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ARP Pro Soloist (*1973)

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(Bild: Dieter Stork)

Der Arp Pro Soloist gehört zu den Synthesizern, die tiefe Spuren im Popmusik-Universum hinterlassen haben. Viele Keyboarder der 70er-Jahre waren von seinem innovativen, Performance-orientierten Konzept begeistert und setzten ihn auf der Bühne und im Studio ein.

Vor allem Genesis-Keyboarder Tony Banks war ein großer Fan dieses monofonen Analogsynths. Der Pro Soloist wurde schon 1973, im Jahr seiner Markteinführung, fester Bestanteil seiner Keyboardburg und kam bei der Produktion des Albums Selling England By The Pound zum Einsatz.

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Die markanten Sounds des kompakten ARP-Synths, mit dem Banks vor allem Melodien und Solo-Exkursionen gestaltete, wurden bald so etwas wie ein Markenzeichen von Banks. Er verwendete ihn auf vielen anderen Alben der Band wie The Lamb Lies Down On Broadway, A Trick Of The Tail oder Seconds Out und ersetzte ihn erst auf der „Wind-And-Wuthering“-Tour durch den ARP 2600 und den Polymoog. Aber auch andere Musiker waren vom Pro Soloist angetan. Zu ihnen gehörten (neben Rock-Keyboardern wie Jon Lord) u. a. Jazzgrößen wie Herbie Hancock, Chick Corea, Joe Zawinul oder Elektronik-Acts wie Tangerine Dream, Vangelis, Gary Numan (z. B. auf seinem Album Telekon von 1980) oder Coldcut. In der Funk-Szene war das Gerät ebenfalls beliebt und wurde z. B. von der P-Funk-Größe Bernie Worell (auf dem Album Mothership von Parliament) oder den Ohio Players (Funky Worm) eingesetzt.

Der Grund für den Erfolg des kleinen ARP-Synths liegt vor allem in seiner Möglichkeit, Presets abzurufen, ein Konzept, das Anfang der 70er-Jahre keineswegs selbstverständlich war. Ein weiteres neuartiges Feature war der Aftertouch, mit dem sich das Instrument sehr expressiv spielen lässt.

Der unglückliche Vorfahre

Der Vorgänger des Pro Soloist ist der ARP Soloist, der erste seriengefertigte Preset-Synth überhaupt. Er ist komplett analog aufgebaut und notorisch unzuverlässig. Als er auf der NAMMShow 1971 vorgestellt wurde, brachte ARP-Gründer A.R. Pearlman gleich sechs Stück davon mit – das war auch bitter nötig, denn die Geräte gaben nach wenigen Betriebsstunden ihren Geist auf und mussten während der Messe hinter den Kulissen laufend repariert werden.

Steely Dan verwendete den Soloist bei der Produktion ihres Albums Countdown To Ecstacy; die andauernden Tuning-Probleme führten zu immer heftigeren Wutausbrüchen bei Donald Fagen, die schließlich darin gipfelten, dass er den Synth vor dem Studiogebäude auf den Boden warf, auf ihm herumtrampelte und sogar seinen geliebten, zwölf Jahre alten Whisky opferte, um das Objekt des Hasses zu verbrennen. Der erstaunte Studiobesitzer fand am nächsten Morgen ein verkohltes Häufchen Plastik und Metall vor.

Die nächste Generation

Ein solches Fanal ist dem Nachfolger wohl nie widerfahren, denn Stimmprobleme gibt es hier dank digitaler Kontrolle der analogen Oszillatoren nicht, und der anfällige Aftertouch des Vorgängers wurde optimiert. ARP fertigte den Pro Soloist bis 1977 und ersetzte ihn durch den (allerdings nicht ganz so erfolgreichen) PRO DGX, der in mehreren Ausführungen existiert und mit verbesserten, schnelleren Preset-Schaltern aufwarten kann, aber ansonsten im Prinzip baugleich ist. Die Kippschalter für die 30 Presets sind etwas eigenwillig gestaltet, und man muss in der Regel zwei Schalter umlegen, um den Sound zu wechseln. Die Tastatur umfasst drei Oktaven und bietet zwar keine Anschlagdynamik, dafür aber Aftertouch. Letzterer wurde mit einem unter der Tastatur angebrachten, doppelten Metallstreifen realisiert.

Der in seiner Intensität regelbare Aftertouch ist gut bedienbar und kann flexibel auf mehrere Parameter (Pitchbend, Filter-Eckfrequenz, Lautstärke, Vibrato, WOW [Resonanz mit Cutoff] und GROWL [Wirktiefe des LFOs auf Cutoff]) geroutet werden. Neben der Tastatur gibt es außer einem dreistufigen Oktavschalter mehrere Fader für Lautstärke, Intensität des Aftertouch, Filter-Cutoff und Portamento-Geschwindigkeit. Auf der Rückseite findet man einen Monoausgang in Hi- und Low-Ausführung,

Klangerzeugung

Der Pro Soloist verfügt über eine Klangerzeugung mit einem Oszillator, der die Wellenformen Rechteck und Sägezahn generiert. Dabei wird die Sägezahnwellenform durch eine trapezförmige Kombination mehrerer Pulswellen gebildet. Bei manchen Presets kommt eine Pulswellenmodulation zum Einsatz. Pro Preset gibt es individuelle, fest verdrahtete Kombinationen von Hochpassfiltern und Resonator-Filterbanken. Die so schon vorgefilterten Sounds durchlaufen eine VCF-Sektion mit resonanzfähigem, vierpoligem Lowpass-Filter und eine VCA-Sektion.

Das Tiefpassfilter ist dem Moog-Kaskadenfilter „nachempfunden“. ARP verwendete später (z. B. beim PRO DGX) eigene Filterbausteine (das 4075-Filter), um Patentklagen von Moog aus dem Weg zu gehen. Ein LFO mit Sinuswellenform dient der Erzeugung von Vibrato und Tremolo-Effekten. Mit der REPEATFunktion kann man die Hüllkurve in der LFO-Geschwindigkeit triggern. Auch eine Portamento-Funktion ist natürlich an Bord.

Klanglich ist der Pro Soloist eindeutig in der ARP-Familie anzusiedeln, und er ist wohl der am besten klingende PresetSynth der 70er-Jahre. Die Sounddesigner entwickelten die Sounds mit den ARPs 2500 und 2600 und übertrugen sie auf den Pro Soloist. Der Klangcharakter des kleinen Performance-Synths ist ARPtypisch kraftvoll und strahlend, dabei aber warm und lebendig. Die 30 Presets bilden ein relativ breites Soundspektrum ab, deren Grundcharakter sich z. T. an Natursounds orientiert, aber auch abstrakte Klänge (Spacebass, Cosmic Wow etc.) umfasst.

Man findet hier viele schöne und charakterstarke Highlights wie z. B. das English Horn, die Bass-Sounds und die schönen Fuzz-Gitarren-Sounds, die man u. a. auf In The Cage von Genesis hören kann. Der Nachfolger Pro DGX ist übrigens im hohen Frequenzbereich nicht ganz so präsent wie der Pro Soloist, da sein Lowpass-Filter aufgrund eines Designfehlers nur bis 12 kHz reicht

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