur wir beide. Djamin und ich stehen vorne an den Keyboards, kann ich vielleicht mal beschreiben. Die Keyboards stehen bei uns vor dem Schlagzeug, aber zeigen nach links und rechts. Also man spielt nicht frontal, sondern wir stehen uns gegenüber und rennen andauernd hin und her. Da waren schon einige Stolperfallen auf der Bühne heute. Und sonst, was ich gerne sagen würde ist: wir freuen uns über alle Leute, die zu unseren Konzerten kommen und …

Djamin: … Spaß an unserer Musik haben!

Jakob: Kommt gerne vorbei und habt mit uns Spaß. Für uns ist Livespielen das eigentliche, was eine Band ausmacht und das ganze so wert macht. Das würden wir euch gerne zeigen!

Aktuelle Tour- und Konzertdaten findet ihr auf der offiziellen Bandwebsite www.leonidenmusik.de!

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