Neulich beim Synthdocktor

Reparatur & Modifizierung von Keyboards & Synthesizern

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Vintage-Synthesizer sehen kultig aus und klingen auch so … solange sie funktionieren. Die Geräte haben unter Umständen 40 Jahre und mehr auf dem Buckel − da geht schon mal was zu Bruch. Und neben den hohen Anschaffungskosten sollte man als Sammler und Liebhaber die Service-Werkstatt mit einplanen. Wir haben ein paar Experten besucht …

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(Bild: Joker Nies, Jörg Sunderkötter, Eric van Baaren)

Man kann froh sein, dass man auf eine gerade im Moment rasch wachsende Vielfalt an neuen Geräten zurückgreifen kann, wenn man ausdrücklich analoge Instrumente haben möchte. Dennoch gibt es natürlich gute Gründe, sich für die Originale aus den 60er-, 70er- und 80er-Jahren zu begeistern. Die Instrumente haben gewisse Eigenschaften, die jedes von ihnen zum Unikat machen.

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In nicht wenigen Fällen wurden nicht nur einzelne Bauteile, sondern sogar komplette Schaltungselemente im Laufe der Serienproduktion geändert, was etwa beim Korg MS-20 oder ARP Odyssey zu sehr unterschiedlichen Klangcharakteren führt. Hinzu kommt aber noch die jahrelange Nutzung bzw. Abnutzung. Auch die elektronischen Toleranzen der Bauteile von damals führen immer wieder zu sehr speziellen Unterschieden.

Unterschiedliche Baureihen werden dann mehr oder weniger geschätzt. So gelten die ersten Modelle des Minimoog als weniger stimmstabil, sollen aber im Klang noch mal deutlich rougher sein als die späteren Serienchargen. Die Revisions des ARP Odyssey unterscheiden sich maßgeblich in den Filterschaltungen, wobei Revision III auch noch andere Oszillatoren hat als seine Vorgänger. Es gibt hier vieles zu entdecken − vor allem Instrumente mit einem ganz individuellen Charme und einem Sound, der diesen Synthesizer von allen anderen unterscheidet.

Moog-Doktor Rudi Linhard mit einem frisch restaurierten Minimoog.
Originale Steckverbindung des Wheel-Boards mit korrodierten Kontakten.

Nicht zuletzt sind es aber auch Fertigungsmängel der damaligen Zeit, die immer wieder zu Problemen führen und die Bedienelemente brechen oder Voice-Boards abrauchen lassen. So etwas ist ein klarer Fall für Experten, die sich nicht nur bei den feinen Unterschieden der Geräte, sondern besonders auch mit ihren Macken auskennen.

Lintronics

Wenn es jemanden gibt, der sich mit Moog-Synthesizern gut auskennt, dann ist es hierzulande Rudi Linhard. Er kennt die Moogs bis ins kleinste Detail, und Infos aus erster Hand hat er von Bob Moog selbst, zu dem er ein freundschaftliches Verhältnis pflegte. Die Lintronics-Erweiterung war Grundlage des Betriebssystems für den Minimoog Voyager, das Linhard dem Projekt beisteuerte. Linhards Erweiterungen für Minimoog und Memorymoog sind legendär − damit werden die Synthesizer MIDI-fähig und können auf vielseitige Weise in moderne DAW-Setups integriert werden.

Darüber hinaus bietet Rudi Linhard auch Hardware-Upgrades an, mit denen einige technische Probleme der Vintage-Geräte beseitigt werden, die sich bei jahrelangem Gebrauch mehr oder weniger immer einstellen. Mit der Zeit korrodieren die alten Steckverbinder, beim Minimoog z. B. die Verbindung der Wheel-Sektion, und beim Memorymoog werden sämtliche Steckverbinder der Flachbandkabel gegen neue mit Goldkontakten ausgetauscht. Beim Minimoog wird unter anderem das fest eingebaute Netzkabel gegen eine Kaltgerätbuchse ausgetauscht, was viel robuster ist.

Mit viel Liebe zum Detail werden die alten Schätze von Rudi Linhard restauriert − eine mitunter zeitraubende Tätigkeit. Es kommt immer wieder vor, dass »harte Fälle« eingesendet werden, die Linhard unter Umständen sogar ablehnt. Es sei dabei gar nicht mal die Alterung der Geräte selber, winkt Rudi Linhard ab. Das Schlimmste seien solche Geräte, die schon in den Händen irgendwelcher Hobby-Elektroniker waren und provisorisch wieder flott gemacht wurden: »Haarsträubend, was man da nach dem Öffnen des Geräts zu sehen bekommt. Frei verdrahtete MIDI-Erweiterungen, die u. U sogar Kurzschlüsse verursachen können, mit Heißkleber und Kabelbindern provisorisch ›reparierte‹ Tasten usw. Wenn du in so einer Kiste, wo du gar nicht weißt, was da kaputtrepariert wurde, den Fehler finden musst, bist du Tage, unter Umständen Wochen beschäftigt. Wenn wir mal von einer ganz normal gealterten Minimoog-Tastatur ausgehen, dauert es drei Tage, um sie wieder flott zu machen.« Aber auch an der Elektronik gibt es Bedarf für Verbesserungen, so verlötet Linhard z. B. neue Widerstände am Oktav-Wahlschalter, der bei den meisten Modellen ungenau ist.

Die neue Steckverbindung sieht schon viel besser aus.
Neu eingelötete Widerstände stabilisieren die Stimmung bei der Oktavumschaltung des Minimoog.

Bei unserem Besuch hatte Rudi gerade einen frisch restaurierten Mini auf dem Tisch – es ist vielleicht ein wenig befremdlich, den Synth ohne Gehäuse vor sich zu haben, aber er stöpselte einfach Tastatur, Wheel-Sektion und Bedienfeld zusammen. »Hier, spiel mal an! Der ist gerade fertig geworden …« Die Tastatur spielt sich garantiert exakter als bei jedem damals neu ausgelieferten Minimoog. Überhaupt macht das Instrument einen neuwertigen Eindruck, Panel, Wheels, Potis − mint condition. Ein Dreh am Cutoff und Swap! Ein Edelstück. www.lintronics.de

Der ARP-Heilige

Wenn der letzte Fader am geliebten ARP 2600 endgültig festsitzt, ist er der Mann der Stunde. Eric van Baaren hilft betagten ARP-Geräten ins Leben zurück − egal welch Zipperlein das historische Schätzchen plagt. Saint Eric ist der weltweit gefragteste Experte, wenn es um Reparatur und Modifikation von ARP-Synthesizern und Sequenzern geht.

In einem unauffälligen Reihenhaus in der Nähe von Rotterdam begrüßt uns Saint Eric, der Schutzpatron der ARP-Synthesizer, mit einer Tasse Kaffee und einer CD, die er in den frühen 90er-Jahren aufnahm. Wir hören eine absolut amtlich klingende Synth-Rock-Produktion mit einer facettenreichen Palette an handgespielten analogen Synth-Sounds − aufgenommen im Track-Bouncing-Verfahren mit zwei DAT-Rekordern! Jemanden, der so etwas hinbekommt, würden wir jederzeit unsere analogen Schätze reparieren lassen.

Neues Tolex, neue Beschläge, innen und außen alles tiptop. Dieser 2600 ist dank der nun samtweich laufenden Fader in absoluter Vintage-Topform.
Saint Eric in seinem Element: Hier werden aus abgerockten alten Schätzen wieder perfekt funktionierende Synthesizer.

Erics Leidenschaft für Synthesizer und insbesondere die Instrumente von ARP reicht bis in die 70er zurück, als er seinen ersten ARP Axxe kaufte. Gleichzeitig war er schon immer an Elektronik interessiert und holte sich seine erste Lötkolben-Brandblase im zarten Alter von 5 Jahren. Heute ist er der führende Experte in Sachen ARP, der über die Jahre ein umfassendes Wissen entwickelt und eine gut sortierte Ersatzteil-Sammlung zusammengetragen hat. Doch Eric macht nicht nur perfekte Vintage-Restaurierungen, sondern hat viele sinnvolle Verbesserungen und Erweiterungen entwickelt, die der Kunde individuell auswählen kann.

Die größten Probleme bei ARP-Synthesizern liegen seiner Erfahrung nach ganz klar bei den Fadern: »Es gibt zwar Klone dieser Fader, aber die sind sogar noch schlechter als die Originale. Inzwischen benutze ich nur noch das Widerstandselement des neuen Faders und baue den in den alten Fader ein. Aber selbst die neuen Widerstände sind problematisch. Das ist natürlich aufwendig und nicht gerade billig. Dafür hat man aber wieder viele Jahre Spaß an perfekt arbeitenden Fadern.

Wenn man einen originalen ARP kaufen möchte, rät Eric zu den Geräten aus der letzten Serie, die ARP gebaut hat. »Bis auf den ARP 2600. Das erste Model (Blue Marvin) klang einfach am besten von allen ARP 2600. Allerdings sind davon nur ca. 25 Stück gebaut worden.«

Gespannt ist Eric natürlich auch auf den neuen ARP Odyssey. Was er davon erwartet: »Eine gewisse Uniformität. Sie werden wahrscheinlich alle gleich klingen. Ich habe inzwischen mehr als 300 Odyssey repariert, und sie klangen alle unterschiedlich. Sie haben Launen. An einen Tag lassen sie sich einfach nicht richtig stimmen, am nächsten Tag ist wieder alles perfekt.«

www.sainteric.eu

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Bei meinem Yamaha 7000 HD Keyboard ist das C2 stumm. Wo, oder wer kann es reparieren? Danke.

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  2. Hallo neine Name ist Kurtic Kristijan
    ich hebe eine KORG M3 Xpanded 61 tasten
    ich brauche 10 stück Schwarzen tasten weil meine sind kaputt gegangen und jetzt müssen ausgetauscht werden.

    ich würde mich freuen wenn sie mir bitte weiter helfen können Danke

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    1. Hallo Kurtic,
      da muss ich dich an den Hersteller verweisen. Vielleicht kann auch der Händler weiterhelfen, bei dem du es gekauft hast.
      Viel Erfolg.

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  3. Hallo, mein Name ist Angelo Ludwig,
    Seit ein paar Tagen Streikt mein Hohner ADAM Keyboard.
    Es fährt nicht hoch und zeigt Please Wait und geht nicht weiter, geht es dennoch über diesen punkt hinaus nach mehrmaligen Ein Aus schalten hängt es sich nach speilen des ersten Tons auf und hält den Ton bis mann es Ausschaltet oder den Netzstecker zieht. Gibt es eine Lösung und wer kann da helfen.
    Liebe Grüße
    Angelo Ludwig

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    1. Moin. Etwas spät gesehen aber ich habe einen ADAM mit dem gleichen Problem. Ist damit jemand weiter gekommen ?

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      1. Bei meinem Keyboard Tyros 2 ist die Registration kaputt. Kaputt. Wo kann ich es reparieren lassen?

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    2. Hallo in die Runde.
      Heute ist es mir gelungen exakt das beschriebene Problem mit dem ADAM zu lösen. Mir fiel auf, dass der ADAM manchmal gar nicht startete und manchmal nach wenigen gedrückten Tasten abstürzte. Irgendwann habe ich mal etwas auf den Mikroprozessor (MC680000F) auf der Hauptplatine gedrückt und dann hielt er etwas länger durch oder bootete etwas häufiger. Meine Vermutung war ein Kontaktproblem mit dem Sockel des Prozessors. Ich habe 2 Dinge gemacht:
      Prozessor raus genommen (ganz vorsichtig mit 2 Winzschraubenziehern heraushebeln, Achtung Sockel ist spröde)
      1. Mit einem ganz dünnen Draht oder Nadel alle Kontakte am Prozessor etwas auf Biegung bringen (einfach Draht oder Nadel unter den ersten Kontakt fummeln und dann immer weiter durchschieben)
      2. Mit einer superfeinen, wenig verzinnten, nadelförmigen, neuen Lötspitze und etwas vorher aufgetragenes Flussmittel habe ich alle 68 Kontakte im Sockel noch mal erhitzt und auf der Platine fixiert. Dabei konnte ich sehen, dass einige der Kontaktfedern sich im Sockel leicht nach innen bewegt haben ( gut, das bringt die Spannung zurück 😉 ). Bei diesem Vorgang habe ich die Spitze ca. 2 mal etwas nachverzinnt.

      Danach den Prozessor vorsichtig wieder eingesteckt und gut war es.
      Kiste Läuft wie ein junger Gott.
      Achso, alle gesteckten ICs der Hauptplatine habe ich vorher auch noch vorsichtig gelöst und wieder eingesteckt, wg. Korrosion, das hat aber die eigentliche Fehlerursache nicht behoben..
      Ich hoffe das hilft auch anderen weiter.

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  4. Hallo Dirk Heilmann ich brauche ihre Hilfe vielleicht sie können mir weiter helfen bitte.
    Ich habe eine KORG M3 XPANDED
    Das Problem ist ich habe was von System gelöscht und jetzt kommt kein Ton raus wenn ich spiele

    Ich hoffe sie können mir vielleicht weiter helfen Danke

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    1. Hallo,

      ich würde zunächst einmal gucken, ob man es auf wir Werkseinstellungen zurück setzten kann. Ein Blick in die Bedienungsanleitung wird da sicher helfen.

      Lieben Gruß

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  5. Ist es möglich an einem alter GEM WK1 ein CD-Laufwerk anzubringen anstatt eines Diskettenlaufwerks?

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  6. Hansi S. mein Roland Discover 5M sagt bei neu Hochfahren nichts mehr.
    der Anfangsbildschirm ist da, aber er reagiert nicht auf irgendeinen
    Knopfdruck. Ich habe die Cod. Karte eingesteckt, und das Gerät wollte
    Formatieren, so habe ich schnell Ausgeschaltet, seitdem keine Reaktion mehr. danke Hansi

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  7. Hallo Herr Heilmann,

    können Sie ein Casio sk8 sampling keyboard zu einem MIDI Keyboard modifizieren?

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    1. Nein, leider nicht.

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  8. Hallo, ich würde ein Flachbandkabel abgeschirmt für Tyros 2 benötigen, kannst du das besorgen? Danke LG

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