YAMAHA RS7000 im Test
Yamaha hat es erfolgreich geschafft, sich mit verschiedenen Instrumenten in der aktuellen Musikszene zu etablieren. Mit einer Stand-Alone-Lösung aus interaktivem Sequenzer, Tonerzeugung und Sampler wird nun die zweite Ära in der Groovebox-Abteilung eingeläutet.
Die optische Nähe zum RM1x drängt sich auf, wenngleich der RS7000 wesentlich beeindruckender aussieht, solider verarbeitet ist und wesentlich mehr zu leisten vermag. Einzigartig die Kombination aus Desktop- Sequenzer, Tonerzeugung und Sampler. Für den RS7000 werden verschiedene Zielgruppen angepeilt. Einerseits alle, die sich im DJ-Bereich tummeln, natürlich auch der professionelle Producer, der ein amtliches Gerät für sein Homestudio sucht.
Ebenso ist das Gerät ideal für diejenigen, die eine Hemmschwelle vor umfangreichen Computer-Systemen haben. Mit dem RS7000 können auch Amateure ohne musikalische Kenntnisse schnell ein paar Tracks basteln. Bisherige Stand-Alone-Sequenzer mit integrierter Tonerzeugung hatten bislang oftmals das Manko, etwas eingeschränkt im Sound- Angebot zu sein. Von daher liegt die Idee recht nah, eine Kombination aus beiden Welten zu liefern, zusätzlich garniert mit einer umfangreichen Effektsektion, um wirklich eine komplette Produktionsumgebung abbilden zu können. Dem ersten Anschein nach wirkt das Gerät konzeptionell gut durchdacht und ausgestattet.
Pro
Der RS7000 ist eine ausgesprochen inspirierende Kombination aus Sequenzer, Sampler und Synthesizer. Besonders überzeugen die zahlreichen Echtzeit-orientierten Eigenschaften, sowie seine aktuellen Klänge und eine hervorragende Effekt-Unit.
Contra
Trotz aller gebotener Spontanität bei der Bedienung ist der zügige Zugriff im Spielbetrieb des Sequenzers nicht auf alle Parameter gewährleistet. Der Arpeggiator ist recht schlicht ausgefallen.
Äußeres
Sämtliche Elektronik wurde in einem stabilen Pultgehäuse (7kg) untergebracht. Sämtliche Bedienelemente sind entsprechend ihrer Funktion angeordnet, sodass der gewünschte Parameter schnell zu finden ist. Beim RS7000 wurde großen Wert auf Echtzeit- Kontrolle gelegt, sodass eine entsprechend große Anzahl an Reglern und Tastern als auch ein Keyboard und zwei anschlagdynamische Pads zu finden sind.
Viele Werte werden direkt im großen, hintergrundbeleuchteten Display mit 64×240 Punkten angezeigt. Dies ermöglicht spontane Eingriffe ins Geschehen. Rückseitig findet sich jeweils ein Klinken- Pärchen für Ein- und Ausgang. Auch der Kopfhörerausgang befindet sich auf der Rückseite. Problematisch im Live-Betrieb. Auch Kontrastregler und der An/Aus-Schalter hätten auf der Oberseite ein Plätzchen finden können.
Weiterhin rückseitig angebracht sind die MIDI-Buchsen, In und Out A&B. Ebenfalls findet sich ein Anschluss für einen Fußschalter und bereits serienmäßig ein SCSI-Interface. Platz findet sich außerdem noch für eine Erweiterungskarte, die den RS7000 mit digitalen In- und Outputs (Optical/Coaxial) und sechs weiteren analogen Ausgängen versieht. Auf der Vorderseite befindet sich ein Einschub für eine 3.3 Volt Smart Media Card.
Klangerzeugung
Die 62-stimmige Klangerzeugung des RS7000 arbeitet nach dem altbewährten AWM2-Verfahren. Besteht ein Klang allerdings aus zwei Voice-Elementen, so reduziert sich die Polyphonie entsprechend.
Die 1.054 Voices sind in logische Gruppen unterteilt, sodass der User aus 15 Voice-Bänken auswählen kann. Die meisten Klänge sind durch die Bank sehr zeitgemäß, und erinnern an die Yamaha Synthesizer CS2x und CS6x. Zusätzlich verfügt der RS7000 auch über GM-kompatible Klänge. In erster Linie sind die Klänge für aktuelle Musikproduktionen geeignet, und klingen entsprechend.
Neben einer großen Anzahl an synthetischen Analog- und FM-angehauchten Sounds verfügt der RS7000 auch über eine Vielzahl natürlicher Klänge, angefangen bei unterschiedlichen Band-Instrumenten bis hin zu Streichern und Bläsern.
Sehr umfangreich ist auch die Auswahl an Schlagzeug- und Effekt-Sounds ausgefallen, sodass für alle Belange bzw. Musikstile eine große Sound-Auswahl zur Verfügung steht. Auf speicherfressende Loops wurde verzichtet, denn dafür gibt es ja die Sampling-Unit. Die Klangqualität ist, typisch Yamaha, hervorragend und zeichnet sich durch den nötigen Druck und Brillanz aus.
Auch im Multimode und im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten überzeugt der Klang, sodass der R7000 ohne viel Nachbearbeitung gut in ein Arrangement eingepasst werden kann.
Profil
Konzept: 62-stimmiger, auf AWM2-Basis arbeitender Synthesizer mit Sounds für aktuelle Musikrichtungen, Sampler, Sequenzer im Pultgehäuse
Funktionen: 16fach multitimbrale Tonerzeugung, 62fach polyphon, 1054 Voices, 63 Drumkits, GM-Set, Sampler, Potis für Echtzeit-Bedienung, 4 Effektblöcke (12 Reverb, 25 Delay/Chorus, 100 Variation, 8 Master), 4 Band Mater-EQ, Track-EQ; Echtzeit orientierter 16-Spur Sequenzer mit 259.000 Events Kapazität, 1.024 Pattern (64×16), 5.980 Preset-Phrasen, 64×256 User-Phrasen; Pattern, Pattern-Chain und Song-Modus; zahlreiche Realtime- Möglichkeiten, Arpeggiator
Anschlüsse: Klinken-Ausgang L/R, Kopfhörerausgang; Klinken-Eingang( Line oder MIC): MIDI-In, MIDI-Out (A/B, 32 Kanäle), Foot-Switch, Kartenschacht (3,3 Volt Smart Media). SCSI 50-Pin Half Pitch
Masse/Gewicht: 44 (B) × 36,3 (T) × 13,4 (H) cm; 7 kg
Unverb. Preisempfehlung: … RS7000: DM 3.440,30 (€ 1.759,–); Interface-Board AIEB2 (6 Analog Outs, Digital In/Out [optisch/coaxial]): DM 585,– (€ 299,11), lieferbar ab September
Vertrieb: Yamaha Europa GmbH, Siemensstr. 22-34, 25462 Rellingen; www.yamaha.de
Nachbereitung
Zum Anpassen und Verfremden der Klänge gibt es umfangreiche Möglichkeiten. Der RS7000 bedient sich hierbei der Offset- Methode, d.h. ein bereits voreingestellter Wert wird relativ verändert, sodass man sehr schnell zum gewünschten Ergebnis kommt. Wichtigstes Tool für die Soundmodifikationen ist sicherlich das resonanzfähige Filter und kann entweder als Tiefpass (12, 18 & 24 dB), Hochpass, Bandpass oder Bandsperre arbeiten. Das Filter klingt sehr hochwertig, und hat vor allem bei geeigneten Basisklängen einen sehr analogen Charakter. Die Filterhüllkurve verfügt über die Parameter Attack, Decay, Sustain und Release und ist in ihrer Intensität bzw. Tiefe einstellbar (positiv & negativ).
Auch die Laustärke lässt sich mittels ADSR-Hüllkurve beeinflussen. Ein auf Wunsch BPM-abhängiger LFO kann sich auf Tonhöhe, Laustärke und Filter auswirken. Der LFO verfügt über sieben Wellenformen, selbst eine User-Waveform kann erzeugt werden. Regelbar sind sowohl die Intensität, die Startphase und die Geschwindigkeit. Mittels Key-Reset-Parameter lässt sich bestimmen, ob die LFO-Einstellung bei erneutem Triggern zurückgesetzt wird oder alle Noten synchron schwingen. Tonhöhenabhängige Klangvariationen erreichen Sie mittels einstellbarem Portamento- Effekt, dieser ist wahlweise nur bei legato gespielten Tönen aktiv oder wirkt sich auf alle gespielten Noten aus, die Zeitdauer des Portamento-Effekts ist einstellbar.
Die hier aufgeführten Parameter sind nicht nur über das Display editierbar, sondern stehen auch im spontanen Zugriff des Bedienpanels, da für die einzelnen Parameter entsprechende Regler vorhanden sind. Tonerzeugung und Nachbearbeitungsmöglichkeiten verdienen schon ein großes Lob.
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Das sind die Themen dieser Ausgabe:
- Sampletalk mit And.Ypsilon (Die fantastischen Vier)
- Tobias Enhus spricht über sein Synclavier
- Die Groove-Mutter: Yamaha RS7000
- Real Samples – Historische Tasteninstrumente digitalisiert
- Software-Sampler am Rande der Wahrnehmung
- Korg DSS-1 als Hardware-Plug-in
- Cinematique Instruments – Filmreife Sample-Instrumente
- Groovesampler in der Praxis
- Die Mellotron-Story
- Vintage Park: Fairlight CMI
- Transkription – Ten Sharp: You
Sampler
Auf den ersten Blick mag der Sampler im RS7000 wie eine nette Zugabe wirken, was jedoch ein Irrglaube ist. Das Hauptaugenmerk liegt bei der Sampling- Abteilung nicht auf der Abbildung möglichst komplexer Multisamples, sondern auf der spontanen Arbeitsweise mit Samples in aktuellen Musikproduktionen. Unterschieden werden zwei Typen von Samples. Zum einen gibt es die so genannten Pitched-Voices, zum anderen die Sample- Kit-Voices. Im Pitched-Voice-Modus wird das so erstellte Sample über den gesamten Tastaturbereich verteilt und ist tonhöhenabhängig spielbar. Im Sample-Kit-Voice-Modus können bis zu 128 Mono- bzw. 64 Stereo- Samples über die Tastatur verteilt werden, und Sie können so komplette Multisets erstellen. Der Samplespeicher ist ab Werk 4 MB groß und lässt sich auf 64 MB aufrüsten. Von den maximal 2 × 128 Samples, die im Speicher Platz finden, sind 128 „lokale“ Samples, die jeweils nur in einem Style nutzbar sind, und 128 Samples sind „global“, d.h. in sämtlichen Styles nutzbar.
Die Sampling-Funktion arbeitet Stereo oder Mono bei 16 Bit Quantisierung und Sampling-Rates von 44,1 kHz, 22,05 kHz, 11 kHz und 5 kHz, um sowohl High-Quality als auch LoFi-Sample- Wünsche abzudecken.
Im Digital-Modus werden zusätzlich Sampling- Rates von 48 kHz und 32 kHz unterstützt. Dazu ist jedoch das optionale Digital- Interface notwendig. Das Ausgangssignal kann direkt abgegriffen werden, um am RS7000 erstellte Patterns mittels Resampling in den Sampling-Kreislauf einzufügen. Die weitaus kreativste Art des Sampling ist der sog. Slice+Seq-Typ.
Ein Sample wird – ähnlich Steinbergs Recycle – in verschiedene Stücke (Slices) unterteilt und automatisch werden Trigger-Noten dafür erstellt. Gespeichert wird das Sample als sog. Sample-Kit-Voice. Dieser Sampling- Typ verschlingt allerdings mehr Sampling- RAM, sodass man schnell an die Grenzen der internen 4 MB gelangt. Für verschiedene Sample-Quellen gibt es verschiedene dafür geeignete Slice-Typen, Beat 1–3 sind optimiert für Drumloops, Phrase 1– 4 für komplexere Passagen, Quick ist unabhängig vom Eingangsmaterial und „zerstückelt“ dieses in feste Bestandteile. Zudem ist regelbar, ab welchem Pegel das Sample zerschnitten wird.
Besonders beeindruckend ist die Arbeit mit Drumloops. Diese lassen sich nach dem Sample-Vorgang in großen Bereichen im Tempo variieren, ohne das es zu Tonhöhenveränderungen , hörbaren Phasenverschiebungen oder Drop-Outs kommt. Hier hat der Yamaha-Algorithmus gerade bei geringeren Tempi als denen des Original-Signals die Nase vor Recycle, da die zwangsläufig entstehenden Pausen mit Füllsamples bestückt werden.
Interessant ist natürlich auch die Möglichkeit, die MIDI-Spur zu den Samples entsprechend zu bearbeiten, sei es durch Quantisierung oder die Loop-Remix-Funktion, sodass eine so gesamplete Rhythmusschleife immer wieder neu manipuliert und der ursprüngliche Groove passend zum neuen Track angepasst werden kann. Auch mit anderen Sampling- Typen erstellte Samples lassen sich nachträglich noch „slicen“.
Der Sampling-Typ Kit+Note erzeugt zum Sample automatisch ein Note-On, damit ist gewährleistet, dass ein Sample immer synchron an der richtigen Stelle eingestartet wird, ideal ist dieser Typ für Vocal- oder Instrumental-Phrasen, die nicht exakt am Taktanfang beginnen.
Der Sampling-Vorgang kann einerseits manuell ausgelöst werden, zu anderen durch ein Überschreiten eines Threshold-Wertes oder taktsynchron bei Erreichen eines Punch- In-Taktes (ideal für Resampling). Auf Wunsch kann das Eingangssignal bereits beim Aufnehmen normalisiert, d.h. auf seinen Maximal-Pegel gebracht werden, dieses ist aber auch später noch möglich. Nach dem Sample-Vorgang ist es relativ einfach, mittels Truncate-Funktion einen Start- und Endpunkt festzulegen. Dabei ist zu jedem Zeitpunkt durch die Übersicht im Display gewährleistet, dass die Bedienung auch für Nicht-Profis beherrschbar bleibt.
Sample-Edit
Neben der Nachbearbeitung durch Filter, Hüllkurve etc. können die Samples noch digital nachbearbeitet werden. Sie können festlegen, ob das Sample im Loop abgespielt wird, entweder zwischen Start- und Endpunkt oder aber als Loop, die nach Durchlauf des kompletten Samples zwischen zwei definierten Punkten geloopt wird. An digitalen Nachbearbeitungsmöglichkeiten bietet der RS7000 Normalize, Time- Stretch, Pitch-Convert, Fade In/Out, Frequency- Convert (halbe Samplingrate), Stereo-> Mono und eine Loop-Remix-Funktion, auf die ich später noch einmal gesondert eingehen werde. Natürlich lassen sich auch Sample-Parts ausschneiden, das Sample kopieren, umbenennen und natürlich bei Nichtgefallen löschen.
Vermisst habe ich eine Crossfade-Funktion. Klar, für die hier in erster Linie angepeilten Arbeiten ist dieses nicht zwingend notwendig, allerdings weiß ich diese Funktion bei meinen E-MU Samplern sehr zu schätzen. Die Qualität der Digitalfunktionen ist auf dem neusten Standard.
Die Loop-Remix-Funktion ist ideal für Drumloops jeder Art. Für deren Bearbeitung gibt es verschiedene Remix-Algorithmen, die das Sample ähnlich des Kit&Slice-Sampling-Typs in verschiedene Slices zerlegt. Dabei kann die Anzahl der Slices definiert und eine Remix-Variation bestimmt werden (Normal 1&2, Revers 1&2). Interessant sind vor allen Dingen die Reverse-Algorithmen, die Einzelteile des Samples rückwärts abspielen. Beim Arbeiten mit der Loop-Remix-Funktion sollte jedoch darauf geachtet werden, dass das Sample ganztaktig geschnitten ist, da der Groove im Kontext sonst oft nicht mehr funktioniert. Hat man dies getan, wird man vom Ergebnis für die mühevolle Arbeit belohnt. Schön übrigens ist die Tatsache, dass der RS7000 die unterschiedlichsten Sampling- Formate unterstützt. Ohne Probleme werden Aiff- und Wav-Dateien geladen (und exportiert), auch der Import von Akai-Samples und Programs (S-1000/3000-Format) ist ohne großen Aufwand möglich. Die Daten müssen auf einem SCSI-Medium vorliegen.
Der Sequenzer
Die Funktionsweise des Sequenzers ist in weiten Teilen identisch mit denen des RM1x oder des QY700. Der Sequenzer besitzt drei Modi, den Pattern- Mode, den Pattern-Chain-Mode und den Song-Mode, hat eine Speicherkapazität von ca. 259.000 Noten und ist 124-fach polyphon (beim Ansteuern externer Klangquellen). Ein Pattern oder Song bedient sich 16 Spuren, ein Style wiederum enthält 16 Sektionen, sodass insgesamt 1.024 User-Patterns ihren Platz finden können. Ab Werk ist der RS7000 relativ nackt, in seinem Speicher finden sich 5.980 Preset-Phrasen, die als Basis für eigene Styles genutzt werden können. Pro Style können 256 eigene Phrasen erstellt werden.
Pattern-Mode
Ein sog. Style besteht aus 16 Sektionen à 16 Phrasen-Spuren. Die Sektionen A-J, also die ersten 10, sind direkt über die Sektion-Taster anwählbar, d.h. auch in Realtime zu verstellen. Für die meisten Fälle dürften die 10 Sektionen ausreichen, da die wenigsten Songs aus mehr als 10 unterschiedlichen Parts bestehen. Sollten Sie jedoch mehr als 10 Sektionen benötigen, können Sie diese nicht in Ihr Echtzeit-Arrangement mit einbeziehen, sondern müssen diese im Pattern-Chain-Modus gezielt in ein festes Arrangement einbinden. Von daher sollte eine Pattern-Chain aus den Sektionen eines Styles erstellt werden, macht unter musikalischen Gesichtspunkten sowieso mehr Sinn. Zwischen verschiedenen Styles kommt es oftmals zu kleinen Aussetzern, welche durch das Umschalten der Effekt- Unit zu Stande kommt. Dies geht zu Lasten des Timings.
Jede Sektion besteht aus 16 sinnvoll vorsortierten Phrasen, sodass die ersten 8 Spuren immer für Drums reserviert sind, und die Spuren 9-16 melodischen Parts dienen. Dieses Reglement macht Sinn, hilft es doch, die Styles entsprechend übersichtlich zu halten. Das Arbeiten in Echtzeit gestaltet sich recht einfach. Einfach einen Style auswählen, auf Start drücken und schon kann’s losgehen. In Echtzeit zwischen den Sections umschalten, Spuren muten, die Melodiespuren transponieren oder dann doch schnell das Keyboard aktivieren und live – so gut es mit den Tasten geht – ein paar Takes dazu spielen oder ein Arpeggio starten. Der Zugriff erfolgt sehr spontan und ohne Timing-Geholper. Mittels Tap-Tastern können Sie das Tempo an externe Quellen angleichen, um z. B. den RS 7000 synchron zu einem Turntable einstarten zu können. Synchronisierbar ist der RS7000 einerseits über MIDI-Clock aber auch über MTC mit einstellbarem Offset. Leider liegt die Shift-Taste etwas entfernt von der Mute-Taste, sodass die durch gleichzeitigen Tastendruck ausgelöste Solo- Funktion etwas schwerfällig zu erreichen ist. Auch die Möglichkeit, fünf Mute-Settings und fünf Scene-Einstellungen (Reglereinstellungen) pro Style zu speichern, tut ein Übriges zum flexiblen Live-Arrangement, da somit selbst komplexe Einstellungen auf Knopfdruck abrufbar sind. Der reine Pattern-Mode ist sicherlich der interessanteste, da er spontanen Zugriff auf alle Spuren ermöglicht.
Aufnahmen
Sollten Sie kein Anhänger patternorientierter Musik sein, können Sie den RS7000 auch als konventionellen 16-Spur Sequenzer gebrauchen, die Arbeitsweise entspricht dann mehr einer Bandmaschine. Neben reinen Events lassen sich auch Tempoänderungen und vorher abgespeicherte Mute- bzw. Scene- Settings aufnehmen.
Auf Wunsch lässt sich aus einer Pattern- Chain ein Song konvertieren, diesen können Sie theoretisch wieder als Standard-MIDI-File exportieren und somit auf andere Systeme portieren, andererseits lässt sich auch ein Song als SMF importieren.
Es gibt insgesamt drei verschiedene Aufnahmetypen. Während bei der Echtzeitaufnahme ein Replace- und ein Overdub-Modus bereitsteht, dient der Step-Recording-Modus weniger geübten Musikern. Der Grid-Modus erinnert an die Lauflichtprogrammierung der Roland TR-Drumcomputer. Im Step-Verfahren können sowohl Noteninformationen als auch Controllerdaten aufgenommen werden, bei der Echtzeitaufnahme können sogar sämtliche Reglerbewegungen mit in die Spur aufgezeichnet werden.
Vor der Aufnahme einer Phrase können Sie den Klang bestimmen, die Länge der Phrase (max. 256 Takte) definieren, und außerdem festlegen, ob die Spur im Nachhinein in Echtzeit transponierbar sein soll.
Play-FX und Nachbereitung
Die Nachbearbeitungsmöglichkeiten stehen einem Software-Sequenzer – sieht man einmal von der Drag&Drop-Oberfläche ab – in keinerlei Hinsicht nach. Die Quantisierungsmöglichkeiten sind exzellent, gerade auch durch den einstellbaren Swing-Faktor. Es lassen sich Einzel-Events als auch komplette Takte umfangreich bearbeiten, löschen, kopieren, einfügen, verschieben, eben alles, was man von herkömmlicher Sequenzer- Software gewohnt ist.
Für die Variation der Spurdaten gibt es diverse Möglichkeiten, mit eigenen Drehreglern in die Abspieldaten einzugreifen. So lässt sich die Sequenz live in folgenden Werten ändern:
- Beat Stretch ändert das Abspieltempo, ideal sind natürlich Werte, die rhythmisch Sinn machen.
- Clock-Shift versetzt die Spur-Events um einen Wert x. Auch hier macht ein rhythmischer Versatz den größten musikalischen Sinn.
- Swing erhöht oder vermindert den Swing- Faktor.
- MIDI-Delay erzeugt einen Echo-Efekt aus MIDI-Basis, sogar mit regelbarer Feedback- Zeit.
- Velocity erhöht oder vermindert die Anschlagdynamik der Spur.
- Gate Time verlängert oder verkürzt Notenwerte.
- Unison dickt eine Stimme an, max. 8fach.
- Oktaver erzeugt eine zusätzliche Oktave- Spur.
- Harmonize erzeugt automatische Harmoniestimme in definierbarem Abstand zum Basis-Ton.
Loop Remix
Was eigentlich wieder nach Slices und Sampling klingt (dort auf der MIDI-Trigger-Spur auch genutzt werden kann) ist eine sehr kreative Art, MIDI-Daten auf Knopfdruck logisch durcheinander zu würfeln. MIDI-Recycle wäre ein anderer gelungener Ausdruck für diese Funktion.
Eine MIDI-Spur kann anhand 16 verschiedener Remix-Typen und verschiedener Variationen (Normal, Reverse, Roll, Break, Pitch, jeweils 1-16) neu zusammengesetzt werden, sodass immer wieder neue Variationen der Ausgangs-Spur entstehen. Was in der Theorie ein eher zufälliges Ergebnis erwarten lässt, sieht bei der Bearbeitung geeigneten Materials in der Praxis ganz anders aus. Hier kam es tatsächlich zu ganz interessanten musikalischen Abwandlungen, die anders so einfach nicht hätten erzeugt werden können.
Der Sequenzer des RS7000 ist ein zur Spontanität inspirierendes Tool, welches dem Nutzer abseits der ausgetreten Pfade einen neuen Zugang zum Musikmachen bringt.
Arpeggiator
Ein Arpeggiator gehört mittlerweile zum guten Standard. Von daher war ich hier etwas von der Ausstattung enttäuscht. Bei CS2x und CS6x hat Yamaha ja nahezu einen Standard für Arpeggiatoren gesetzt. Im RS 7000 findet sich jedoch nur ein ganz simples Modell, mit fünf Typen (up, down, alternate 1&2, random), einer Sort- und einer Hold-Funktion sowie der einstellbaren Oktav-Range , nicht einmal eine Resolution ist einstellbar.
Effekt-Unit
Zum üblichen Yamaha 3-fach-Effekt kommt beim RS7000 noch eine Master-Effekt-Unit, welche sich auf die Stereo-Summe auswirkt. Zusätzlich verfügt jede Sequenzer-Spur über einen EQ, der wahlweise als 2-Band-EQ, als vollparametrischer 1-Band-EQ oder als Booster (6,12,18 dB) genutzt werden kann. Ein parametrischer 4-Band-EQ für die Stereo- Summe steht zusätzlich bereit. Die Effektbereiche Variation, Delay und Reverb sind wie gewohnt in der Yamaha-üblichen Qualität und mir in dieser Art anderenorts noch nicht über den Weg gelaufen.
Besonders überzeugen konnten mich jedoch die Master-Effekte, bei denen es sich um sehr drastisch in das Klangbild einwirkende Algorithmen handelt. Exakt diese Typen sind derzeit in aktuellen Musikproduktionen gefragt. Sie können beispielsweise die Quantisierung des Stereosignals verändern und LoFi-Sounds erzeugen.
Die Master-FX-Unit bietet effektive Möglichkeiten, sehr intensiv mit diversen kombinierten Filtermodulen zu arbeiten, das Material ähnlich einer Filterbank zu verfremden, zu verzerren oder rhythmisch zu zerhacken. Die Algorithmen verfügen über eine Vielzahl an Parametern, welche in Echtzeit mittels der vier dafür verfügbaren Potis bearbeitet werden können. Leider können Veränderungen der Master-Effekte nicht in den Sequenzer aufgenommen werden.
Kleiner Tipp: Selbstverständlich lassen sich über den analogen Input die Mastereffekte auch für externe Zuspieler missbrauchen, und die so bearbeiteten Signale klingen gleich irgendwie nach Daft Punk oder Björk. Den Ausdruck „Filter-Disco“ möchte ich ungern bemühen, er trifft jedoch ziemlich genau die erzielten Effekte. Alles in allem legen die gebotenen Effekte hinsichtlich Qualität und Ausstattung die Messlatte mal wieder etwas höher und andere Hersteller sollten sich getrost daran orientieren.
Speicher und Lieferumfang
Die Daten werden auf 3,3 Volt Memory- Cards gespeichert oder auf DOS-formatierten SCSI-Medien. Letzteres hat den Vorteil, dass die so gespeicherten Daten an anderer Stelle gleich weiter verwertet werden können. Zum Lieferumfang des RS7000 gehören eine 8MB Smart Media Card mit 56 Styles (2 Autoload-Files), eine CD-ROM inkl. 12 Styles (MIDI+Sample), Soniq Foundry’s ACID XPress als Trial Version sowie eine CD-ROM mit 25 Loops.
Bedienung
Positiv hat mich die Oberfläche des RS7000 beeindruckt, für nahezu jeden Parameter gibt es einen Button oder ein Poti. Sämtliche Potis lassen sich sogar mit anderen Parametern versehen.
Das Keyboard ist zwar nicht mit einer konventionellen Tastatur vergleichbar, erfüllt aber trotz fehlender Dynamik seinen Zweck. Dynamische Phrasen – besonders Drums – lassen sich über die zwei dynamischen Pads einspielen. Sämtliche Bedienelemente sind auch bei schlechten Lichtverhältnissen zu erkennen, auch das Display lässt sich bequem aus verschiedenen Positionen ablesen. Das ist auch notwendig, da ein Großteil der Informationen über das Display wiedergegeben wird, gerade für globale Übersichten (Mix-Window) ist der Blick aufs Display unerlässlich.
Ab und an wird das Handling etwas erschwert. Shift- & Mute-Taster liegen etwas weit auseinander (für Solo-Funktion); um eine Spur zu selektieren, braucht man dann doch hin und wieder zwei Hände. Einige Funktionen sind bei laufendem Sequenzer nicht ausführbar, nichts für Hektiker wie mich. Ebenfalls hat mich gestört, dass ich recht häufig die Exit-Taste bemühen musste, um aus manchen Menüs wieder heraus zu kommen.
Alles in allem jedoch ist das Gerät sehr spontan zu bedienen, auch das Handbuch tut sein übriges, da es bei jeder Frage wirklich gut weiterhelfen kann.
Fazit
Mir hat das Arbeiten mit dem RS7000 großen Spaß gemacht. Der RS7000 setzt gerade dort an, wo man selbst oft nur unmotiviert mit der Maus Balken über den Monitor schiebt.
Die internen Klänge sind sehr gut, der Sampler dank ausgeklügelter Slice-Funktionen ein echter Spaß- und Ideenlieferant, der Sequenzer tut ein Übriges, um den RS7000 zu einem vollwertigen Stand-Alone-Instrument zu machen.
Auch ein Test mit einem musikalischen Laien führte zum erwarteten Ergebnis. Selbige Person war nur mit großem Aufwand vom RS7000 weg zu bewegen, so sehr machte das Musizieren Spaß. Im Laufe des Testes hat sich ebenfalls erwiesen, dass der RS7000 ein sehr innovatives, professionelles Tool für den Musikeralltag sein kann.
Abgesehen von ein paar minimalen Schwachpunkten wie dem etwas schlichten Arpeggiator, den nicht aufnehmbaren Master-Effekten und den angesprochenen Bedienungsbremsen ist der RS7000 eine rundum gelungene Sache und kann so mancher angepeilter Zielgruppe sicherlich das gewünschte musikalische Ergebnis liefern. Der Listenpreis ist angesichts der gebotenen Leistungen mehr als gerechtfertigt.
+++ Konzept
+++ Samplerfunktionen
+++ Klangqualtät
+++ Sequenzer
+++ Sound-Auswahl
+++ Klangqualität
+++ Effekt-Unit
+++ Lieferumfang
+++ Bedienung
— Nur rudimentärer Arpeggiator
— Kein Zugriff auf alle Parameter bei laufendem Sequenzer
— Keine Aufnahmefunktion für Master-Effekte
Sehr guter Test zu einer sehr guten und zeitgemässen/10/2016 Wunderkiste!